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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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und boshaft.
    Sir Wilkins lästerte über jeden Eintretenden, was ihm die ganze Bewunderung Belindas einbrachte. Joanna fand seine Kommentare widerlich, besonders da sie sich in der Hauptsache um die Vorzüge und Nachteile der den Saal betretenden Frauen drehten.
    »Sehen Sie nur Lady Winter«, meinte er. »Man sagt, sie habe den ganzen Sommer gehungert, um ihre wirklich bemerkenswert dicke Taille loszuwerden, aber alles, was sie erreicht hat, ist, daß sie so flach aussieht wie ein Brett und zwei Schulterknochen zum Aufspießen besitzt.«
    »Sie haben aber eine scharfe Zunge«, gluckste Belinda, »du meine Güte!«
    Der Türsteher schlug abermals auf den Gong, mit dem er um Aufmerksamkeit für die nächsten Gäste bat.
    »Der Earl und die Countess Locksley!« rief er. Je höher der Adel, desto schneller verstummten die Stimmen. Alle sahen zur Tür.
    Das Paar trat ein, der junge blonde Earl und seine dunkelhaarige Frau. Joanna neigte sich über die Brüstung nach vorn; sie war weiß geworden im Gesicht und schnappte nach Luft.
    »Das... ist doch nicht möglich«, stammelte sie. Belinda krallte sich an ihrem Arm fest.
    »Joanna«, hauchte sie, »siehst du, wer das ist?«
    Die Gräfin ging aufrecht durch die schweigenden Reihen, ihre schwarzen Locken glänzten im Licht der Kerzen, und die Schleppe ihrer leuchtend blauen Seidenrobe glitt leise schleifend hinter ihr her. Sie trug nicht viel Schmuck, aber selbst auf die Entfernung vermochte jeder zu erkennen, daß es sich dabei um reines, schweres Gold handelte. Zweifellos hatten soeben der reichste Mann und die reichste Frau des Abends den Saal betreten.
    »Elizabeth...«, murmelte Belinda fassungslos. Sir Wilkins,
der die plötzliche Unruhe seiner Begleiterinnen noch nicht begriffen hatte, bemerkte:
    »Lady Elizabeth Courtenay Countess Locksley. Skandalöses Mädchen, müssen Sie wissen. Im Süden des Landes hat ihre Hochzeit mit dem Earl vor über einem Jahr beinahe zu einem Aufstand in der feinen Gesellschaft geführt. Sie ist nicht von schlechter Herkunft, obwohl Amerikanerin... nun ja... aber vor ihrer Ehe mit Locksley zog sie fünf Jahre mit einem heruntergekommenen Lord herum, der sogar im Gefängnis saß. Ich muß sagen, ich hätte eine so abgenutzte Person nicht zu meiner Frau gemacht!«
    »Ich gehe hinunter zu ihr«, flüsterte Joanna, »mein Gott, ich kann es nicht glauben!«
    »Andrew Courtenay!« Belinda wirkte völlig erschüttert. »Nun hat sie ihn doch geheiratet!«
    »Ich verstehe das nicht...«
    »Du wußtest auch nichts davon, Joanna?«
    »Nein, ich habe schon lange nichts mehr von Elizabeth gehört. «
    Joanna drängte sich vom Geländer fort. Sie mußte auf der Stelle hinunter zu Elizabeth. Belinda schloß sich ohne Zögern an.
    Dieses unerwartete Ereignis raubte ihr beinahe die Sprache. Elizabeth eine Gräfin! Es konnte sich doch nur um einen Irrtum handeln!
    Sir Wilkins eilte mit unglücklicher Miene hinter den beiden Frauen her, deren plötzlichen Aufbruch er nicht begriff.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?« erkundigte er sich. Belinda wandte ihm ihr glühendes Gesicht zu.
    »Nein, aber wir wollen zur Countess!«
    Wilkins verstand das nicht, beschloß aber, seiner neuen Eroberung auf den Fersen zu bleiben. Er hatte sich vorgenommen, an diesem Abend Belinda nach Hause zu begleiten, und davon würde ihn nichts abbringen.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie unten ankamen, denn gerade jetzt drängte ein Strom von Menschen nach oben. Joanna schob
sich mit ziemlicher Rücksichtslosigkeit vorwärts, tatkräftig von Belinda unterstützt. Sie standen neben Lord und Lady Stanford gerade in dem Moment, als der Earl und die Countess von ihnen begrüßt worden waren und sich zur Seite wandten. Elizabeth sah Joanna sofort und blieb ruckartig stehen. Es entstand ein Durcheinander, weil niemand an der kleinen Gruppe vorbeikam, weder Joanna noch Belinda oder Elizabeth sich aber bewegten, trotz der diskreten Hinweise des Earl, daß sie hier im Weg stünden. Lady Stanford begriff, daß sich hier Gäste begegnet waren, zwischen denen etwas in der Luft lag. Charmant lächelnd griff sie ein.
    »Darf ich vorstellen?« fragte sie. »Lady Gallimore, Lady Darking, Sir Wilkins — die Countess und der Earl Locksley!«
    »Joanna Sheridy!« rief Andrew. »Das ist aber eine Überraschung! «
    Die drei Frauen starrten einander schweigend an.
    »Lady Gallimore?« fragte Elizabeth schließlich.
    »Ja«, erwiderte Joanna.
    »Lord Gallimore ist auf der Victory«, sagte Lady

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