VERBOTENE TRAEUME IM WUESTENPALAST
ihre Unzufriedenheit mit der Situation bei Monika anzusprechen, hatte zu dem ersten der inzwischen regelmäßigen Wutausbrüche und zum gänzlichen Einbehalten des Monatsgehalts geführt.
Das Ersparte, das sie mitgebracht hatte, war inzwischen empfindlich geschrumpft, und Sadie war der Verzweiflung nahe. Aber vor Monika würde sie sich auf keinen Fall die Blöße geben. „Nun gut, dann gehe ich“, sagte sie leise. „Allerdings erwarte ich, dass mir das noch ausstehende Gehalt gezahlt wird.“
Der Wutschrei der anderen ließ Sadie zusammenzucken. Sie war sicher, dass er im ganzen Haus gehört worden war.
So auch von Drax, der gerade vor dem Haus aus seinem Mietwagen stieg. Zwar hatte der Regent ihm eine Limousine mit Chauffeur angeboten, doch Drax zog nun mal die Privatsphäre eines eigenen Wagens vor. Er passte seinen Schritt dem von Amar al Sawar an. Der liebenswürdige ältere Herr war langjähriger Freund des Vaters der Zwillingsbrüder gewesen, und sowohl Drax als auch Vere waren niein Zuran, ohne sich nicht mit dem Professor zu treffen. Als Drax diesem nun zufällig im Regentenpalast begegnet war, hatte er erst nur zögerlich dessen Einladung zu sich nach Hause angenommen. Denn weder er noch Vere mochten die zweite Frau des Professors.
„Ach du meine Güte, ich fürchte, Monika hat sich über etwas aufgeregt“, meinte der ältere Mann entschuldigend. „Und dabei hatte ich so darauf gehofft, dass sie dieses Mal mit der neuen Assistentin zurechtkommt. Eine wirklich bezaubernde junge Frau aus England, sehr gut ausgebildet. Und auch ein gutes Mädchen – bescheiden und ruhig, mit den besten Manieren.“
Wenn diese Qualitäten tatsächlich stimmen, dann hat sie keine Chance gegen Monika, dachte Drax.
„Ich werde nie verstehen, warum eine so attraktive junge Frau nicht lieber heiratet, anstatt zu arbeiten. Hätte ich einen Sohn, wäre sie genau die Art Mädchen, die ich ihm als Ehefrau wünschte.“
Damit überraschte Amar Drax. Amar al Sawar gehörte der Generation an, die noch sehr viel Wert auf alte Tugenden und Tradition legte, etwas, das man nur noch selten bei den modernen jungen Frauen fand. Drax vermutete zudem, dass der alte Mann es zutiefst bereute, sich von der aggressiven Monika in eine Heirat gedrängt haben zu lassen.
Die zornige Stimme war bis hier heraus deutlich zu hören. „Gehalt? Ich soll Sie auch noch dafür bezahlen, dass Sie mein Geschäft ruinieren?! Sie müssten mir etwas zahlen! Seien Sie froh, dass ich Sie gehen lasse, ohne eine Entschädigung von Ihnen zu verlangen. Wenn Sie klug sind, gehen Sie am besten sofort, noch in dieser Minute, bevor ich meine Anwälte auf Sie ansetze.“ Damit drehte Monika sich um und stolzierte davon.
„Aber meine Sachen …“, begann Sadie stotternd, erschüttert von Monikas Boshaftigkeit. „Mein Pass …“
„Zuwaina hat bereits alles gepackt. Nehmen Sie Ihren Koffer und gehen Sie.“ Im gleichen Moment kam auch schon das Hausmädchen mit Sadies Koffer und Handtasche aus dem Haus.
Es störte Sadie maßlos zu wissen, dass Monika ihre persönlichen Dinge durchwühlt hatte, doch das war nicht ihr größtes Problem. Ohne Job, ohne Geld und ohne Flugticket nach Hause war sie auf die Hilfe der britischen Botschaft angewiesen. Es würde ein langer Marsch bis in die Stadt werden.
Die Gartentore schwangen auf, zwei Männer kamen auf das Haus zu, beide in traditioneller arabischer Tracht. In dem einen erkannte Sadie Monikas Mann, ein gebildeter, charmanter älterer Herr, der Sadie an ihren Großvater erinnerte, während der andere …
Unwillkürlich entschlüpfte Sadie ein kehliger Laut, ihre Augen weiteten sich, ihr Puls schlug plötzlich schneller. Dieser andere Mann war so überwältigend männlich, so lebendig mit einer Aura von Sinnlichkeit und Macht, dass ihr Blick wie gebannt auf ihm ruhte. Als sie sich dabei ertappte, tadelte sie sich in Gedanken streng. Nicht nur hatte sie noch nie einen Mann derart unverhohlen angesehen, auch hatte sie sich immer für eine Frau gehalten, die so etwas nie tun würde.
Ihre Wangen begannen zu brennen, sie konnte es spüren. Und dann drehte er auch noch den Kopf, sodass er sie jetzt direkt ansah. Mit eisgrünen Augen unterzog er sie einer schnellen, genauen Musterung. Eisgrün? Sadies Hände begannen zu zittern, so sehr, dass ihr Koffer und Handtasche zu entgleiten drohten.
Was geschah nur hier mit ihr? Sofort versuchte sie sich einzureden, dass ihre machtvolle Reaktion auf diesen Mann nur deshalb
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