VERBOTENE TRAEUME IM WUESTENPALAST
hier“, widersprach sie heftig. „Das wissen Sie. Sie haben mir versichert, dass Siesich darum kümmern werden, als ich hier anfing.“ Ihr war leicht schwindlig von der Panik und der heißen Sonne, die ihr auf den Kopf schien. Madame stand natürlich im Schatten, während sie der brütenden Hitze ausgesetzt war. „Sie haben mich eine Unmasse von Formularen unterschreiben lassen.“
Monika al Sawar zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „So etwas habe ich nie gesagt. Und von Formularen weiß ich nichts“, stritt sie ab. „Wenn Sie so etwas jetzt behaupten, machen Sie nur alles schlimmer für sich.“
Sadie traute ihren Ohren nicht. Bisher hatte sie immer gedacht, ihre Situation sei verfahren genug, aber das hier übertraf alles. Ohne Arbeit, ohne Geld und ohne rechtlichen Status in Zuran – was für ein schreckliches Dilemma! Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen.
Sechs Monate, nachdem sie ihren ersten Job in der Abteilung für Hedgefonds bei einer großen Londoner Bank angefangen hatte, musste sie ihren Platz für den Sohn eines der Vizedirektoren räumen. Den Grund hatte sie eigentlich nur aus der Gerüchteküche erfahren, aber der war einfacher zu verdauen als der verächtliche Kommentar eines Kollegen, den sie im Vorbeigehen aufgeschnappt hatte: dass sie gehen musste, weil sie mit der mit Testosteron überladenen Atmosphäre in der altehrwürdigen Firma nicht zurechtkam.
Eine anspruchsvolle, gut dotierte Stelle in der Finanzwelt mit Karrierechancen, eine, die ihr völlige Unabhängigkeit bieten konnte, das war während des gesamten Studiums ihr Ziel gewesen. Diesen Rückschlag hatte Sadie damals nur schwer verkraftet.
Von dem zweiten Mann ihrer Mutter immer wieder daran erinnert, dass ihr Vater sie nicht gut versorgt zurückgelassen hatte, war es der Stolz gewesen, der es Sadie verbot, ihren Stiefvater um finanzielle Hilfe während des Studiumszu bitten. Sie erinnerte sich noch gut an seinen abfälligen Kommentar, als sie verkündete, sie wolle Betriebswirtschaft studieren. Er hatte nur gelacht und ihr geraten, sich lieber einen reichen Ehemann zu angeln, der sie aushalten könne.
„Schließlich hast du das Aussehen und den entsprechenden Körper dafür, es dürfte dir nicht schwerfallen.“
Ja, das Aussehen hatte sie. Aber da sie auch jahrelang miterlebt hatte, wie ihr wohlhabender Stiefvater ihre Mutter behandelte, hatte sie sich geschworen, niemals ihr Aussehen für finanzielle Sicherheit einzusetzen. Kein Mann würde sie je für alle seine Launen gefügig machen, nur weil er die Rechnungen bezahlte. Und an diesen Schwur hatte sie sich bisher gehalten, auch wenn sich eine unerwartete Nebenwirkung eingestellt hatte: Sie hatte keinen Partner und lebte praktisch in einem selbst auferlegten Zölibat. Doch ihre Unabhängigkeit war ihr einfach zu wichtig.
Als sie in der Zeitung die Annonce für die Stelle in Zuran gelesen hatte, war sie so aufgeregt gewesen, dass sie sich immer wieder hatte ermahnen müssen. Sicherlich gab es Hunderte von Bewerbern, höchst unwahrscheinlich, dass ausgerechnet sie diesen Job bekommen würde.
Doch bei dem Bewerbungsgespräch stellte Monika al Sawar deutlich klar, dass sie auf der Suche nach einer weiblichen Assistentin war: „Mein Mann ist sehr traditionell eingestellt, er würde niemals dulden, dass ich tagtäglich eng mit einem Mann zusammenarbeite.“ Und Sadie begann, sich berechtigte Hoffnungen zu machen.
Der Job war geradezu perfekt: interessant und aufregend und mit den besten Karriereaussichten. Monika vermittelte Immobilien und Grundstücke an Investoren, die auf den Zug der rasant aufsteigenden Tourismusbranche aufspringen wollten, und besorgte Kredite für kauffreudige Klienten. Zudem hatte sie Sadie in Aussicht gestellt, nichtnur als ihre Assistentin zu arbeiten, sondern eines Tages auch als selbstständige Finanzmaklerin tätig werden zu können.
Sadie war im siebten Himmel, als die Zusage kam – auch wenn das Ticket für den Flug nach Zuran nicht wie vereinbart für die Business Class ausgestellt war, sondern es sich dabei um einen günstigen Charterflug handelte, und die zugesagte Vorauszahlung nicht erfolgte.
In Zuran angekommen, musste Sadie dann feststellen, dass die zugesicherte Unterkunft keineswegs das erwähnte moderne Apartment war, sondern lediglich ein kleines Zimmer im Hause al Sawar. Zudem zog Monika eine unredlich hohe Summe von Sadies Monatsgehalt für „Unterkunft und Verpflegung“ ab. Sadies vorsichtiger Versuch,
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