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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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ich sie kaum geöffnet. Fixierte mich mit einem Blick wie ein Schlangenbeschwörer, während er sagte:
    »Tut mir leid, daß es ein bißchen später geworden ist, Andrea. Ich habe drei Läden abgeklappert, aber Cola light habe ich nicht gekriegt. Ich habe normale Cola mitgebracht. Der Kasten ist im Wagen. Soll ich ihn raufbringen oder in den Keller?«
    Er schob mich zur Seite, vielmehr rückwärts in die Diele. Auf die beiden Männer mußte es wirken, als ob er mich in die Arme nähme. Dann stand er vor dem Eßtisch, immer noch mit den Händen an meinen Oberarmen, spähte über meine Schulter ins Wohnzimmer, stellte mit erstaunter Stimme fest:
    »Du hast Besuch?«
    Als ob das ihr Stichwort gewesen sei, standen die Männer auf. Sie hatten gerade gehen wollen. Das taten sie. Sie entschuldigten sich für die Störung, drückten mir noch ihr Mitgefühl aus. Dann waren sie weg, und ich stand da mit Lutz Assenmacher. Er entschuldigte sich auch.
    »Tut mir leid, das ich Sie so überfallen habe. Es ging nicht anders. Was wollten die von Ihnen?«

    »Nur die Kugelschreiber abholen.«

    »Warum haben sie die dann nicht mitgenommen?«

    »Weil sie mir gestern geklaut worden sind.«

    »Ach«, sagte er. Dann schaute er sich um, sah das Chaos im Wohnzimmer. Das ausgeräumte Geschirr vor dem Schrank in der Eßdiele.
    »Fehlt sonst noch etwas?«
    Auf meine Antwort wartete er nicht, stellte fest:
    »Das sieht ja wüst aus.«
    Und wollte wissen, ob ich schon die Polizei verständigt habe. Ich schüttelte den Kopf, er grinste. Ich konnte nicht mehr, wollte es nur noch hinter mich bringen.
    »Wer sind Sie?«
    Er antwortete nicht, grinste weiter.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Weiß ich noch nicht genau. Was könnte ich denn wollen? Haben Sie was Besonderes im Angebot? Ein paar hübsche Blechdosen mit Traubenzucker? Oder noch ein paar Kugelschreiber, die nicht funktionieren?«

    »Ich habe damit nichts zu tun.«
    Er wiegte bedächtig den Kopf, grinste immer noch. Es war ein mitleidiges Grinsen.
    »Doch«, sagte er gedehnt,«haben Sie. Jetzt haben Sie, ob Sie wollen oder nicht. Sie hatten gerade verdammt gefährlichen Besuch. Und wenn die schon persönlich bei Ihnen vorsprechen, dann stecken Sie mitten drin. Was haben Sie den Männern erzählt? Haben Sie denen auch gesagt, der Karton sei geklaut worden?«
    Ich schüttelte den Kopf, berichtete kurz von dem Gespräch. Ich erwähnte auch, daß ich den Männern gesagt hätte, Ulli sei tot, und ließ Lutz Assenmacher in dem Glauben, das wäre eine Notlüge gewesen.
    »Dann hoffen wir, daß sie das schlucken«, meinte er.
    »Hoffen wir einfach, daß die kein Aufsehen wollen. Normalerweise vermeiden sie das. Aber sechs Kilo sind ein schöner Batzen. Tut weh, wenn man die abschreiben muß.«

    »Sechs Kilo?«
    Ich konnte nur flüstern, und Lutz Assenmacher nickte zustimmend.
    »Sechstausend Kugelschreiber pro ein Gramm Inhalt«, erklärte er,«das macht genau sechstausend Gramm, sechs Kilo.«
    Ich starrte ihn an. Er grinste.
    »Das mit dem Gramm ist nicht geraten. Ich hab’s nachgewogen. Ich war so frei, eins von den Mäppchen einzustecken. Ich dachte, bei der Masse, und wo die ohnehin alle verschenkt werden sollen. Dann habe ich mich gefragt, warum die Dinger nicht funktionieren. Hab’ sie auseinandergenommen, und was, meinen Sie, habe ich gefunden?«

    »Man kann sie nicht auseinandernehmen«,widersprach ich.
    »Ich habe es versucht. Aber die Miene ließ sich nicht rausziehen. Und der Stöpsel am Ende war angeschweißt.«

    »Man braucht ein Messerchen«, sagte er.
    »Die Miene ist geklebt. Sicherheitshalber, nehme ich an.«

    »Das will ich sehen«, sagte ich. Ich gab ihm das Mäppchen aus meiner Handtasche. Wir blieben vor dem Eßtisch stehen. Lutz Assenmacher zog ein Taschenmesser aus seiner Windjacke. Eins mit mehreren Klingen, eine davon war hauchdünn und sehr scharf. Die schob er zwischen Miene und Hülse des grünen Kulis, führte sie vorsichtig herum. Dann zog er die Miene heraus. Sie war knapp einen Zentimeter lang. Abgeschnitten, das Ende zusammengepreßt, damit keine Tinte auslaufen konnte. Lutz Assenmacher kippte die Hülse, nachdem er den Mienenstummel auf den Tisch gelegt hatte, und heraus fiel ein weißes Papierröllchen. Es war etwas dünner als eine Zigarette und etwas länger. Die beiden Enden waren sorgfältig gefaltet und mehrfach umgeknickt, damit nichts herausrieseln konnte. Lutz Assenmacher faltete das Papier auseinander. Sehr vorsichtig

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