Verbotene Nacht (German Edition)
wenn sie sich um die Ecke brachte. Solange sie das nicht zu früh tat, jedenfalls. Im achten Monat vielleicht, dann könnte man ihr Baby noch retten und…
Elli stöhnte entsetzt auf. Sie merkte erst, dass sie laut aufgestöhnt hatte, als Kyrill sich zu ihr umdrehte.
“Elli!”
Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch. Er erhob sich. “Elli, wir müssen…”
Doch Elli, die sich in einer grossen Blutlache und ihr Baby in einem Brutkasten sah, wandte sich leichenblas ab. Sie stürzte zur Treppe und jagte diese in Windeseile hinauf. Sie merkte nicht einmal, dass Kyrill ihr folgte. Erst als sie ihre Zimmertür hinter sich zuwarf, diese aber nicht ins Schloss fiel, drehte sie den Kopf und erblickte Kyrill, der sich gegen die Tür stemmte. Er stiess sie auf und folgte ihr ins Zimmer.
Elli sah vor ihrem inneren Auge, wie sich Kyrill im Spital mit einem zufriedenen Lächeln über den Brutkasten beugte, in dem sein mutterloses Kind lag.
Sie gab einen entsetzten Aufschrei von sich.
Kyrill starrte Elli fassungslos an. Dann warf er die Tür mit einem zornigen Knall ins Schloss.
“Was?”, rief er aus. “Was ist los mit dir? Verdammt nochmal! Kannst du inzwischen nicht einmal mehr meinen
Anblick
ertragen?”
Elli, die Augen weit und entsetzt aufgerissen, stolperte rückwärts, als sich Kyrill ihr zornig näherte.
Sie trat zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stiess. Erschrocken keuchte sie auf.
Schon war Kyrill bei ihr. Er umfasste ihre Schultern und hielt sie fest. “Was ist dein Problem, Elli? Antworte mir! Antworte mir, verflucht!”
Doch kein Wort kam über Ellis Lippen. Ihre Phantasie war mit ihr durchgegangen und hatte sie mit sich fortgetragen, auf eine entsetzliche Reise, so dass sie Kyrill nun nur bleich anstarren konnte.
Er würde ihren Tod begrüssen. Das würde er. Sie gab ein hilfloses Wimmern von sich.
“Rede mit mir, Elli! Ich will eine Antwort!”
Er würde ihrem Baby nie von ihr erzählen. Es würde nie erfahren, wer seine Mutter war…
Ein gurgelnder Laut löste sich aus Ellis Kehle, ein Laut der Angst und Panik.
“Grossartig! Das ist einfach grossartig, Elli! Weisst du eigentlich, wie ich mich fühle?”
Kyrill fletschte die Zähne und stiess einen knurrenden Wolfslaut aus. “Wie ein verdammtes
Monster
!”
Seine Hände klammerten sich stärker um Ellis Schultern und er schüttelte sie nun. “Zuerst drohst du, dir das Leben zu nehmen, dann starrst du mich an, als hätte ich vor, dich eigenhändig umzubringen…”
Elli würgte.
Kyrill liess sie so abrupt los, als hätte er sich an ihr verbrannt. Er wandte ihr den Rücken zu und strich sich mit den Händen durchs Haar. Dabei stiess er einen Schwall Flüche aus.
“Gott, Elli. Ich möchte meinem Kind doch nur ein Vater sein! Was kann daran so schockierend sein? Ich bin doch kein verdammtes Monster!”
Langsam drehte er sich wieder zu ihr. Funkelnd starrte er sie an. “Warum darfst du es? Warum darfst du dein Kind mit aller Macht wollen? Warum darfst du das tun aber ich nicht? Was gibt dir das verdammte Recht dazu?”
Elli zwang sich, tief durchzuatmen. Sie legte die Hände an die Schläfen, massierte diese und zwang sich, ihre schrecklichen Phantasievorstellungen zu verdrängen.
Vom Schreiben her war sie es gewohnt, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen, was manchmal dazu führte, dass sie sich auf gedankliche Irrwege begab und sich in ihrer Phantasie in absurden Vorstellungen verlor. So, wie sie es jetzt gerade getan hatte.
Kyrill würde alles tun, um ihr Baby zu bekommen, das wusste sie. Aber dass er gar ihren Tod wünschte, um sein Kind für sich allein zu haben…
Elli schüttelte heftig den Kopf. “Aufhören”, murmelte sie leise zu sich selbst, so leise, dass Kyrill sie nicht hören könne. “Aufhören!”
Sie zwang sich, tief durch zu atmen. Langsam gewann sie wieder Fassung. Schliesslich richtete sie ihren Blick auf Kyrill, dessen Augen nach einer Antwort verlangten.
Was hatte er sie eben gefragt? Elli versuchte, sich an seine Frage zu erinnern.
“Was mir das Recht dazu gibt?”, wiederholte sie, als sie sich an seine Frage erinnerte. “Aber, Kyrill! Ich bin doch die Mutter des Babys!”
Elli starrte Kyrill aus grossen, geweiteten Augen, so, als würden ihre Worte alles erklären und sie könne nicht begreifen, warum er das nicht auch so sah wie sie.
Kyrills Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. “Ja, allerdings”, gab er bitter zu. “Du bist die Mutter. Und eine Mutter darf ihr Kind wollen. Von
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