Verbotener Kuss
mich von Gewissheit erfüllt– vielleicht war sie an dem Abend entstanden, als ich die Wahrheit über sie erfahren hatte. Es gab eine geringe Möglichkeit, dass sie keine schrecklichen Verbrechen begangen hatte, aber wenn… wenn der Daimon, der einmal meine Mutter gewesen war, jemanden umgebracht hatte, dann würde ich sie auf die eine oder andere Weise töten. Sie war jetzt meine Verantwortung– mein Problem.
14. Kapitel
B eim Training am nächsten Tag tat ich so, als wäre alles in Ordnung. Das funktionierte gut, bis wir eine Pause einlegten und Aiden mich fragte, wie es mir gehe.
Ich antwortete mit betont gleichmütiger Stimme. » Mir geht’s gut. «
Dann verprügelte ich den Dummy, dass es nur so krachte.
Gegen Ende des Trainings hatte ich das Gefühl, dass eine Energiewelle meinen Rücken hinunterlief, und kurz darauf tauchte Seth auf. Er blieb an der Tür stehen und sah schweigend zu. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass er meinetwegen gekommen war. Ich stöhnte und ließ mir Zeit beim Aufrollen der Matten.
Aiden wies mit einer Kopfbewegung in Seths Richtung. » Alles in Ordnung? «
» Wer weiß? « , knurrte ich.
Aiden richtete sich zu voller Größe auf. » Hat er dich belästigt? «
Am liebsten hätte ich Ja gesagt, aber eigentlich hatte Seth mich nicht belästigt. Und wenn, was hätte Aiden dagegen unternehmen sollen? Aiden war ein krasser Wächter und Krieger, aber Seth war der Apollyon. Während Aiden das Feuer beherrschte– ziemlich eindrucksvoll – und kämpfen konnte, beherrschte Seth alle vier Elemente– ziemlich Furcht einflößend – und wäre in der Lage gewesen, mit Aidens Gesicht den Boden aufzuwischen.
Aidens starrer Blick sagte deutlich, dass er sich ohne Probleme meinetwegen mit Seth anlegen würde. So dumm das war, spürte ich, wie sich meine Lippen zu einem Lächeln verzogen.
Vollkommen verkehrt.
Mühsam unterdrückte ich das Lächeln und huschte um Aiden herum. » Bis später, okay? «
Den Blick immer noch auf Seth gerichtet, nickte er. Na gut. Ich schnappte mir meine Wasserflasche, die auf dem Boden stand, und trottete über die Fläche. Als ich an Seth vorbeikam, nickte ich ihm zu und hoffte, dass er sich mit Aiden vielleicht doch nur ein längeres Duell im Niederstarren liefern wollte. Er wandte sich jedoch um und verfiel sofort in Gleichschritt mit mir.
Seths Miene zeigte ein selbstzufriedenes Lächeln. » Dein Trainer kann mich nicht leiden. «
» Er ist nicht mein Trainer. Er ist ein Wächter. « Ich ging weiter. » Und ich bezweifle, dass er überhaupt eine Meinung über Sie hat. «
Seth schmunzelte. » Dein Trainer, der auch ein Wächter ist, hat in Lake Lure kaum mit mir gesprochen. Und wenn, dann kam er mir ziemlich kaltschnäuzig vor. Das hat meine Gefühle verletzt. «
Das bezweifelte ich. » Wahrscheinlich suchte er angesichts der Ereignisse gerade keine neuen Freundschaften. «
» In Anbetracht der Tatsache, dass deine Mutter mitverantwortlich für den Überfall war? « Lässig zog er die Brauen hoch. » Er wirkte ungewöhnlich betroffen, als wir die Aufnahmen überprüften und sie darauf entdeckten. «
Seine Worte wirkten auf mich wie ein gut gezielter Schlag ins Gesicht. Ich blieb stehen und sah ihn an. » Was wollen Sie, Seth? «
Er legte den Kopf in den Nacken. Über uns wälzte sich eine dunkle Wolke heran und warf einen düsteren grauen Schatten auf den Innenhof. Ein Sturm war im Anzug. » Ich wollte sehen, wie es dir geht. Ist das so verwerflich? «
Darüber dachte ich nach. » Ja. Sie kennen mich nicht. Warum sollte Sie das interessieren? «
Er blickte mir in die Augen. » Okay. Es interessiert mich eigentlich nicht. Aber du bist der Grund, warum ich in diesem hinterwäldlerischen Rattenloch festsitze und den Babysitter für einen selbstgerechten Armleuchter spiele. «
Ich riss die Augen auf. Sein melodischer Tonfall verlieh den derben Worten eine gewisse Eleganz. Es war beinahe komisch. » Wissen Sie, im Moment ist mir das ziemlich egal. « Ich unterbrach mich, als mehrere Halbblüter an uns vorbeigingen. Sie sahen uns an– mich. Ich gab mir alle Mühe, den Blicken auszuweichen.
» Natürlich. Deine Mutter hat die Familie einer deiner Klassenkameradinnen ermordet. Da wäre ich mit den Gedanken auch nicht bei der Sache. «
» Götter! « Mir klappte der Mund auf. » Echt, das war jetzt toll. « Ich ging davon.
Seth folgte mir. » Das war… nicht nett von mir. Man hat mir schon vorgeworfen, ich sei furchtbar ungehobelt. Vielleicht
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