Verbrechen im Rampenlicht
Rucksack herum? Und wieso hatte sie trockenes Haar? Wo die Föhne
im Schwimmbad doch ständig defekt waren. Hatte Celine gelogen?
»Du kannst Rosalindes Stuhl
nehmen«, erklärte Celine mit leiser Stimme. »Sie ist beim Modern-Dance-Training
und kommt erst zum Abendbrot ins Internat zurück.«
Gaby schaute sich in dem Zimmer
um. Vom Grundriss und der Ausstattung her, unterschied es sich kaum vom Adlernest, dem Zimmer von Tim und Klößchen. Die Einrichtung verriet jedoch, dass man sich
ohne Zweifel in einem Mädchenzimmer befand. Besonders Rosalindes Seite war
perfekt gestylt. Man sah, dass sie gerne shoppte und ein Händchen für hippe
Accessoires hatte.
Die Seite von Celine hingegen
war deutlich schlichter eingerichtet. Über dem Bett hing ein Poster, das eine
Landschaft unter einem Sternenhimmel zeigte. Auf dem Nachttisch lagen mehrere
Bücher.
»Wollen wir gleich anfangen?«
»Meinetwegen«, sagte Gaby. Sie
öffnete ihre Tasche und legte ihr Heft auf den Schreibtisch. Dann stellte sie
noch eine bunte Dose mit ein paar Keksen dazu. »Die hat meine Mami gestern
gebacken.« Verschwörerisch fügte sie hinzu: »Echt gesund — mit Honig und Vollkornmehl.«
»Ich darf eigentlich nicht«,
sagte Celine mit deutlichem Bedauern in der Stimme. »Ich bin auf Diät.«
Gaby sah sie erstaunt an. »Also
Klößchen hätte eine Diät ja wirklich nötig, aber du...«
Plötzlich nahm Celines Gesicht
einen abweisenden Ausdruck an. »Hackt doch nicht immer auf dem armen Willi
rum!« Sie öffnete mit Schwung den Reißverschluss ihres Rucksacks. »Er ist halt
etwas dicker, na und? Kein Grund ständig Witze über ihn zu machen, über ihn zu
lästern oder ihn »Klößchen« zu nennen!«
»Wir machen uns ja nur Sorgen
um Willi!« Gaby war auf so eine Reaktion nicht gefasst gewesen. »Er isst so
viel Schokolade, dass er irgendwann noch mal ernsthafte Probleme bekommt:
Diabetes, einen hohen Cholesterinspiegel oder Gelenkschäden! Und Tim, Karl und
ich wären ja wohl schlechte Freunde, wenn wir ihn nicht ab und zu darauf
hinweisen würden.«
»Es tut mir leid, aber ich mag
es halt nicht, wenn hübsche schlanke Menschen schlecht über Leute reden, die es
nicht so gut haben.«
Nun war Gaby ernsthaft
bestürzt. »Aber Celine, das tue ich doch nicht.«
»Ich sage es ja nur. Sei mir
nicht böse, Gaby.« Das Mädchen stellte ihren Rucksack auf dem Tisch ab. »Fängst
du schon mal an? Ich muss schnell noch auf die Toilette.«
Gaby sah ihr nach. Celine war
sonst so ruhig. Heute hingegen war sie richtig aufgekratzt. Aber darüber konnte
sie sich auch später noch Gedanken machen. Jetzt war erst einmal das Referat
dran. Gaby versuchte auf dem schmalen Schreibtisch etwas Raum zu schaffen. Das
war gar nicht so einfach, denn der meiste Platz wurde schon durch Bücher,
Stiftbecher und einen Gummibaum belegt. Als sie ein paar Bücher beiseiteschob,
erwischte sie Celines Rucksack mit dem Ellenbogen. Bevor sie danach greifen
konnte, fiel er zu Boden. Ein Kugelschreiber, ein Apfel und eine Klarsichthülle
rutschten auf den Fußboden. Gaby bückte sich und hob die Sachen auf. Ein
Badeanzug oder ein Handtuch war nicht dabei. Das bestätigte den Verdacht, dass
Celine gelogen hatte. Natürlich wollte Gaby ihrer Klassenkameradin nicht
nachspionieren, aber ohne es zu wollen hatte sie schon den Flyer und den
Vertrag der Stardust GmbH entdeckt.
»Das ist ihr Privatleben, das
geht dich nichts an!«, flüsterte sich Gaby selbst leise zu. Aber gleichzeitig
sprach ihr siebter Sinn zu ihr. Celine hatte ein Geheimnis und diese Sachen
hatten vielleicht etwas damit zu tun. Warum sonst war sie so nervös? Gaby hatte
in der Vergangenheit schon oft gemerkt, dass ihr Bauchgefühl richtig war.
Vorsichtig holte sie den
Vertrag aus der Hülle. So schnell es ging, überflog sie den Text. Sie musste
sich beeilen. Die Mädchentoiletten am anderen Ende des Flurs waren noch nicht
ausgebaut und Celine musste die WCs im Erdgeschoss aufsuchen. Trotzdem würde
sie bald zurück sein. Auf der letzten Seite stolperte Gaby über einen dick
gedruckten Absatz. Hier wurde dem Vertragspartner ausdrücklich verboten, über
das Projekt zu sprechen — sogar mit den eigenen Eltern! Das war überaus
merkwürdig. Immerhin waren die Eltern ja die Erziehungsberechtigten und mussten
solche Verträge für ihre Kinder unterschreiben. Wie konnte dann gefordert
werden, dass Celine ihnen nichts erzählte? Eilig machte Gaby ein Foto mit ihrem
Handy. Auch von dem Flyer machte sie eine Aufnahme. Der
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