Verbotene Nacht (German Edition)
schliesslich.
Widerstrebend ließ sie sich in den Beifahrersitz sinken.
“Wir sind gleich dort”, versprach Kyrill, ehe er die Wagentür zuwarf. Schon rannte er zum Fahrersitz, ließ sich hinters Steuer fallen, gab Gas und fuhr mit quietschenden Reifen und überhöhter Geschwindigkeit ins Spital.
***
Kyrill deckte Elli zu. Dann verschwand er, nur um ihr kurz darauf eine Kanne Tee und die Zeitung ans Bett zu bringen. Elli betrachtete ihn gerührt. Sie verspürte keine Schmerzen und hätte sich geradeso gut im Wohnzimmer in einen Sessel setzten können, doch Kyrill hatte darauf bestanden, dass sie sich zu Bett legte.
Eine einzelne Träne, die Kyrill nicht entging, rann ihr über die Wangen.
Kyrill hielt er inne. “Was ist los? Hast du Schmerzen?”
Schnell wischte Elli die Träne beiseite. “Nein, nein. Ich bin nur so unglaublich erleichtert…”
Sie hatte schon damit gerechnet, das Baby zu verlieren. Als eine junge Ärztin die Diagnose einer harmlosen Blutung gestellt hatte, war Elli vor Erleichterung ganz schwach geworden. Wenn sie nicht auf einem Untersuchungsbett gelegen hätte, wäre sie, überwältigt von ihren Gefühlen, zweifelsohne zu Boden gesackt.
Die Ärztin hatte ihr beruhigend zugesprochen, ihr Ruhe verordnet und ihr versichert, dass mit dem Baby alles in Ordnung sei.
Nachdem Kyrill Elli nach Hause gefahren hatte, hatte er persönlich sichergestellt, dass Elli sich auch wirklich still hielt.
“Ich weiss”, hörte sie Kyrill sanft sprechen.
Elli blickte in seine besorgten Augen. Er hatte sich rührend um sie gekümmert, war im Spital keine Minute von ihrer Seite gewichen.
“Versprich mir, dass du dich die nächsten Tage nicht von der Stelle rührst”, verlangte er nun ernst.
Elli nickte. Sie fühlte sich sowieso viel zu erschöpft, um auch nur denken zu können. Der heutige Tag hatte sie so sehr mitgenommen, dass sie nun nur zu gerne ihr Bett hüten würde.
“Gut.” Kyrill entspannte sich ein wenig. Er goss ihr eine Tasse Tee ein, entfernte sich dann von ihrem Bett und trat ans Fenster. Schweigend blickte er auf die Strasse hinunter, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
Elli musterte seinen breiten Rücken. Sie konnte beinahe spüren, dass Kyrill ihr etwas mitteilen wollte, dass er aber nicht wusste, wo anfangen, wie die richtigen Worte wählen.
Schweigende Minuten verstrichen, ehe sich Kyrill abrupt zu Elli umdrehte. Er bemühte sich nicht mehr um einen sanften Einstieg, sondern sprudelte einfach: “Ich werde morgen für eine Woche nach Japan fahren.”
Elli traute ihren Ohren nicht. Entsetzt starrte sie Kyrill an.
“Nach… Japan?”, wiederholte Elli benommen.
“Um ein Unternehmen zu besuchen, ein Partnergeschäft von Riederer Co., das viele unserer Möbel abnimmt.”
Elli nickte ein automatisches Nicken.
Er wollte wegfahren? Jetzt? Eine ganze Woche?
Sofort schalt sich Elli im Stillen für ihre Empörung. Was hatte sie denn erwartet? Dass er neben ihrem Bett sitzen und Händchen halten würde, bis sie wieder froh und glücklich war?
“Ich notiere dir meine Handynummer. Unter dieser Nummer kannst du mich jederzeit erreichen, Tag und Nacht.”
Elli hörte Kyrills Worte verschwommen, sie drangen wie von weit her an ihr Ohr. Wieder nickte sie benommen.
Kyrill zückte einen Stift aus seiner Jeans und kritzelte eine Reihe Zahlen auf die Titelseite der Zeitung. Als er sich wieder aufrichtete, stand er unentschlossen neben Ellis Bett.
Elli räusperte sich. “In diesem Fall - gute Reise.”
Kyrill nickte. Er wollte etwas sagen, zögerte jedoch. Sekunden verstrichen. Endlich fragte er: “Wirst du zurecht kommen?”
“Natürlich”, antwortete Elli hastig. Zu hastig.
“Elli…”
“Mach dir meinetwegen keine Sorgen.”
Stumm blickten sie sich in die Augen. Weder er noch sie verloren ein weiteres Wort, während die Sekunden träge tickten.
Elli zuckte zusammen, als sich Kyrill räusperte.
“Also - dann geh ich mal.”
“In Ordnung.”
Doch Kyrill rührte sich nicht von der Stelle. Noch immer hielten ihre Blicke einander fest. Es war, als ob sie beide noch etwas hinzufügen wollten, es aber nicht wagten.
“Erhol dich gut.”
“Danke. Gute Reise.”
“Danke.”
Kyrill wandte sich endgültig ab. Elli lauschte seinen Schritten, als er sich von ihr entfernte, ohne sich nochmal nach ihr umzudrehen.
Als Elli hörte, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel, wurde sie von einer tiefen Leere erfasst. Elli konnte sich dieses Gefühl tiefer Sehnsucht selbst nicht erklären.
Sie sollte sich
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