Verbotener Kuss
prostete mir mit seiner Flasche zu. » Er würde sich schuldig fühlen. Würde sich Vorwürfe machen, dich nicht gut genug trainiert oder beraten zu haben. Willst du das wirklich? «
Ich biss mir auf die Unterlippe. Seine logische Argumentation gefiel mir nicht. » So wie er dir rät, nicht ständig betrunken zu sein? Und trotzdem trinkst du. Wie fühlt er sich wohl dabei? «
Langsam ließ er die Flasche sinken. » Gut gekontert. «
Ein paar Sekunden später bekam er Verstärkung. » Was zum Teufel ist passiert? « , verlangte Caleb zu wissen.
» Einige deiner Freunde können sich nicht benehmen. « Mit einer Kopfbewegung wies Deacon zur Tür.
Stirnrunzelnd kam Caleb auf mich zu. » Hat einer von ihnen dir etwas getan? « Wut blitzte in seinen Augen auf, als ich Codys Worte wiederholte. » Machst du Witze? «
Ich verschränkte die Arme. » Sehe ich so aus? «
» Nein. Lass uns auf die andere Insel zurückkehren. Die miesen Typen dort drinnen verstehen das nicht. «
» Niemand versteht es « , fauchte ich zurück. Ich kochte noch immer vor Wut. » Du kannst gern bei deinen Freunden bleiben, aber ich gehe zurück. Das war ein bescheuerter Einfall. «
» Hey! « Caleb schüttelte energisch den Kopf. » Das sind nicht meine Freunde! Wir beide sind Freunde. Und ich verstehe dich, Alex. Ich weiß, dass du Schlimmes durchmachst. «
Da ging ich auf Caleb los. Ich wusste, es war unsinnig, aber ich hörte einfach nicht auf. » Du verstehst das? Wie in aller Welt kannst du das verstehen? Deine Mutter will dich nicht in ihrer Nähe haben. Dein Vater lebt noch. Er ist kein Daimon, Caleb. Wie zur Hölle willst du mich begreifen? «
Er streckte die Hände aus, als könne er damit meine Worte abwehren. Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. » Alex? Götter! «
Seufzend steckte Deacon das Fläschchen in die Tasche. » Beruhige dich, Alex! Du hast Zuschauer. «
Er hatte ja so recht. Irgendwann waren die Kids herausgekommen, drückten sich auf der weitläufigen Terrasse herum und beobachteten uns gespannt. Zuvor hatten sie sich eine Schlägerei erhofft und waren enttäuscht worden. Ich holte tief Luft und versuchte, meine Wut zu bezähmen, aber ich scheiterte. » Jeder Dummbeutel hier denkt, dass ich der Grund für den Tod dieser Menschen bin. «
Calebs Miene wirkte ungläubig. » Das kann nicht wahr sein. Hör mal, du bist nur gestresst. Lass uns zurückkehren… «
Plötzlich verlor ich die Beherrschung. Ich schoss auf ihn zu und war drauf und dran, meinen besten Freund zu verprügeln. Gut möglich, dass es dazu gekommen wäre, aber ich sollte es nie herausfinden. Aus dem Nichts heraus tauchte Seth neben mir auf. Er war wie immer ganz in Schwarz gekleidet. Zog er diese Uniform denn nie aus?
Seine Anwesenheit verblüffte nicht nur mich so sehr, dass ich zur Reglosigkeit erstarrte, sondern hatte auch eine beruhigende Wirkung auf alle anderen ringsum. Er warf mir einen langen, harten Blick zu und ergriff dann mit seiner melodischen, akzentuierten Stimme das Wort. » Jetzt ist es genug. «
Jedem anderen hätte ich geraten, sich zu verdrücken, aber dies war keine gewöhnliche Situation, und Seth war kein gewöhnlicher Mensch. Wir starrten einander an und warteten darauf, wer als Erster wegsah. Offensichtlich rechnete er damit, dass ich seine Warnung beherzigen würde, sonst hätte ich die Folgen zu tragen gehabt.
Mit sichtlicher Mühe zog ich mich zurück. Caleb wollte auf mich zukommen, aber Deacon packte ihn am Arm. » Lass sie gehen! «
Und ich ging. Ich schaffte es, mehrere Häuser hinter mir zu lassen, bevor Seth mich einholte. » Du hast dich von einem Haufen Reinblüter so in Wut versetzen lassen? «
» Sie sind ein Stalker, Seth. Wie lange haben Sie schon dagestanden? «
» Ich bin Stalker, und ich habe lange genug dagestanden, um zu erkennen, dass du keine Selbstbeherrschung besitzt und labil bist. Ich mag das irgendwie an dir– vor allem weil ich es unterhaltsam finde. Aber du musst wissen, dass du für die Taten deiner Mutter nicht verantwortlich bist. Wer gibt schon etwas auf das Gerede einer Horde verwöhnter Reinblüter? «
» Sie wissen doch gar nicht, ob meine Mom etwas getan hat! «
» Ist dir das ernst? « Forschend sah er mir ins Gesicht und fand, wonach er suchte. » Ja! Jetzt kann ich noch das Wort dumm auf meine Liste von Adjektiven setzen, die dich beschreiben. «
Ich fragte mich, wie die anderen Adjektive lauteten. » Was soll’s? Lassen Sie mich einfach in Ruhe und…
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