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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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tat er das. Dann schaute er mich an. Das förmliche Sie war vergessen, es war auch überflüssig, wo wir jetzt beim Thema waren.
    »Weißt du, was das ist?«
    Auf dem Papier lag eine krümelige Masse. So hatte ich mir das Zeug nicht vorgestellt. Ich schüttelte den Kopf. Er grinste wieder.
    »Das ist Kokain, ein Gramm reines Kokain. Schätz mal, was dich das kosten würde, wenn du es irgendwo kaufen müßtest.«
    Ich wollte nicht schätzen. Ich wollte nichts kaufen. Bei dem Gedanken, daß ich sechs Kilo von dem Zeug ein ganzes Wochenende in meiner Wohnung gehabt hatte, brach mir der Schweiß aus.
    »Das sieht nicht aus wie Traubenzucker«, sagte ich. Lutz Assenmacher lachte.
    »Du mit deinem Traubenzucker. Damit hast du Ulli wahrscheinlich auf die Idee gebracht. Er dürfte in den letzten Monaten hübsch was auf die Seite geschafft haben. Muß eine Heidenarbeit gewesen sein. Er konnte es sich nicht leisten, die Röllchen komplett auszutauschen, das wäre aufgefallen. Er mußte aus jedem ein winziges bißchen herausnehmen und es ersetzen. Aber er hatte viel Zeit, jede zweite Woche daheim. Das kleine Frauchen fuhr morgens brav ins Büro, da konnte er bis zum Abend basteln.«
    Er erzählte noch mehr. Ulli war kein kleiner Dealer gewesen, auch kein großer, nur der Kurier. Der einen großen Posten Ware in Empfang nahm und ihn in kleinen Portionen auslieferte, quer durch Deutschland, auf die andere Woche. Er war gut bezahlt worden, aber das hatte ihm nicht gereicht. Er hatte sich zusätzlich einen Nebenverdienst verschafft. In kleinen Mengen abgezweigt, und wenn er genug beisammen hatte, auf eigene Faust verkauft. Alle zwei Wochen ein Paket mit Kulis. Und dann plötzlich eins außer der Reihe? Vielleicht hatte Ulli erst durch den Telefonanruf am Freitag abend erfahren, daß ein Paket an ihn abgeschickt worden war. Und er hatte sich aufgeregt, nicht daran glauben können, gedacht, man wollte ihn testen.
    »Oder die wollen mich linken«, hatte er gesagt. Er war davon ausgegangen, daß man ihm auf die Schliche gekommen war. Wo er doch ohnehin schon der Meinung war, es sei einer hinter ihm her.
    »Das war ich«, gestand Lutz Assenmacher.
    »Ich habe mir das Spielchen eine Weile angeguckt. Dann dachte ich, ich könnte einsteigen. Ist ein lukrativer Job. Und relativ sicher. Pakete in Empfang nehmen kann ich auch. Und verteilen, wenn man mir sagt, wo ich das Zeug abliefern soll. Aber Ulli ließ mich nicht an sich ran. Er traute keinem über den Weg. Vielleicht erzählst du mal, was sich hier letzten Freitag abgespielt hat.«
    Wir setzten uns ins Wohnzimmer, ich erzählte der Reihe nach. Alles, nur das Geld aus dem Umschlag und Ullis Tod erwähnte ich nicht. Ich hatte Angst, daß er mir die Fünfzigtausend abverlangte. So wie die beiden Mäppchen und den Lieferschein.
    »Das Ding ist alles andere als ein Lieferschein«, meinte er. Ich holte ihm den Wisch aus meiner Handtasche. Er schaute ihn sich an. Die Vorderseite konnte man vergessen. Das war nur Tralala. Aber die Zahlen auf der Rückseite, die falsche Endsumme. Und die Buchstaben vor den Ziffern, von denen ich angenommen hatte, daß sie einen bestimmten Warenposten näher bezeichnen sollten. Lutz Assenmacher hielt die Zahlen für Telefonnummern. Damit es nicht auffiel, war die Vorwahl nicht angegeben, der entsprechende Ort mit Buchstaben bezeichnet. Das D zum Beispiel, Düsseldorf, Detmold, Dortmund. Von dort war der Brief mit dem Geld gekommen, dort war Ulli zuletzt gewesen. Lutz Assenmacher wußte es, weil er in der Nähe gewesen war. Die Buchstaben konnten auch für die Abnehmer der Ware stehen. Ulli hatte gewußt, wer gemeint war, jeder andere durfte raten. Es reizte Lutz Assenmacher, einen Versuch mit dem D zu machen. Er kam zu mir, beziehungsweise zu dem Tischchen, auf dem das Telefon und der Anrufbeantworter standen. Er beugte sich darüber, wollte nach dem Telefonhörer greifen, hielt in der Bewegung inne und runzelte die Stirn.
    »Warum blinkt das Ding?«

    »Weiß ich nicht. Das tut es schon den ganzen Abend. Gestern hat es auch geblinkt. Vielleicht ist es kaputt.«
    Lutz Assenmacher zog die Unterlippe ein, kaute darauf herum. Seine Hand schwebte noch über dem Telefonhörer. Er führte sie zum Anrufbeantworter.
    »Wenn es kaputt ist«, sagte er,«kann man es ja ausmachen.«
    Das tat er. Die Anzeige erlosch, das Blinken hörte auf. Lutz Assenmacher richtete sich auf, schaute mich an.
    »Tolles Gerät«, meinte er. Seine Stimme klang anders, kalt und gepreßt.
    »Da

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