Verbrechen im Rampenlicht
ich auch gesehen«,
sagte Klößchen. »Es ging um die Krawallski-Brüder. Ganz schön heftige Typen:
Drei Brüder, die echt keine Skrupel haben und alles plattmachen, was ihnen im
Weg steht.«
Gaby nickte bedrückt. »Mein
Papi hat mir von den Krawallskis erzählt. Die Polizei vermutet, dass sie für
eine ganze Reihe von schlimmen Taten verantwortlich sind, doch man kann ihnen
leider nichts davon nachweisen. Solange die auf freiem Fuß sind, kann man kaum
beruhigt schlafen.«
»Und solche Leute bekommen eine
eigene Sendung?«, fragte Tim stirnrunzelnd.
»Gewalttätige Verbrecher sind
eben gut für die Einschaltquoten«, meinte Karl.
»Ist die TKKG-Bande auch bald
mal mit ihren ach so wichtigen Gesprächen fertig?«, rief Max zu ihnen herüber.
»Ich würde gerne mit den Vorschlägen für die Wettkämpfe beginnen!«
»Dann fang doch an!«, sagte
Gaby unwirsch.
Max warf ihr einen bitterbösen
Blick zu und hielt dann einen scheinbar endlosen Vortrag über Wettkämpfe, die
man auf dem Schulhof durchführen konnte.
Nach einer halben Stunde voller
Planungen hatten TKKG das Thema Castingshows komplett vergessen. Auch an Celine
und die vermeintlichen Casting-Agenten dachte vorerst keiner mehr. Wie konnten
sie auch ahnen, dass ihre Mitschülerin dabei war, einen großen Fehler zu
begehen!
Am nächsten Tag blieb das
Wetter schön. Nach dem Unterricht
stieg Celine Stubenkoller auf ihr Rad und fuhr aus dem Schultor. Sie trat kräftig
in die Pedale. Endlich kam sie aus dem Internat raus. Celine hatte sich von dem
Schulwechsel in die Millionenstadt so viel erhofft. Zu Hause im Dorf hatte sich
stets alles nur um Denise gedreht — und ums Aussehen. Ihre Mutter hatte
gemeinsam mit den Töchtern Diäten gemacht und mit ihnen auf dem Laufband
trainiert. Sie hatte ihnen teure Haarkuren gekauft und sie zu Wettbewerben in
der Umgebung angemeldet. Bereits mit vierzehn Jahren hatte Denise auf der
Landwirtschaftsschau den Titel Miss Zuckerrübe gewonnen und war zur Schafsprinzessin gekürt worden. Celine hingegen war nicht einmal nominiert worden. Sie hätte gut
damit leben können, wenn ihre Mutter nicht ständig mit Vorwürfen gekommen wäre.
Und, wenn ihre Mutter nicht ständig über Denise geredet hätte. Darüber, wie
schön und ehrgeizig sie war. Was für Chancen Denise hatte, und wie viele
Verehrer! Celine hatte heimlich eine Liste geführt und ausgerechnet, dass ihre
Mutter zwischen 90 und 150 Mal am Tag den Namen Denise aussprach —
natürlich immer in einem positiven Zusammenhang. Sätze wie »Denise, bring doch
mal den Müll runter!« oder »Denise will ja leider kein Abitur machen« hingegen
fielen nie.
Jetzt war sie über hundert
Kilometer von ihrem Heimatort entfernt und Denise hatte sie erneut eingeholt. Es
war zum Verrücktwerden! Aber so leicht würde Celine dieses Mal nicht aufgeben.
Sie trat noch kräftiger in die Pedale. Als ihre Mitschüler am Vortag von den
Casting-Agenten gesprochen hatten, war sie schweigsam geblieben. Dabei war sie
tatsächlich am Eisstand gewesen. Celine gönnte sich ab und zu heimlich eine
Kugel Schoko-Minz. Wenn ihre Mutter davon erfuhr, würde sie wahrscheinlich in
Ohnmacht fallen — nicht, ohne vorher über die Zahl der Kalorien zu stöhnen.
Beim Eiswagen vor dem Schultor
hatten ein Mann und eine Frau Flyer verteilt. Zunächst hatte Celine sie gar
nicht bemerkt, doch dann war sie von den beiden angesprochen worden. Die Frau
hatte sehr freundlich gesagt, dass sie für die TV-Agentur Stardust arbeitete.
Try Hard — Kids ohne Gnade, so hieß die Show, um die es ging. Und dann wurde sie, die unscheinbare Celine
Stubenkoller, gefragt, ob sie dabei sein wollte. Celine war unglaublich stolz.
Natürlich wollte sie! Und deshalb war sie jetzt auf dem Weg zu der Adresse, die
auf dem Flyer angegeben war. Es handelte sich um eine Straße im Gewerbegebiet.
Celine kannte sich in der Millionenstadt noch nicht besonders gut aus, aber sie
hatte den Ort am Vorabend gegoogelt. Der Weg war nicht sonderlich kompliziert.
Schon nach zwanzig Minuten
schloss sie ihr Fahrrad vor einer langen Halle an. Sie blickte sich um. Die
beste Gegend war das hier nicht. Wohnhäuser gab es keine. Neben dem Eingang
waren noch vier weitere Räder angeschlossen. Außerdem parkten zwei Wagen auf
einem Parkplatz neben dem Gebäude.
Celine ballte die Fäuste. Sie
würde es allen zeigen! Ihrer Mutter, Denise und ihren Mitschülern! Entschlossen
betrat sie den Eingangsbereich. Mit Klebeband angebrachte
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