VERBOTENE TRAEUME IM WUESTENPALAST
„Danke für Ihre Zeit, Mr. Logan. Man wird Sie jetzt wieder zurück zum Flugzeug bringen.“
Logan stand auf und grinste Drax vielsagend an. „Sehr schön. Ich habe da nämlich schon ein Auge auf eine von den Stewardessen geworfen. Wirklich hübsches Ding. Sie wartet sicher schon darauf, dass ich zurückkomme.“
Drax nahm sich vor, die Crew zu warnen und dahingehend zu informieren, diesen Passagier sehr genau im Auge zu behalten. Und sobald er das getan hatte, würde er so schnell wie möglich zu Sadie gehen, um sich bei ihr zu entschuldigen.
Sadie hatte nicht gewusst, dass es noch einen anderen Zugang zum Garten gab, bis sie Drax auf sich zukommen sah. Er trug ein traditionelles Gewand, Sonnenstrahlen fielen auf sein attraktives Gesicht.
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, doch dann normalisierte ihr Pulsschlag sich sofort wieder. Selbst als Drax wenige Schritte vor ihr stehen blieb und sie mit diesem Halblächeln ansah, bei dem sich die Mundwinkel nur ganz leicht nach oben zogen, verspürte sie nichts, wenn sie sonst doch vor Sehnsucht fast vergangen wäre. Fast hätte sie sich gekniffen, nur um zu prüfen, ob nicht unerklärlicherweise alle Sinne in ihrem Körper abgestorben waren. Wie war es nur möglich, dass sie nichts fühlte? Doch es stimmte. Nichts rührte sich in ihr. Keine Sehnsucht, kein Verlangen, nicht der Wunsch, zu ihm zu laufen und sich in seine Arme zu schmiegen. Nicht einmal der Ärger über die barsche Art, mit der er sie behandelt hatte. Was bedeutete … Es bedeutete, dass sie ihn nicht liebte. Sie war also in Sicherheit, es gab keinen Grund mehr, sich Sorgen zumachen. Und doch …
„Falls du gekommen bist, um dich zu entschuldigen …“, setzte sie erregt an.
„In der Tat, eine Entschuldigung ist vonnöten.“ Mit leicht zur Seite geneigtem Kopf betrachtete er sie, seine Stimme klang kühl und distanziert, fast so, als ob …
„Sie sind gar nicht Drax“, stieß sie hervor. Sie wusste selbst nicht, wie sie darauf kam und warum sie das sagte, und doch war sie fest davon überzeugt, recht zu haben.
„Nein“, stimmte er zu, „ich bin nicht Drax. Ich bin sein Bruder, Vere. Und Sie müssen Miss Sadie Murray sein.“
„Ja.“ Sadie war plötzlich endlos verlegen.
„Ich muss Ihnen gratulieren, Miss Murray. Nur sehr wenige Menschen können Drax und mich auseinanderhalten, selbst wenn sie uns seit Jahren kennen. Sie dagegen wussten sofort, dass ich nicht Drax bin.“
„Ich weiß auch nicht, warum ich das gesagt habe“, gab sie zu. „Sie sehen genauso aus wie er.“
„Eigentlich muss man sagen, er sieht genauso aus wie ich. Schließlich bin ich der Ältere von uns beiden. Aber ansonsten haben Sie recht, ja. Wir gleichen uns aufs Haar.“ Vere lächelte sie an. „Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich hier eingedrungen bin. Ich wollte mich Ihnen vorstellen und Sie in unserem Land und unserem Heim willkommen heißen. Doch nun müssen Sie mich entschuldigen.“
„Ja, natürlich.“ Während sie ihm nachsah, wie er davonging, staunte sie nicht mehr darüber, dass ihr aufgefallen war, dass er nicht Drax war, sondern wie sie ihn je für Drax hatte halten können. Sicher, sie sahen absolut identisch aus, doch Vere war so viel distanzierter und zurückhaltender als Drax. Ebenso arrogant, keine Frage, doch eher steif und reserviert, mehr, wie man sich den Herrscher eines Landes vorstellte. Und wesentlich weniger begehrenswert als Drax. Doch Sadie ermahnte sich, dass sie Draxnicht lieben durfte.
Wie viel einfacher könnte das Leben für sie sein, wäre Drax mehr wie sein Zwillingsbruder. Dann würde sie ihn gar nicht wollen.
Mit leerem Blick betrachtete Sadie den Goldfisch, der zwischen den Lilien in dem kleinen Teich umherschwamm.
Auf dem Weg zurück zum Palast konnte Drax an nichts anderes als an Sadie denken. Zu Unrecht hatte er ihr keinen Glauben geschenkt, nicht im Irrtum jedoch war er über die Gründe für seine jähe Wut gewesen. Er hatte nämlich angefangen, sich seine wahren Gefühle für sie einzugestehen.
Vere würde es zweifellos amüsieren, wenn Drax ihm mitteilte, er habe seinen Rat beherzigt und wolle Sadie nun selbst ehelichen. Doch sie sollte nicht eine Ehefrau auf Zeit für ihn sein, sondern ihr ganzes Leben lang zu ihm gehören, als einzige Ehefrau, als einzige Frau seines Herzens.
Drax fuhr schneller als sonst. Es drängte ihn, zu Sadie zu kommen. So schlug er gleich nach seiner Ankunft den Weg zum Frauenflügel ein.
Sadie war inzwischen hineingegangen,
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