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Verbotene Nacht (German Edition)

Verbotene Nacht (German Edition)

Titel: Verbotene Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desiree Cavegn
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Unwetter war bereits weiter gezogen, das Donnergrollen hörte man nur noch aus der Ferne.
Kyrill sah sie fragend an. Der Zorn in seinen Augen war Resignation gewichen. Elli konnte noch etwas anders in seinem Blick erkennen, nämlich ehrliches Bemühen, sie zu verstehen. Das erstaunte sie. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie nahm ihre Hände von seiner Brust und spielte knetete sie nervös, während Kyrill auf ihre Antwort wartete. Elli senkte den Kopf. Es fiel ihr einfacher zu sprechen, wenn sie seinen durchdringenden Blick umging.
“Kyrill”, setzte sie schliesslich an. “Ich könnte nicht… das geht nicht. Ich kann nicht einfach so zu dir ziehen.”
“Aber warum nicht, Elli?”, fragte er, seine Stimme ungewohnt sanft.
“Das… das verstehst du nicht”, murmelte sie, den Blick auf seine Brust geheftet, an der sein durchnässtes Hemd klebte.
“Dann erklärt es mir”, forderte er leise.
Elli zögerte. Nervös knetete sie ihre Hände. Es hatte keinen Sinn. Er würde sie ja doch nicht verstehen.
“Bitte”, sagte er leise.
Das gedämpft gesprochene Wort liess Elli aufblickten. Es passte so gar nicht zu Kyrill, um etwas zu bitten.
Es war seine Bitte, die sie schliesslich dazu veranlasste, ihm im strömenden Regen darzulegen, wieso nicht alles so “einfach” war, wie er es sich vorstellte.
“Es gibt… so viel Gründe”, murmelte sie.
“Zum Beispiel?”
“Zum Beispiel…” Elli suchte einen Moment nach den richtigen Worten. “Kyrill, ich bin als Pfarrerstochter aufgewachsen. Ich bin nach strengen moralischen Prinzipen erzogen worden. Man hat mir ganz genau eingeschärft, was richtig und was falsch ist.”
Elli machte eine Pause, holte tief Luft. “Eine Nacht mit einem Mann für Geld zu verbringen, das wäre für meine Eltern etwas vom Lasterhaftesten, das sie sich vorstellen könnten. Und auch für mich… war es nicht einfach. Aber ich habe es getan. Für Janka, für meine Schwester. Aber es war nicht richtig, Kyrill. Auch dass wir nach dieser Nacht nochmals zusammen waren, war… ein schrecklicher Fehler. Es hätte nicht sein dürfen.”
Elli strich sich nervös eine Strähne hinters Ohr. So viel hatte sie schon seit langem nicht mehr gesprochen. Doch sie hatte Kyrills volle Aufmerksamkeit, was sie dazu ermunterte, fortzufahren.
“Wenn zwei Menschen das machen, was wir getan haben, dann sollten sie sich lieben, sich gern haben.
Davon habe ich immer geträumt, mein ganzes Leben lang. Von Liebe. Bis ich sie bei Daniel gefunden habe, doch dann ist mir die Liebe wieder genommen worden, durch ein schreckliches Ereignis.
Kyrill… ich habe… du weisst, ich habe vor dir… noch nie mit einem Mann… Und ich wollte… mit Daniel…”
Elli benetzte sich nervös die Zunge. “Was ich sagen will, versuch mich doch zu verstehen. Ich denke anders als du. Ich bin… anders erzogen worden. Ich kann nicht einfach… zu einem wildfremden Mann ziehen, der mich nicht liebt, der durch Nachtclubs streift und sich mit einer Handvoll Frauen amüsiert.”
Sie konnte es nicht, weil sie zu eifersüchtig wäre, schoss es ihr durch den Kopf. Auf alle Frauen, die mit Kyrill das Bett teilen würden.
Elli rieb sich hastig die Stirn, als wolle sie das unliebsame Eingeständnis wegwischen.
“Hm”, sagte Kyrill langsam, die Stirn nachdenklich gerunzelt. “Hm”, wiederholte er, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
Elli wusste nicht, was sie dazu veranlasste, die folgenden Worten zu sagen, doch sie sprudelten aus ihr heraus, ehe sie es sich anders überlegen konnte: “Kyrill, wenn du wirklich… wenn du mir das Baby wirklich wegnehmen willst…”
Elli holte tief Luft. “Dann will ich nicht mehr Leben”, sagte sie leise.
Kyrills Arme lösten sich von ihr und sackten schwer an seinen Seiten herab. Elli nutzte die Gunst der Stunde und entfloh ihm ins Haus.

***

Zum ersten Mal seit Wochen regnete es den ganzen Tag durch. Den verregneten Sommersonntag hätte man genauso gut für einen Frühlings- oder Herbsttag halten können. Das nächtliche Gewitter hatte sich zwar schnell verzogen, doch geblieben waren die Wolken und die Sturzbäche, die der Himmel entsandte.
Der Regen prasselte gegen ihr Fenster und Wolken blickten mürrisch durch die Fensterscheiben. Elli sass an ihrem Computer. Sie wollte das Manuskript von “Roter Diamant” überarbeiten, aber sie kam nicht vom Fleck. Ihr Bauch knurrte vor Hunger. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren, wenn sie Hunger hatte. Aber genauso wenig konnte sie in die Küche gehen, um

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