Verbrechen ist Vertrauenssache
unsympathisch werden.«
»Der Detective? Wie heißt er noch mal?«
»Calavecci. Er wartet darauf, dass die Ärzte ihm erlauben, sich ein bisschen mit Carmody zu unterhalten – das wird so gegen zehn sein. Wenn er fertig ist, können wir rein.«
Der Radiowecker zeigte 9:23. »Dann warten wir eben«, sagte Parker.
»Aber wissen Sie, was er tatsächlich tun will?« sagte Thorsen. »Er will Quindero mitnehmen, damit der und Carmody sich ein bisschen unterhalten können.«
»Quindero?« Dieser Name war Parker neu.
»Den Bruder«, erklärte Thorsen. »Calavecci ist ein sadistischer Schweinehund, der noch ein bisschen mehr in der Wunde stochern will. Quindero und Carmody sollen Gelegenheit haben, sich Geschichten über die gute alte Mary zu erzählen.«
»Ein netter Mensch, Ihr Detective.«
»Kommen Sie, gehen wir«, sagte Thorsen und sah sich angewidert um. »Es gibt noch mehr, aber das erzähle ich Ihnen im Wagen.«
»Gut.«
Thorsen nickte in Richtung Verbindungstür. »Irgendwas da drüben?«
»Dasselbe wie hier. Sie haben keine Adressbücher herumliegen lassen.«
»Das sind keine Leute, die Adressbücher haben«, sagt Thorsen. »Kommen Sie. Wie soll ich Sie nennen – John oder Jack?«
»Jack.«
»Ich bin Dwayne.«
»Gut.«
Sie schalteten das Licht aus und gingen hinaus. Thorsen sagte: »Mein Wagen steht gegenüber.«
Auf dem Parkplatz des Bürogebäudes, der jetzt halbvoll war. Thorsen fuhr einen Mietwagen, einen blauen Chevy Celebrity. Er schloss auf. Auf der Konsole zwischen den Vordersitzen lag ein schwarzer Scanner, den er sogleich einschaltete. »Ich hab ihn auf den Polizeifunk eingestellt. Weil ich kein offizieller Ermittler bin, sagt Calavecci mir nichts, wenn ich ihn nicht danach frage. Und selbst dann stellt er sich an.«
Thorsen hatte das Gerät so leise gestellt, dass die Stimme des Dispatchers nur ein heiseres Rauschen war, das eine Unterhaltung nicht beeinträchtigte. »Es gibt noch mehr?« fragte Parker.
Thorsen ließ den Motor an und verließ den Parkplatz, und während sie durch die Stadt fuhren, erzählte er Parker von der Sache an der Tankstelle und dem Jungen, der mit einer Kugel im Bein im Krankenhaus lag, und gab ihm eine Beschreibung des Kombis, der Seesäcke, der beiden Männer und der Frau.
»Die Sache ist die«, schloss er seinen Bericht, »meine Sicherheitsleute im Geldraum, wo der Überfall stattgefunden hat, sagen, dass es drei Männer waren. Der Junge ist sichsicher, dass es zwei Männer und eine Frau waren. Während des Überfalls trugen die Täter Skimasken – es könnte also sein, dass einer davon eine Frau war.«
»Wäre nicht das erste Mal«, sagte Parker.
»Und noch was«, sagte Thorsen. »Keiner weiß, ob’s da einen Zusammenhang gibt oder nicht, aber es wird ein Polizist vermisst. Mitsamt seinem Wagen.«
Das konnte nur Liss gewesen sein. Parker sagte: »Ein Polizist wird vermisst? Was meinen Sie damit?«
»Der Mann hatte sich an irgendeiner Brückenzufahrt postiert, allein. Als um sechs Uhr heute morgen die Ablösung kam, waren er und der Wagen verschwunden. Er antwortet nicht, wenn sie ihn anfunken – Sie werden es gleich hören, die versuchen’s immer wieder mal –, und sie wissen nicht, was sie davon halten sollen.«
»Wenn die Gangster einen Polizeiwagen haben«, sagte Parker, »könnten sie damit wahrscheinlich einfach aus der Stadt fahren, und niemand würde sich was dabei denken.«
»Aber warum waren sie dann eine Stunde später noch mit dem Kombi an der Tankstelle? Ebendeswegen weiß man nicht, ob’s da einen Zusammenhang gibt.«
»Sie werden ihn finden, ihren Polizisten«, sagte Parker. »Früher oder später. So oder so.«
»Und was sie ganz besonders wild macht«, sagte Thorsen, »ist folgendes: Wenn die Räuber den Polizeiwagen haben, dann hören sie den Polizeifunk. Sie hören ihrer eigenen Verfolgung zu.«
»Das wird denen vermutlich nicht besonders gefallen«, sagte Parker.
Das Krankenhaus lag auf der anderen Seite der Stadt. Parker saß auf dem Beifahrersitz, während Thorsen von einer Ampel zur nächsten fuhr und das Funkgerät rauschte. VonZeit zu Zeit wurde ein Officer Kendall gerufen, der sich jedoch nicht meldete. Manchmal kam eine Anweisung an die Polizisten, die in und vor dem Krankenhaus Dienst hatten und Carmody bewachten. Dann wurde der Kombi gefunden.
»Was?« sagte Thorsen. »Drehen Sie lauter.«
Sie lauschten auf die Meldungen. Eine Frau hatte ihren Wagen als gestohlen gemeldet, einen Toyota Tercel, der vor ihrem
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