Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
Vom Netzwerk:
nahm ihr Handy und wählte eine Nummer. Nach dem zweiten Klingeln ging die Empfangsdame der Kanzlei Franck & Söhne dran, und Sonja bat sie, mit Bastian verbunden zu werden.
    Ihr war egal, was im Schlafzimmer passiert war. Sie musste jetzt an Andrés Unschuld glauben und alles tun, damit auch die Polizei davon überzeugt war.
    Nachdem sie Bastian mit knappen Worten über die Situation informiert hatte und er versprach, so schnell wie möglich zu kommen, wählte sie eine weitere Telefonnummer.
    »Hallo, Liebes!« Isabel klang fröhlich. »Was gibt’s?«
    »Ich muss deinen Mann sprechen«, sagte Sonja. Ihre Stimme klang so kalt, dass es sie selbst entsetzte.
    »Ist was passiert?«, fragte Isabel sogleich besorgt.
    »Ich hoffe nicht …«
    »Warte, ich geb ihn dir.«
    Kurz raschelte es, dann hörte sie Daniels dunkle Stimme. »Sonja? Alles in Ordnung?«
    »Kannst du kurzfristig einen Auftrag für mich übernehmen?«, fragte sie.
    »Klar. Worum geht’s?«
    In diesem Moment erreichten die Beamten André. Sie sprachen miteinander. Sonja glaubte, auf die Entfernung zu erkennen, wie André die Schultern zuckte, dann ging er voran, und die Beamten folgten ihm. Er lächelte, als er sie sah, und sie erwiderte das Lächeln automatisch.
    »Es geht um eine junge Frau. Sie heißt angeblich Ricarda Fröhlich und wurde als vermisst gemeldet. Irgendwas stimmt nicht mit ihr.«
    »Moment, ich verstehe nicht …«
    »Ich hab nicht viel Zeit«, flüsterte sie verzweifelt.
    »Sag mir einfach, dass du versuchst herauszufinden, wo sie ist. Sie hat die letzten Wochen bei uns gewohnt, und ich fürchte, es ist etwas Schreckliches passiert, und man wird versuchen, André die Schuld daran zu geben.«
    »Okay, kannst du mir mehr über sie sagen? Irgendwas, das mich auf ihre Spur bringt?«
    Sonja war ratlos. »Sie hat sich bei uns Marlene genannt«, wisperte sie und legte auf, weil die Beamten jetzt näher kamen.
    Es würde ihnen sicher nicht gefallen, wenn sie erfuhren, dass Sonja einen Privatdetektiv eingeschaltet hatte.
    »Ich glaube, wir sollten uns einfach mal ansehen, was oben los ist.« Kommissar Eichinger blieb vor der Veranda stehen. »Kommen Sie mit, Frau Werner?«
    Sie hielt sich an der Rücklehne der Bank fest, als sie aufstand. Entschlossen nickte sie.
    Ja. Sie musste der Wahrheit ins Auge blicken. Wie auch immer diese Wahrheit aussah.
    * * *
    Er hatte sich einen kurzen Moment lang die Hoffnung erlaubt, dass mit Marlenes Verschwinden alles gut werden würde.
    Als er am Morgen nach unten gekommen war, war sie weg. Es war still in Küche und Wohnraum. Zu still. Er war nach oben gegangen und hatte in ihrem Schlafzimmer nachgeschaut.
    Der Anblick dort hatte ihn entsetzt.
    Hatte ihn ratlos gemacht.
    Hatte ihn an seinem Verstand zweifeln lassen.
    Er sank in den Korbsessel unter dem Fenster und starrte auf die blutigen Schmierereien an der weißen Wand. Die Bluthände, die sich mit Tropfen und Spritzern vermischten, die sich zu Rinnsalen vereinigten. Es sah aus, als hätte jemand versucht, sich an der Wand hochzuziehen, um dem zu entkommen, was auf dem Bett passierte. Das Bettlaken: eine Landschaft aus geronnenem Blut.
    Er war wie betäubt. Was hatte sie in der Nacht getan? Oder war er das gewesen in seiner lustvollen Raserei? Hatte er ihr das angetan?
    Nein, dachte er, und dann: Er wusste es nicht genau.
    Darum war er laufen gegangen, um den Kopf freizubekommen, um irgendwie einen Plan zu fassen, waser tun konnte. Letztlich blieb ihm nur, die Polizei zu rufen, wie er’s auch drehte und wendete.
    Er kehrte zurück und wappnete sich für das, was kam: unbequeme Fragen, Anschuldigungen. Das Schlimmste aber wäre für ihn Sonjas stumm anklagender Blick, weil sie glauben musste, dass er zu so etwas fähig war.
    Sie erwarteten ihn schon.
    Als er hinter Sonja die Treppe hinaufstieg, versuchte er, ihre Hand zu nehmen. Ihre Finger waren eiskalt, und sie packte so fest zu, dass er fast aufgestöhnt hätte.
    Er konnte das Blut riechen, und sie konnte es auch, das merkte er daran, wie ihre Schritte zögerlich wurden, als sie den Treppenabsatz erreichten. Aber der Kommissar schob sich an ihnen vorbei, als wäre es für ihn das Normalste, ein von Blutspritzern und -spuren verseuchtes Zimmer zu betreten. Er öffnete die Tür und gewährte ihnen einen Blick auf das Grauen.
    Was war hier bloß geschehen?
    Er verstand es noch immer nicht.
    »Wir haben die Spuren inzwischen gesichert, aber dennoch wird das Haus jetzt versiegelt. Sie müssten noch mit zum

Weitere Kostenlose Bücher