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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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versuchte noch den ganzen Abend, ihre Tochter von diesem unschicklichen Vorhaben abzubringen. Sie konnte einfach nicht begreifen, was in Joanna vorging. Sie war doch so glücklich mit Edward und liebte ihn aufrichtig, wie konnte sie dann solche Schande über seinen Namen bringen? Belinda bemühte sich gleichzeitig darum, die Sache so harmlos wie möglich darzustellen. Lady Cecily hielt sich aus dem Gespräch heraus, wofür Joanna ihr sehr dankbar war. Sie stand schließlich auf, ohne noch länger auf Harriet zu hören.
    »Das Gerede der Leute wird mich nicht stören«, sagte sie, »und ohnehin ist es Edward bestimmt ganz gleich, ob ich hier auf ihn warte oder in London!« Sie trat auf die große bräunliche Weltkugel zu, die auf einem Tisch stand, und drehte sie.
    »Hier ist Cadiz«, sagte sie, »vor dem Hafen warten sie jetzt!«
    Belinda kam heran.
    »Wenn Villeneuve den Hafen verläßt, wohin wird er sich wenden? « fragte sie. Joanna überlegte.
    »Ich weiß es nicht genau. Ich nehme an, er wird versuchen, die Straße von Gibraltar zu erreichen, um aus dem Mittelmeer zu entkommen. Dort ist es eng. Auf dem Atlantik kann er Nelson besser abhängen.«
    »Nelson muß ihn vorher aufhalten.«
    »Das wird er tun. Villeneuve kann nicht weit kommen.« Joanna wies auf einige vorgelagerte Landzungen auf dem Globus. »Hier oder hier wird er ihn stellen. Oder hier. Das wäre doch günstig!«

    »Wie heißt das?« Beide Frauen beugten sich dicht über die kleine, unleserliche Beschriftung.
    »Ich kann es nicht entziffern«, sagte Joanna, »oder doch, ja. Ich glaube, es heißt Kap Trafalgar!«

2
    Joanna saß am Fenster eines Salons in ihrem Stadthaus am Londoner Egerton Place und starrte durch die regennassen Scheiben hinaus auf die ebenso nasse Straße.
    »Es war die dümmste Tat meines Lebens, jetzt nach London zu gehen«, sagte sie zu ihrer Zofe Agatha, die hinter ihr das Zimmer aufräumte, »etwas Trostloseres gibt es auf der ganzen Welt nicht!«
    »Das liegt nur an Ihnen«, meinte Agatha. Sie hob ein zerknäult am Boden liegendes goldfarbenes Kleid aus schwerer Seide auf und schüttelte den Kopf.
    »Vor Ihrer Ehe mit Seiner Lordschaft ging es uns so schlecht... aber jetzt! Herrliche Kleider haben Sie und soviel Geld, wie Sie nur wollen! Sie könnten sich das schönste Leben machen!«
    »Ach, du weißt, daß das nicht geht. In den Augen der meisten Leute bin ich schon eine Witwe!«
    Agatha stieß einen erschrockenen Laut aus.
    »Nicht so etwas sagen!« rief sie voll abergläubischer Furcht. »Das bringt Unglück!«
    »Unsinn, Agatha. Du glaubst viel zu sehr an Geister. Es ist einfach zu dumm...« Sie stand auf und trommelte mit den Fingern gegen die Scheibe. »Hier zu sitzen...«
    »Lady Belinda Darking sitzt auch nicht herum. Im Gegenteil, sie besucht alte Freunde und schöne Feste!«
    »Sie macht sich unmöglich damit.«
    »Nein, gar nicht. Sie hat sich den Leuten als tieftraurige, zerquälte
Soldatenfrau dargestellt, so daß die sie jetzt geradezu zwingen, sich abzulenken und das Londoner Leben zu genießen. Sie geht mit einem wehmütigen Lächeln zu den schönsten Bällen, und jeder sagt, welch eine tapfere Frau sie doch ist!«
    »Manchmal ist sie raffinierter, als ich gedacht hätte«, sagte Joanna lachend, »sie hätte mich gar nicht gebraucht!«
    »Lord und Lady Stanford geben nächste Woche einen Empfang«, berichtete Agatha, die über solche Dinge stets informiert war, »ich bin sicher, daß Lady Stanford eine Einladung an Sie schicken wird. Sie sollten annehmen!«
    »Nun gut, ich werde es mir überlegen. Und jetzt schwatz nicht so viel, sondern mach dich an deine Arbeit!«
    Zwei Tage später erhielt sie wirklich eine Einladung von Lady Stanford. Belinda war ganz begeistert, als sie davon erfuhr.
    »Wir werden gemeinsam dorthin gehen«, schnatterte sie eifrig, »ich trage ein Kleid aus Satin, dunkelgrün, und es ist...«
    Es folgte eine lange, ausführliche Beschreibung.
    Joanna überlegte, daß sich Belinda wohl niemals ändern würde. Zu dumm, daß sie keine andere Begleitung hatte als diese einfältige Person. Sie hoffte, daß sie dort noch andere Bekannte treffen würde.
    Wie sie es verabredet hatten, erschien Belinda am Abend des 6. November mit ihrer Kutsche am Egerton Place, um Joanna abzuholen. Sie hatte sich sehr aufgeputzt, mit Federn im Haar, Geschmeide an Hals, Ohren und Armen und einem riesigen silberfunkelnden Fächer, mit dem sie ständig kokett vor ihrem Gesicht herumwedelte.
    »Dein Kleid ist aber

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