Verbotener Kuss

Titel: Verbotener Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout

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atemberaubend.
    Die Hematoi begruben ihre Toten nicht. Man verbrannte die sterblichen Überreste und errichtete dann gewaltige Porträtstatuen aus Marmor. Ein Künstler hatte den Gedenkstein für die Familie Samos gefertigt und ihre Abbilder auf einem Sockel dargestellt, in den ein griechischer Vers über die Unsterblichkeit unter den Göttern eingemeißelt war. Das runde Podest stand bereits auf dem Friedhof.
    Man nahm den Toten Schmuck und Gold ab und legte alles auf den Sockel. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich wirklich gern gegangen, aber das wäre der Gipfel der Respektlosigkeit gewesen. Als die Scheiterhaufen angezündet wurden, wandte ich mich ab, hörte aber trotzdem das Feuer knistern, das die in Leichentücher gehüllten Körper verzehrte. Ich erschauerte– ich hasste diese Endgültigkeit und den Gedanken, dass diese Menschen möglicherweise Opfer meiner Mutter geworden waren.
    Langsam gingen die Trauergäste auseinander. Einige wandten sich nach Hause, andere besuchten kleine Empfänge, die bei den Familien stattfanden. Ich folgte Caleb und Olivia, die zum Covenant zurückkehrten, fort von Tod und Verzweiflung.
    Als wir an den Scheiterhaufen vorbeikamen, fiel mein Blick auf Aiden. Er stand mit Leon zusammen, nicht weit von Dawn und Lea entfernt. Er sah auf – so als habe er mich gespürt –, und unsere Blicke trafen sich. Ansonsten nahm er mich nicht zur Kenntnis, aber mir war klar, dass er mein Kommen gut fand. Am Tag zuvor, vor dem Gespräch, in dem es darum gegangen war, ehemals geliebte Menschen zu jagen, und vor dem Zwischenfall mit den Shorts, als er gesagt hatte, ich sei hübsch, da hatte ich erwähnt, dass ich mir ernsthaft überlegte, nicht an der Trauerfeier teilzunehmen, nachdem meine Mom vermutlich einer der Daimonen gewesen war.
    Aiden hatte mich mit diesem ernsten, stirnrunzelnden Blick angesehen. » Du hättest ein noch schlechteres Gewissen, wenn du ihnen nicht die letzte Ehre erweisen würdest. Du solltest hingehen, Alex. Genau wie alle anderen. «
    Natürlich hatte er recht. Ich hasste Trauerfeiern, aber ich hätte mich schlecht gefühlt, wenn ich nicht gekommen wäre.
    Jetzt nickte er kaum wahrnehmbar und wandte sich dann zu Dawn um. Er streckte die Hand aus und berührte ihren Arm. Eine dunkle Locke fiel ihm in die Stirn, als er den Kopf neigte und ihr sein Beileid aussprach. Ich wandte meine Aufmerksamkeit den großen eisernen Torflügeln zu, die die Stadt von diesem Gelände mit leblosen Statuen trennten. Seth stand da und trug seine schwarze Uniform. Zweifellos beobachtete er uns. Als wir den Friedhof verließen, übersah ich ihn geflissentlich.
    Den Rest des Tages versuchte ich zu vergessen, dass wir so viele unschuldige Menschen verloren hatten.
    Und dass Mom schuld daran war.
    Beim nächsten Training kam ich gar nicht dazu, mit den Dolchen zu üben. Als ich deswegen ausrastete, beobachtete Aiden mich mit einer Mischung aus Belustigung und Geduld.
    » Was soll das? « Ich stieß die Matten von der Fläche. » Wie soll ich jemals aufholen, wenn ich einen Dolch nicht mal anfassen darf? «
    Aiden schob mich aus dem Weg und übernahm das Wegräumen der Matten selbst. » Ich muss mich vergewissern, dass du dich verteidigen kannst… «
    » Sie hat überhaupt noch nicht mit Covenantklingen trainiert? «
    Seth lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen. Er beobachtete uns mit gelassener Miene, aber seine Augen strahlten ganz außerordentlich.
    Aiden richtete sich auf und würdigte ihn kaum eines Blickes. » Ich könnte schwören, dass ich diese Tür zugemacht und abgeschlossen habe. «
    Seth grinste selbstgefällig. » Ich habe die Tür aufgeschlossen und geöffnet. «
    » Wie haben Sie das gemacht? « , fragte ich. » Die Tür wird von innen abgeschlossen. «
    » Berufsgeheimnis des Apollyon. Darf ich nicht verraten. « Er zwinkerte mir zu und sah dann Aiden aus seinen bernsteinfarbenen Augen an. » Wie soll sie sich auf einen Kampf vorbereiten, wenn sie die einzige wirksame Waffe gegen einen Daimon nicht anwenden kann? «
    Diese Frage brachte Seth Punkte für Coolness bei mir ein. Erwartungsvoll sah ich Aiden an. Mit seiner kalten, angewiderten Miene verdiente er sich noch mehr Coolnesspunkte bei mir.
    » Ich war mir nicht bewusst, dass Sie bei ihrer Ausbildung ein Mitspracherecht haben. « Aiden hob die pechschwarzen Augenbrauen.
    » Habe ich auch nicht. « Seth stieß sich von der Wand ab und schlenderte durch den Trainingsraum. Er nahm einen Dolch von der Wand und wandte sich zu