Verbrechen im Rampenlicht
Flyers.
»Jetzt habe ich auch eine
Frage.« Ein zierliches Mädchen mit rotbraunen Haaren meldete sich zu Wort.
Celine vermutete, dass sie eine Klassenstufe unter ihr war. Ganz sicher war sie
sich aber nicht. »Ich würde gerne noch mal genauer wissen, was wir bei der Show
machen sollen. Also um Singen und Modeln geht es ja wohl nicht, oder?«
Gerd von Mumpitz nahm seine
Brille ab und hauchte die Gläser an. Während er mit dem Hemdsärmel
darüberwischte erklärte er: »Es geht tatsächlich nicht um die üblichen Themen.
Bei Try Hard — Kids ohne Gnade werdet ihr als jugendliche Agenten
geheime Aufträge bekommen — ein bisschen so wie James Bond. In jeder Show müsst
ihr eine spannende Mission erledigen. Dafür wird euch eine Jury aus vier
TV-Promis Punkte geben, aber auch die Fernsehzuschauer können per Telefon für
euch voten.«
»Bei unserer Show geht es nicht
um gutes Aussehen, sondern um Intelligenz, Sportsgeist und Ehrgeiz! Wer sich
ordentlich ins Zeug legt, kann mächtig punkten.«
»Je höher ihr kommt, desto
schwieriger werden die Aufgaben. Und wer nicht mithalten kann, fliegt raus. Bei
jeder Live-Show wird ein Teilnehmer rausgeworfen.«
»Das wird mir nicht passieren!«
Max grinste dem zierlichen Mädchen zu. Dann sagte er leise: »Ich bin übrigens
Max Moleske! Merk dir den Namen gut, du wirst ihn noch off hören!«
»So ein Angeber!«, zischte
einer der beiden anderen Jungen.
»Morgen schon könnt ihr
beweisen, dass ihr das Zeug zum Star habt!« Tina Magerburg stand vom
Schreibtisch auf und schnappte sich einen Stapel mit bedruckten Zetteln. »Das
ist ein Standardvertrag von der Stardust GmbH, unserer Agentur. Ihr
willigt damit ein, bei den Aktionen gefilmt zu werden, eine bestimmte Anzahl
von Interviews zu geben und bei Bedarf an Chats oder Promo-Aktionen
teilzunehmen. Auf Seite drei erfahrt ihr mehr über die Gewinnsumme und die
Möglichkeit, Werbeverträge mit den Sponsoren-Firmen zu bekommen.« Sie teilte
die Verträge aus.
Celine warf einen Blick auf das
Logo, einen Stern mit einem langen blauen Schweif. Dann wanderte ihr Blick über
die fett gedruckten Buchstaben Try Hard — Kids ohne Gnade. Sorgfältig steckte sie den Vertrag zusammen mit dem Flyer in eine
Klarsichthülle und verstaute diese in ihrem Rucksack. Ihr Herz klopfte heftig.
Morgen, dachte sie, werde ich zeigen, dass ich genauso gut sein kann wie
Denise! Dann sah sie auf die Uhr. Schon nach vier! Ein Schreck durchfuhr
Celine: Gaby Glockner wartete bereits im Internat auf sie! Die beiden waren
wegen eines Referats verabredet. Das hatte sie bei all der Aufregung komplett
verschwitzt. Hastig verabschiedete sie sich und eilte hinaus zu ihrem Fahrrad.
Auch die anderen Jugendlichen verließen einer nach dem anderen das Büro. Sie
waren alle ganz in Gedanken. Jeder malte sich in schillernden Farben den
eigenen Sieg aus. Hätten sie sich im Gehen noch einmal umgedreht, wäre ihnen
das siegessichere Lächeln der blonden Frau aufgefallen. Es war kein gutes
Lächeln!
Gaby saß auf dem Flur vor dem Katzenkörbchen. So hieß das
Zimmer, in dem Celine gemeinsam mit einer Klassenkameradin von TKKG wohnte.
Viele Jahre hatte das Internat ausschließlich Jungen beherbergt. Erst vor
Kurzem hatte man die Schule jedoch um einen Neubau erweitert, in dem es nun auch
Mädchenzimmer gab. Gaby blickte auf die Uhr. Es war schon Viertel nach vier.
Langsam wurde sie ungeduldig. Gaby kannte Celine nicht besonders gut, aber
bisher war das Mädchen immer sehr pünktlich gewesen.
Gaby drehte eine Strähne ihrer
frisch gewaschenen Haare um den Finger. Vielleicht hätte sie das Referat doch
besser mit Tim, Karl und Klößchen gemacht. Andererseits hatte sie Mitleid mit
Celine. In der Klasse hatte das neue Mädchen noch keine Freunde, und daher auch
keinen Referatspartner gefunden. Gaby überlegte, dass sie die nächste
Verabredung besser bei ihr Zuhause machen sollten. Schließlich konnte sie ihren
heiß geliebten Cockerspaniel Oskar nicht mit ins Internat nehmen. Noch dazu war
es in der Wohnung der Glockners um einiges gemütlicher.
Gerade wollte Gaby aufstehen
und gehen, als ihr Celine entgegenkam. Ihr Gesicht war gerötet und sie
schnaufte hörbar. »Tut mir leid! Ich war noch mit Freunden im Schwimmbad und
habe nicht auf die Uhr geschaut.«
»Schon okay!«, sagte Gaby
großmütig. Als sie hinter Celine ins Zimmer trat, wunderte sie sich aber doch
etwas. Trug Celine ihr gesamtes Schwimmzeug samt Handtuch und Badeanzug etwa in
ihrem kleinen
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