VERBOTENE TRAEUME IM WUESTENPALAST
abreist?“
„Du erwähntest Sir Edward Reeves und seine negative Einstellung zu unserem Vorhaben. Deiner Meinung nach wäre also ein persönliches Treffen mit ihm am aussichtsreichsten, um ihn zu überzeugen?“
„Richtig. Ich habe in London bereits mit seinen Mitarbeitern gesprochen und alles für ein Treffen zwischen ihm und dir in die Wege geleitet. Er gehört der alten Schule der Diplomaten an und befürchtet, ein Finanzmarkt in unserer Region würde nicht mit der Sorgfalt und Ernsthaftigkeit geführt, die er für unerlässlich erachtet.“
„Ich werde alles in meiner Macht Stehende daransetzen, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.“
„Dann bringe ich dich jetzt noch zu deinem Wagen.“
„Um mir bei der Gelegenheit Miss Murrays Vorzüge aufzuzählen?“, fragte Vere schmunzelnd.
„Nein, von denen wirst du dich bei deiner Rückkehr selbst überzeugen können. Und dann brauche ich sie dirsicherlich nicht mehr anzupreisen“, antwortete Drax gewandt.
Sadie war so müde, dass sie fast im Sitzen einschlief. Stocksteif hielt sie sich auf dem niedrigen Stuhl, der sich eigentlich als recht unbequem entpuppte, wenn man nicht daran gewöhnt war, mit elegant übergeschlagenen Beinen zu sitzen.
Nasim hatte sie in die Obhut einer rundlichen und freundlich lächelnden Frau übergeben, die die weibliche Version seiner Livree trug. Die Frau hatte sich als Alama vorgestellt und Sadie in einen großen, luxuriös ausgestatteten Salon geführt, bevor sie eilig wieder verschwunden war. Nur Minuten später tauchte ein junges Mädchen auf, das schüchtern Hakeem als seinen Namen nannte, und Sadie Kaffee anbot. Sadie hatte dankend abgelehnt, der starke Kaffee würde sie nur wach halten. Doch inzwischen bereute sie ihr Nein.
Wie lange würde sie noch hier warten müssen? Bis sie zu Drax und seinem Bruder gerufen wurde, damit man sie inspizieren konnte?
Aber da öffnete sich die Tür zum Salon, und Alama kam herein, begleitet von Nasim.
„Seine Hoheit wünscht Sie zu sehen“, teilte Alama ihr mit. „Nasim wird Sie begleiten. Und wenn Sie zurückkommen, wird Hakeem Ihnen Ihre Räumlichkeiten zeigen.“
Nasim führte Sadie durch die Korridore, die sie bereits vom Hinweg kannte. Schließlich blieb er in der Empfangshalle vor einer Tür stehen und öffnete diese für Sadie. Es war offensichtlich eine Art Arbeitszimmer. Drax saß am Schreibtisch vor einem Computer.
Bei Sadies Ankunft blickte er auf. „Leider war es meinem Bruder vor seiner Abreise nicht mehr möglich, Sie zu treffen.“ Er bedeutete ihr, sie möge sich auf den Stuhl vor demSchreibtisch setzen. „Es wird einige Tage dauern, bevor er zurückkommt. Während dieser Zeit …“
Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Sie war müde und hatte Kopfschmerzen. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie ihren Job verloren, man hatte sie um ihr Gehalt betrogen und sie im sprichwörtlichen Sinne des Wortes auf die Straße gesetzt. Sie war praktisch erpresst worden, eine andere Stelle in einem anderen Land zu akzeptieren, und man hatte sie angewiesen, Designerkleider zu tragen, um die Zustimmung eines Mannes zu erschmeicheln, der jetzt plötzlich verschwunden war und vorerst wohl auch so schnell nicht wieder auftauchte. Falls es ihn überhaupt gab.
Ihr reichte es jetzt! Sie schob den Stuhl zurück und reckte sich zu ihrer vollen Größe auf. „Während dieser Zeit“, unterbrach sie Drax hitzig und benutzte seine Worte, „werde ich längst nach London zurückgekehrt sein. Sie haben mich praktisch entführt und mich erpresst, mit Ihnen herzukommen. Ich soll Kleider für einen Bruder tragen, der seine Zustimmung geben muss, obwohl Sie derjenige waren, der mir eine Stelle angeboten hat. Jetzt sagen Sie mir, dass dieser Bruder nicht hier ist. Wissen Sie, was ich denke? Ich denke, die Stelle und der Bruder haben etwas gemeinsam – sie existieren beide nicht.“ Verbittert schüttelte sie den Kopf. „Ich bin selbst schuld. Nach dem, was ich bei Monika al Sawar erlebt habe, hätte ich mehr Verstand zeigen sollen, als Ihnen zu glauben.“
Während sie sich in Rage geredet hatte, war eine erstaunliche Veränderung auf Drax’ Gesicht vorgegangen. Jetzt stand auch er auf und sah auf sie herunter mit der aristokratisch arroganten Miene eines Mannes, der die Macht über Leben und Tod derer hatte, die ihm untertan waren. Doch jetzt war es zu spät, sich noch zu wünschen, sie wäre diplomatischer vorgegangen. Und außerdem … warumsollte sie ihm nicht sagen, was
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