Verbotener Kuss

und mitleiderregend. » Ich bezweifle, dass ich in nächster Zeit nach draußen komme, und ich habe kein Geld. «
    Er grinste. » Ich weiß, wo die Trainingssachen aufbewahrt werden. Morgen kann ich dir in der Stadt noch etwas anderes besorgen. «
    » Das brauchst du nicht. Außerdem will ich nicht, dass du für mich shoppen gehst. Am Ende sehe ich dann aus wie eine Stripperin. «
    Caleb lachte und die Haut um seine blauen Augen legte sich in Falten. » Keine Sorge. Dad hat mir vor ein paar Wochen ein kleines Vermögen geschickt. Wahrscheinlich aus schlechtem Gewissen, weil er so ein mieser Vater ist. Dann nehme ich eben eins der Mädchen mit oder so. «
    Das reinblütige Mädchen– Thea hieß sie– fand schließlich den Weg zu dem Sofa, auf dem wir saßen. Sie wirkte nett und aufrichtig an mir interessiert, aber sie stellte die einzige Frage, die ich fürchtete.
    » Dann hat sich deine Mutter… mit Lucian ausgesöhnt? « , erkundigte sie sich mit leiser, kindlicher Stimme.
    Ich zwang mich, keine Reaktion zu zeigen. » Nein. «
    Sie wirkte verblüfft. Die Halbblütigen auch.
    » Aber… sie können sich nicht scheiden lassen « , meinte Caleb. » Machen sie diese Nummer von wegen selbes Haus, verschiedene Postleitzahlen? «
    Reinblütige ließen sich nie scheiden. Sie glaubten, ihre Partner seien ihnen von den Göttern vorherbestimmt. Ich habe das immer für glatten Unsinn gehalten, aber das Prinzip keine Scheidung erklärte jedenfalls, warum so viele von ihnen Affären hatten.
    » Ähm… nein « , stotterte ich. » Mom… hat es da draußen nicht geschafft. «
    Caleb blieb der Mund offen stehen. » O Mann. Tut mir leid. «
    Ich zwang mich zu einem Schulterzucken. » Ist schon okay. «
    » Was ist ihr zugestoßen? « , fragte Jackson taktlos wie immer.
    Ich holte tief Luft und beschloss, ihnen die Wahrheit zu sagen. » Ein Daimon hat sie erwischt. «
    Das führte zu einer weiteren Runde von Fragen, die ich alle wahrheitsgemäß beantwortete. Als ich zu dem Kampf gegen zwei Daimonen kam, die ich getötet hatte, zeigten sich Schock und Ehrfurcht auf allen Gesichtern. Sogar Jackson wirkte beeindruckt. Keiner von ihnen hatte im richtigen Leben einen Daimon auch nur zu sehen bekommen. Als ich erwähnte, dass ich bei Aiden trainieren würde, wurde ein allgemeines Stöhnen laut.
    » Was? « Ich blickte in die Runde.
    Caleb hievte die Beine hoch, die er über meinen Schoß gelegt hatte, und stand auf. » Aiden ist einer der Härtesten… «
    » … Rabiatesten… « , setzte Jackson feierlich hinzu.
    » … Gemeinsten… « , warf ein halbblütiges Mädchen mit raspelkurz geschorenem braunem Haar ein. Ich glaube, ihr Name war Elena.
    Mir wurde ganz unbehaglich. Was hatte ich mir da eingehandelt? Und die anderen waren mit ihren Beschreibungen noch nicht fertig.
    » Der Stärkste « , setzte ein weiterer Student hinzu.
    Elena blickte sich im Raum um und verzog versonnen die Lippen. » Und so sexy wie keiner. «
    Die Mädchen seufzten auf, aber Caleb runzelte die Stirn. » Darum geht es gar nicht. Mann, der ist ein richtiges Tier. Er ist nicht einmal Trainer, sondern Wächter durch und durch. «
    » Die letzten paar Abschlussklassen sind seinem Gebiet zugewiesen worden. « Jackson schüttelte den Kopf. » Er ist nicht einmal Anleiter, aber er hat über die Hälfte von ihnen aussortiert und als Wachposten zurückgeschickt. «
    » Oh. « Ich hob die Schultern. Das klang gar nicht so übel. Darauf wollte ich gerade hinweisen, als eine neue Stimme uns unterbrach.
    » Nanu? Sieh mal, wer zurück ist! Wenn das nicht unsere eine und einzige Highschool-Abbrecherin ist « , erklärte Lea Samos affektiert.
    Ich schloss die Augen, um bis zehn zu zählen, aber ich schaffte es nur bis fünf. » Hast du dich verlaufen, Lea? Hier ist nicht die Stelle, wo kostenlose Schwangerschaftstests verteilt werden. «
    » Du meine Güte. « Caleb stellte sich hinter das Sofa, wo er aus dem Weg war. Ich nahm es ihm nicht übel. Die Geschichte zwischen Lea und mir war legendär. Meine Einträge wegen Prügeleien, die Marcus durchgegangen war, hatten für gewöhnlich mit Lea zu tun gehabt.
    Sie stieß dieses raue, kehlige Lachen aus, an das ich mich nur zu gut erinnerte. Ich blickte auf. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert.
    Okay. Das war eine Lüge.
    Wenn überhaupt, war Lea in den letzten drei Jahren noch schöner geworden. Mit ihrem langen kupferfarbenen Haar, den amethystblauen Augen und ihrer unerreichten Bräune sah sie aus wie ein