Verbotene Nacht (German Edition)
Kofferraum und stapfte damit entschieden Richtung Haus. Sie stieg die drei Stufen einer Steintreppe empor, welche auf die Veranda führte, die Kyrills Haus umgab. Glücklicherweise war die Veranda überdacht, so dass sie nicht im Regen stehen musste, als sie auf Kyrill wartete.
Kyrill folgte Elli mit zwei Koffern und einem Rucksack. Auf der Veranda stellte er sämtliches Gepäck ab, griff in seine Hosentasche und zog den Hausschlüssel heraus.
Stumm und angespannt beobachtete Elli, wie er die Tür aufschloss.
Er stiess die Tür weit auf und bedeutete Elli mit einer Handbewegung einzutreten.
Elli presste missmutig die Lippen aufeinander. Plötzlich so galant der Mann.
Sie wusste es jedoch besser, als ihre Gedanken laut auszusprechen. Die Stimmung zwischen ihnen war nicht gerade das, was man als harmonisch bezeichnen konnte. Eine falsche Bemerkung und Kyrill wäre ausgerastet. Dasselbe galt für sie, hätte Kyrill sich einen spitzen Kommentar über sie erlaubt.
Also hob Elli nur ihre Tasche auf und schritt an Kyrill vorbei ins Hausinnere. Sie betrat ein grosses Entree, das als Empfangsraum diente. Sie kannte solche Vorzimmer nur aus alten Filmen. Ihr Ärger über Kyrill wich Neugier. Interessiert liess sie den Blick durch das Entree schweifen, in dem nichts stand ausser einem Kleiderständer. Das Entree ging links ins Wohnzimmer über, rechts in die Küche. Wohnzimmer wie Küche waren ebenso gross und ausladend wie das Haus selbst.
Elli kam nicht umhin zu denken, wie viel Glück Kyrill mit diesem Haus gehabt hatte, grosses Glück.
Sie stellte ihre Reisetasche auf den Boden und streifte sich die Schuhe von den Füssen, während sie darauf wartete, dass Kyrill sämtliche seiner Gepäcksstücke ins Haus brachte.
Kyrill stellte die beiden Koffern und seine Taschen im Vorzimmer ab und warf die Haustür dann mit einem Fusstritt ins Schloss. Wortlos trat er zu Elli, nahm ihre Tasche vom Boden auf und durquerte den Empfangsraum.
Elli fletsche die Zähne hinter seinem Rücken. Natürlich! Kyrill konnte es nicht lassen. Kyrill Kostic akzeptierte kein “Nein”, nicht einmal, wenn es um so etwas Banales wie das Tragen einer Reisetasche ging.
Elli bombardierte Kyrills Rücken mit wütenden Blitzen, doch er liess sich nicht beirren.
“Folge mir”, befahl er ihr trocken, ohne sich nach ihr umzublicken.
Elli folgte ihm laut stapfend in den ersten Stock.
Sie durchschritten einen langen Korridor, auf dessen Seiten sich je drei Zimmer befanden. Kyrill führte Elli zum letzten Zimmer links vom Gang. Er blieb stehen, öffnete die Tür und bedeutete ihr erneut, einzutreten. “Hier. Dein Zimmer.”
Er stellte ihre Tasche ab.
“Meins ist gleich gegenüber”, sagte er.
Elli erwiderte nichts darauf. Stumm blickte sie sich im Eckzimmer um. Es war ein grosses, lichtdurchflutetes Zimmer, in dessen Mitte ein Kingsize-Bett thronte. Daneben gab es einen Schrank und einen Schreibtisch.
Als Elli Kyrills Blick auf sich ruhen spürte, sah sie auf. Ihre Augen trafen Kyrills, ihre Blicke verschmolzen miteinander. Sie musterten sich mit einer Mischung aus Ärger und Unsicherheit.
Kyrill brach schliesslich das Schweigen: “Fühl dich wie zu Hause.”
Diese Worte, normalerweise eine freundliche Geste, vermittelten Elli nicht im Geringsten das Gefühl, willkommen zu sein. Kyrill hatte sie mehr in einem gedämpften Knurren von sich gegeben, als dass er eine Einladung ausgesprochen hätte.
Elli war umso erleichterter, als sich Kyrill abwandte. Sie lauschte seinen Schritten, horchte, wie er die Treppe hinunterstieg. Als sie ihn in sicherer Distanz wähnte, warf sie die Zimmertür ins Schloss.
Allein. Jetzt war sie allein. Elli atmete tief durch. Erst jetzt wurde sie sich ihrer Nervosität gewahr. Ihre Handflächen waren ganz feucht und ihr Herz schlug schnell. Hastig rieb sie sich die Hände an ihrer Jacke trocken.
Sie sah sich im Zimmer um, als wisse sie nicht so recht, was sie damit anfangen solle. Zögernd trat sie an eines der grossen Fenster, die das Zimmer mit dem Wald verbanden. Elli blickte in den Regen hinaus.
Kyrills Haus lag auf einer Waldlichtung, war von Wiese umgeben, die weiter hinten in Wald überging. Die abgeschiedene Lage des Hauses in Mitten der Natur war wunderschön. Das Haus musste dementsprechend teuer gewesen sein. Elli wollte sich seinen Preis gar nicht erst vorstellen.
Auf jeden Fall konnte der Preis für Kostic kein Problem gewesen sein. Elli wusste selbst, wie zahlungskräftig Kyrill war. Für ihre… für die Nacht mit ihm
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