Verbrechen im Rampenlicht
Computerausdrucke
wiesen ihr den Weg durch die Flure bis hin zu einem Büro. Die Tür stand halb offen.
Celine atmete tief ein und klopfte.
»Komm doch rein!«, sagte eine
junge Frau mit kinnlangen blonden Haaren zu ihr. Es war dieselbe Frau, die sie
am Eisstand angesprochen hatte.
»Hallo.« Mehr brachte Celine
nicht heraus.
»Hallo«, erwiderte die Frau.
»Ich bin Tina Magerburg, die Projektmanagerin. Du kannst einfach Tina zu mir
sagen.« Sie deutete auf einen leicht untersetzten Mann mit braunen Haaren und
einer auffälligen schwarzen Designerbrille. »Das hier ist mein Kollege Gerd von
Mumpitz. Wir beide treffen gemeinsam die Vorauswahl für die erste Runde unserer
Show.«
Celine betrat den Büroraum und
sah sich um. Außer ihr waren vier andere Schüler anwesend. Sie hatte alle von
ihnen schon einmal im Internat gesehen, kannte jedoch nur Max Moleske mit
Namen.
Das Büro war einfach
eingerichtet. Es gab keine Bilder an den Wänden und auch keine Zimmerpflanzen.
Außer einem Schreibtisch, ein paar Klappstühlen und einem Notebook war der Raum
leer.
»Ist ja nicht gerade die
schnittigste Location für ein Casting. Warum findet das Casting nicht direkt
bei Stardust statt?«, fragte Max. Sein ganzes Verhalten hatte etwas
Überhebliches.
Tina Magerburg ließ sich jedoch
nicht einschüchtern. »In der Agentur haben wir längst nicht so viel Platz wie
hier. Dort werden nämlich zeitgleich mehrere Sendungen produziert. Wir würden
dort nur stören. Wenn die Vorrunde vorbei ist, werden die weiteren Shows bis
zum Finale natürlich auch im Studio stattfinden.«
»Doch dazu müssen die
Kandidaten erst feststehen. Nicht jeder von euch wird es in die Shows
schaffen.«
Celine gab sich Mühe, den
beiden zu folgen. Es war nicht leicht, sich auf die vielen Informationen zu
konzentrieren, wenn man so aufgeregt war.
»Heute finden in ganz
Deutschland kleine Pre-Castings statt. Dabei sieben wir die Kandidaten aus, die
sich nicht für die Show eignen.«
»Wir wollen nur die Besten in
der Show haben«, fügte Gerd von Mumpitz hinzu. »Gefilmt wird allerdings von der
ersten Minute an. Wir brauchen eine ganze Menge Material, mit der wir die
Berichterstattung ausschmücken können.«
»Gut, das ergibt Sinn. Aber
warum sollen wir niemandem von dem Casting erzählen?« Max war noch immer nicht
ganz zufrieden. »Das checke ich nun echt nicht!«
Tina Magerburg setzte sich auf
den Schreibtisch. »Verschwiegenheit ist in der frühen Phase der Produktion
unheimlich wichtig. Try Hard soll schließlich eine ganz große
Überraschung werden. Die Konkurrenz weiß noch nichts von der Show — und so soll
es möglichst lange bleiben. Sobald die ersten Sendungen im Kasten sind,
schalten wir voll auf Grün: Über Nacht wird es einen riesigen Medienrummel
geben! Ich will euch noch nicht zu viel verraten, aber es folgen auf jeden Fall
zahlreiche Live-Shows, tägliche Reportagen, verschiedene Online-Abstimmungen
und eine Internet-Community mit Fanblogs, Tweets, Abstimmungsmodulen und
Downloads. Zudem wird es Gewinnspiele geben und eine breit angelegte
Werbekampagne mit Plakaten, Bannern und Merchandising-Produkten!«
Gerd von Mumpitz nickte. »Doch
bis dahin ist das Projekt topsecret — also streng geheim! Ihr müsst daher die
ersten Wochen absolutes Stillschweigen bewahren. Nicht einmal eure Eltern
dürfen davon wissen.« Gerd von Mumpitz senkte die Stimme. »Stellt euch vor, was
passiert, wenn sie aus lauter Stolz doch jemandem etwas davon erzählen? Und
wenn es nur die Nachbarn oder die Oma sind. Solche Informationen sprechen sich
herum wie ein Lauffeuer. Glaubt mir, wir haben da schon viele schlechte
Erfahrungen gemacht. Innerhalb von wenigen Tagen kommen die anderen Agenturen
mit ähnlichen Konzepten an und drängen sich auf den Markt.«
»Dann ist es aus mit eurem
Ruhm, bevor ihr überhaupt bekannt werden konntet!« Tina sah ernst in die Runde.
»Schon gut, meine Alten sollen
mich eh erst sehen, wenn ich der Sieger bin! Das kommt viel besser.« Max lehnte
sich lässig gegen den Türrahmen. »Und was sollen wir jetzt machen? Geht es
gleich jetzt mit der ersten Aufgabe los?«
»Wir geben euch heute zunächst
nur eure Verträge mit, die ihr bitte morgen ausgefüllt und unterschrieben
zurückbringt. Erst dann erklären wir euch, was eure erste Aufgabe sein wird.
Bitte haltet euch auf jeden Fall schon mal den morgigen Abend frei.«
»Und seid morgen pünktlich um
vier wieder hier!«
Celine notierte sich die Zeit
auf der Ecke ihres
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