Verbotener Kuss
furchtbar nahe bei Seth. » Ich habe keine Ahnung, was das alles bedeutet, aber Seth ist nicht besonders glücklich darüber. Das Gewitter vorhin, der Regen? Das war er. «
» Was? Ich habe gehört, dass einige Reinblüter das Wetter beeinflussen können, aber ich habe es noch nie erlebt. « Er warf dem Apollyon einen verstohlenen Blick zu. » Wow. Das ist großartig. «
» Könntest du mal zwei Sekunden lang diese verzückte Miene ablegen? Das macht mir Angst. «
Er knuffte mich gegen den Oberarm. » Okay. Ich muss mich konzentrieren. « Es kostete ihn sichtlich Mühe, Seth nicht anzusehen. Es lag nicht daran, dass Caleb sich etwa von ihm angezogen fühlte. Ehrlich, Seth war einfach randvoll mit Äther. Keiner von uns konnte sich seiner Ausstrahlung entziehen. » Warum sollte Lucians Befehl etwas mit dir zu tun haben? «
» Gute Frage. « Dann ging es mir auf. » Vielleicht fürchtet Lucian, ich könne zur Gefahr werden. Du weißt schon, wegen Mom. Vielleicht hat er Seth für den Fall hergeholt, dass ich etwas unternehme. «
» Was denn? Sie hier hereinlassen? Eine Wiedersehensparty für deine Mom geben? « Seine Stimme klang ungläubig. » Das käme doch nie infrage, und ich glaube nicht mal, dass Lucian an so etwas denkt. «
Ich nickte, aber meine Vermutung leuchtete mir immer mehr ein. Sie hätte erklärt, warum Lucian gegen meine Rückkehr an den Covenant war. Auf seinem Besitz würde ich unter ständiger Beobachtung stehen, hier aber konnte ich mich ziemlich frei bewegen. Die Vermutung hatte nur eine Schwachstelle: Dachte Lucian wirklich, ich könne etwas Schreckliches anstellen?
» Wahrscheinlich heißt es gar nichts. « Caleb kaute auf der Unterlippe herum. » Ich meine, was könnte schon sein? Es hat sicher nichts zu bedeuten. «
» Es muss etwas bedeuten. Ich muss herausfinden, was es ist. «
Caleb starrte mich an. » Meinst du nicht… dass du dich vielleicht darauf konzentrierst… wegen der jüngsten Ereignisse? «
Ja, natürlich, aber das war nicht der springende Punkt. » Nein. «
» Vielleicht interpretierst du durch den Stress mehr hinein. «
» Ich interpretiere gar nichts « , fauchte ich. Caleb schien jedoch nach wie vor nicht meiner Meinung zu sein. Entnervt von ihm und dem Gespräch, spähte ich in den Pausenraum. Elena belegte Seth immer noch mit Beschlag, doch das zog meine Aufmerksamkeit eher weniger an. Aber Jackson befand sich im Raum.
Er lehnte neben Cody und einem anderen männlichen Halbblut an einem der Billardtische. Seine dunkle Haut wirkte ungewöhnlich blass, und er sah aus, als hätte er in letzter Zeit kaum geschlafen. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Zwar hatte ich keine Ahnung vom aktuellen Stand seiner Beziehung zu Lea, aber er musste sich Sorgen um sie machen und über das Schicksal ihrer Eltern bestürzt sein.
Mein Blick schweifte zu Cody. Eine Sekunde lang sahen wir uns quer durch den Raum in die Augen. Ich erwartete kein Lächeln, aber sein eisiger, starrer und angeekelter Blick traf mich trotzdem. Verwirrt beobachtete ich, wie er sich vorbeugte und etwas zu Jackson sagte.
Zittrig holte ich Luft. » Ich glaube, die beiden reden über mich. «
» Wer? « Caleb wandte sich um. » Oh. Jackson und Cody? Du leidest unter Verfolgungswahn. «
» Glaubst du, sie… wissen Bescheid? «
» Über deine Mom? « Er schüttelte den Kopf. » Sie wissen, dass sie ein Daimon ist. Dass sie in Lake Lure dabei war, wissen sie wahrscheinlich nicht. «
» Aiden hat gesagt, die Leute würden es herausfinden. « Meine Stimme klang gepresst.
Als Caleb meine Angst bemerkte, schien er größer zu werden. » Niemand wird dir die Schuld geben. Niemand wird dir die Tat zur Last legen. Das können sie nicht, weil das alles nichts mit dir zu tun hat. «
Ich nickte und wollte ihm glauben. » Klar. Da hast du sicher recht. «
Im Lauf der nächsten Woche verstärkte sich das Tuscheln. Ich wurde angestarrt. Man redete über mich. Zuerst hatte niemand den Mumm, mich direkt darauf anzusprechen, aber die Reinblüter… na, sie wussten eben, dass ich ihnen nichts anhaben konnte.
Als ich nach dem Mittagessen zu den Trainingsräumen zurückkehrte, kam ich auf dem Hof an Cody vorbei. Ich schob mich mit gesenktem Kopf an ihm vorbei, aber ich hörte ihn trotzdem. » Du dürftest gar nicht hier sein. «
Mein Kopf fuhr hoch, aber er war schon vorbei und schlenderte den Weg entlang. Ich ging zum Training und spulte seine Worte immer wieder ab. Ich konnte ihn nicht falsch verstanden haben.
Als
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