Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege
Stanford, »und wir versuchen, Lady Gallimore ein bißchen auf andere Gedanken zu bringen.«
»Lady Gallimore kann stolz auf ihren Mann sein«, sagte Andrew bewundernd.
»Edward Gallimore?« fragte Elizabeth erneut. Joanna nickte. »Wann hast du...?«
»Edward geheiratet? Vor zwei Jahren schon.«
»Äh«, machte Belinda, »du bist eine Gräfin jetzt, ja?«
»Ach, Sie kennen einander?« erkundigte sich Wilkins erstaunt.
»O ja«, Belinda blickte sich stolz um, »Elizabeth und ich sind seit frühester Kindheit befreundet!«
»Andrew«, sagte Elizabeth. Sie war noch immer verwirrt, besann sich aber langsam wieder.
»Andrew, du erinnerst dich an Joanna und an Belinda Darking? «
»Natürlich. Ich bin sehr froh, sie wiederzusehen.«
Joanna löste ihre Augen von Elizabeth und blickte zu Andrew hin. Sie hatte ihn früher kaum gekannt, aber in ihrem Gedächtnis war er immer ein Mann von außergewöhnlich gutem Aussehen und bemerkenswerter Freundlichkeit gewesen, und sie merkte, daß sich daran nichts geändert hatte. Aber dennoch — weshalb hatte Elizabeth ihn geheiratet? Was nur mochte sie dazu bewogen haben, und, vor allen Dingen, was war mit John geschehen? Er konnte doch nicht tot sein? Aber sie hätte immer geschworen, daß eher die Welt in Flammen aufgehen und die Sterne vom Himmel fallen könnten, als daß sich Elizabeth von John trennte. Wie könnte sie es nur anstellen, inmitten dieser Menschenmengen danach zu fragen!
»Vielleicht sollten wir etwas trinken«, sagte Wilkins, »wir müssen doch nicht hier herumstehen!«
Es gelang dem Earl endlich, sie alle ein Stück zur Seite zu dirigieren und mit gefüllten Weingläsern zu versorgen.
»Ich trinke auf unser Zusammentreffen«, sagte Andrew, »ich freue mich, Lady Gallimore und Lady Darking wiederzusehen!«
Elizabeth und Joanna lächelten etwas starr, als sie mit ihren Gläsern anstießen.
»Das ist wirklich eine Überraschung«, meinte Belinda, die sich langsam von der ersten Erschütterung erholte, »jeder glaubte doch, du bliebest für alle Zeiten mit diesem John Carmody zusammen. Was ist aus ihm geworden?«
Andrew erstarrte, sein Gesicht wurde hart und weiß. Elizabeth zuckte zusammen, dann entglitt das Weinglas ihren zitternden Händen. Klirrend zersprang es auf dem Fußboden, und der rote Wein spritzte auf die Kleider der Umstehenden. Belinda schrie auf.
»Sei doch vorsichtig, Elizabeth!« rief sie. »Nein, wie peinlich!«
Ein paar Diener eilten herbei, um den Schaden unauffällig zu beseitigen.
»Ich muß die Flecken aus meinem Kleid waschen«, sagte Elizabeth, noch immer totenbleich, »ich gehe für einen Augenblick in die Garderobe.«
Joanna erkannte die Chance sofort.
»Ich komme mit«, sagte sie, »ich habe auch etwas abbekommen.«
Belinda sah ganz so aus, als wolle sie sich ebenfalls anschließen, aber glücklicherweise wurde Sir Wilkins, der sich zurückgesetzt fühlte, etwas energischer.
»Sie vernachlässigen mich«, maulte er, »ich werde sehr böse, wenn Sie nicht gleich mit mir zusammen einige Gäste auf diesem Fest begrüßen!«
»Nun gut«, stimmte Belinda geschmeichelt zu. »Elizabeth, wir sehen uns heute abend noch.« Die beiden verschwanden in der Menge.
»Ich warte hier«, murmelte Andrew. Elizabeth sah ihn mit einem Blick an, als wolle sie ihn um Verzeihung bitten, bevor sie hinter Joanna her zur Garderobe der Damen drängte.
Der halbdunkle Raum empfing sie kühl und leer. Niemand außer ihnen hielt sich dort auf. Elizabeth lehnte sich mit einer müden Bewegung an die Wand.
»Mein Gott«, sagte sie, »Belinda wird sich ewig gleich bleiben! «
»Ich glaube, diesmal hat sie es gar nicht böse gemeint. Sie ist einfach dumm.«
Elizabeth lächelte schwach.
»Wie immer«, meinte sie. Nach einer Pause setzte sie hinzu: »Andrew ist der beste Mensch, den ich kenne. Ich kann über alles mit ihm sprechen — nur nicht über John.«
»Warum hast du John verlassen und Andrew geheiratet?«
»Warum hast du Edward geheiratet? Ausgerechnet ihn?«
»Eine Notwendigkeit. Irgend jemanden mußte ich heiraten. Und Edward stand bereit und wartete.«
»Seltsam«, sagte Elizabeth, »so war es bei mir auch. Andrew stand bereit und wartete. Aber meine Hochzeit war keine Notwendigkeit. Ich liebe Andrew.«
»Und John?«
»Ach...«
»Wenn du nicht darüber sprechen möchtest...«
»Wir sollten die Flecken aus unseren Kleidern waschen.« Sie traten an eine Waschschüssel, und Elizabeth versuchte vorsichtig, den Wein aus ihrem
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