Verbotener Kuss
meine Arme waren mit halbmondförmigen Bissen übersät und ähnelten den Narben meiner ehemaligen Trainerin. Ich hatte Mitleid mit ihr gehabt– wie ironisch.
Sie saugten mich weiter aus. Mit jedem Biss verschwanden ganze Teile meiner Persönlichkeit. Ich versuchte mich ihnen nicht länger zu entziehen, wenn Daniel sich bückte oder Eric sich über mich beugte. Ich schrie nicht einmal. Und die ganze Zeit über stand sie dabei und beobachtete alles. Ich verlor mich selbst an diesen Wahnsinn, und meine Seele verdunkelte sich und versank in Verzweiflung.
Irgendwann ging sie hinaus, um die Straßen zu überprüfen. Kein einziges Mal nährte sie sich an mir. Ich vermutete, dass sie kurz zuvor ein Reinblut erbeutet hatte. Aber als sie fort war, wünschte ich sie mir sofort zurück. Nachdem sie gegangen war, wurde Daniel frech, und ich ließ ihn gewähren, obwohl ich mich am liebsten übergeben hätte. Immer wieder fuhr er mir mit den Fingerspitzen über die Arme und um die Bissmale herum. Wenigstens lenkte ihn das von Caleb ab.
» Ich spüre es schon « , murmelte Eric.
Ich hatte vergessen, dass er noch da war. Obwohl er mir mit seinen Bissen die Hölle bereitete, war er mir lieber als Daniel. » Was denn? « Meine Stimme klang schläfrig.
» Den Äther. Ich bin wie berauscht davon. Nichts scheint mehr unmöglich. « Er streckte die Hand aus und stach in einen der Bisse, sodass ich zusammenzuckte. » Spürst du, wie er dich verlässt und auf mich übergeht? «
Ich verweigerte ihm die Antwort und legte den Kopf auf die angezogenen Knie. Er klang, als sei er high– und mir war übel, elend bis tief in die Seele. Als Daniel meinen Hals zurückschob, war ich erschöpft und vor Schmerz wie von Sinnen. Caleb hatte sich seit einiger Zeit nicht mehr bewegt und Eric brauchte mir den Mund nicht mehr zuzuhalten. Ich wimmerte nur, als seine Zähne an meiner Halsbeuge in die Haut eindrangen.
Eric stieß beruhigende Laute aus, während Daniel von mir trank, und strich mit dem Daumen über meinen heftig schlagenden Puls. » Es ist bald vorüber. Du wirst sehen. Nur noch ein paar Bisse, und dann ist es vorbei. Auf dich wartet eine ganze neue Welt. «
Als Daniel fertig war, sank ich zur Seite. Der Raum drehte sich um mich und kippte. Es fiel mir schwer, mich auf Erics Worte zu konzentrieren.
» Zuerst drehen wir die Halbblüter um. Sie sind im Gegensatz zu uns nicht zu erkennen und sie brauchen keine Elementarmagie. Wir werden unseren Angriff auf der ganzen Welt gleichzeitig beginnen. Das wird wunderschön. « Bei dem Gedanken lächelte Eric. » Wir werden die Covenants infiltrieren… und dann den Rat. «
Ein ziemlich guter Plan, der leicht grauenhafte Realität werden konnte. Dass ich nichts zur Unterhaltung beitrug, schien Eric gar nicht zu merken. Er sprach weiter, obwohl es mir schwerfiel, die Augen offen zu halten. Angst und Anspannung hatten mir schwer zugesetzt. Ich döste ein. Keine Ahnung, wie lange, aber plötzlich fuhr ich mit einem Ruck hoch.
Erschöpft und verwirrt hob ich den Kopf und sah Daniel vor mir stehen. War schon wieder eine Stunde vorüber? Kam jetzt das Ende? Unwillkürlich fragte ich mich, ob sich die beiden auf den letzten Biss vorbereiteten, darauf, mir den letzten Tropfen Äther und den Rest meiner Seele auszusaugen.
» Es ist noch nicht Zeit, Daniel. «
» Ist mir egal. Du kriegst mehr ab als ich. Du glühst ja praktisch. Sieh mich doch an! « Daniel zog eine finstere Miene. » Ich sehe nicht aus wie du. «
Eric glühte nicht wirklich, aber seine Haut hatte einen gesunden Farbton angenommen. Er sah… wie ein normales Reinblut aus. Daniel dagegen war immer noch weiß wie ein Laken.
Eric schüttelte den Kopf. » Sie wird dich umbringen. «
Daniel ging vor mir in die Hocke, griff in mein Haar und schob meinen Kopf zurück. » Sie muss es doch gar nicht erfahren. Wie sollte sie? Ich will ja nur noch einmal. «
» Lass… ihn nicht! « , flehte ich mit schwacher Stimme. Falls Eric sich tatsächlich Sorgen um Daniel machen sollte, zeigte er es jedenfalls nicht und versuchte ihn auch nicht aufzuhalten.
Eine einzige Stelle an meinem Hals war noch nicht von Bissen verunstaltet. Lautlos flehte ich, er möge sie verschonen. Keine Ahnung, warum mir das so wichtig war, aber verdammt, eine Spur von Eitelkeit besaß ich immer noch.
» Wahrscheinlich gefällt es ihr « , meinte Daniel. Einen meiner stotternden Herzschläge später schlug er die Zähne in diese kleine Stelle und seine Lippen bewegten sich
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