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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Ich kam überhaupt nirgendwo hin. Es waren im Flur drei Türen nebeneinander. Wohnungstür, die Tür zum Abstellraum und die zum Schlafzimmer. Es waren nur ein paar Schritte. Zu hören war nichts auf dem Teppichboden. Da war nur plötzlich der Schatten in der Tür, soviel dunkler als der Rest. Ein großer Schatten, einsachtzig schätze ich. Er trug einen Mantel und hatte den rechten Arm ausgestreckt. Die Hand zeigte auf mein Bett, und in der Hand hielt er etwas. Eine Flasche Milch war es bestimmt nicht. Ich konnte mich nicht rühren, nicht einmal die Augen offenhalten. Aber schreien hätte ich können, laut und durchdringend, daß man es bis in den Keller hörte. Wenn da nicht … Es war nur eine Hand. Sie kam von der Seite und legte sich auf meinen Mund. Und meine eigenen Hände lagen unter der Bettdecke, beide! Der Schatten stand immer noch bei der Tür, rührte sich nicht. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte. Ein paar Stunden. Wahrscheinlich waren es nur zehn oder zwölf Sekunden, ehe der bei der Tür einen Schritt ins Zimmer trat, nach der Türklinke griff und die Tür im Hinausgehen hinter sich zuzog. Die Hand war immer noch da. Ich bekam kaum Luft, griff nach dem Handgelenk, wollte sie wegziehen. Der Arm, zu dem das Handgelenk gehörte, reichte an der Seite meines Bettes hinunter. Neben meinem Bett machte einer leise:
    »Pst.«
    Natürlich Pst, was sonst? Irgendwann gewöhnt man sich an den Wahnsinn. Es kommt ein Punkt, da wird alles normal. Daß einer durch meine Wohnung schlich, daß ein anderer neben meinem Bett lag, mir den Mund zuhielt und Pst machte. Er zog die Hand zurück, nachdem ich ein Nicken angedeutet hatte. Wegen der geschlossenen Tür war nicht zu hören, was in der Wohnung vorging. Ich horchte so angestrengt, daß ich nur noch Rauschen und Knistern hörte. Irgendwann, nach ungefähr einer Viertelstunde, hörte ich ein sanftes Knacken. Die Wohnungstür war zugezogen worden. Der Schlüssel wurde zweimal umgedreht. Die Hand kam wieder neben dem Bett in die Höhe, legte sich noch einmal auf meinen Mund. Wenn ich ein bißchen besser bei mir gewesen wäre, hätte ich ihn in die Finger gebissen. Aber ich schielte nur zum Wecker. Zwei Minuten, drei Minuten, vier Minuten. Alles blieb still.
    »Kein Licht machen«, flüsterte der neben meinem Bett. Er rappelte sich auf, hockte sich zu mir auf die Bettkante, erkundigte sich leise:
    »Alles in Ordnung?«
    Aber klar doch! Alles bestens. Mir geht es hervorragend. Ich fühle mich großartig, könnte gar nicht besser sein. Sitzen Sie bequem? Er hielt auch etwas in der Hand. Die Linke hatte er mir auf den Mund gedrückt, die Rechte für die Pistole gebraucht. Er steckte das Ding mit einem Grinsen unter die Jacke. Das Grinsen sah ich zwar nicht in der Dunkelheit, aber er grinste bei allen Gelegenheiten. Ach, ich habe vergessen zu sagen, wer es war. Aber da kommt man doch leicht drauf. Wer hing denn seit Ullis Unfall an mir wie eine Klette?
    »Okay«, flüsterte er,«dann verschwinde ich jetzt.«

    »O nein«, sagte ich,«nein, Sie bleiben schön hier.«

    »Ich glaube nicht, daß er noch mal zurückkommt«, erklärte er.
    »Natürlich kommt er zurück. Er kommt so lange zurück, bis er es gefunden oder mich um den Verstand gebracht hat. Er denkt, ich habe es beiseite geschafft.«

    »Haben Sie?«
    Wir waren wieder höflich miteinander, der liebe Lutz Assenmacher und ich, sprachen uns förmlich mit Sie an.
    »Nein, habe ich nicht. Ich habe es verschenkt. Ich wußte nicht, was es war.«

    »Und wem haben Sie es geschenkt?«
    Das möchtest du gerne wissen, was? Und dann meinem Vater auf die Pelle rücken. Stell dir das nicht so einfach vor. Was mein Vater eingesackt hat, kann man abschreiben. Dem mußt du einen Zentner Moltofill in den Keller kippen, bevor er die beiden Pakete zurückgibt. Bei meinem Vater muß man sich etwas einfallen lassen. Oder ihn über den Haufen schießen. Und das lasse ich nicht zu. Er mag ein Ekel sein, aber er ist und bleibt mein Vater.
    »Was werden Sie tun, wenn ich es Ihnen sage?«
    fragte ich.
    »Es zurückholen, was sonst.«

    »Das geht nicht.«
    Zurückholen schon, das sollte ich wenigstens versuchen, aber das mache ich lieber selbst. Sonst hast du das Zeug, und ich immer noch Rene Link im Nacken. Damit ist mir nicht geholfen.
    »Wie sind Sie herein gekommen, und wie lange waren Sie schon hier?«
    fragte ich. Die erste Frage beantwortete er nicht. Er sagte nur:
    »Halbes Stündchen etwa.«

    »Wußten Sie, daß er

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