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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ein mageres, verängstigtes Kerlchen mit auf den Rücken gefesselten Händen, flankiert von zwei grimmigen Uniformierten, die ihn an den Ellbogen hielten. Parker sah ihn an Calavecci vorbei an. Er vermutete, dass er zu den Leuten gehörte, die auf dem Parkplatz des Stadions herumgefahren waren.
    Aber jetzt ging es erst einmal um Calavecci. Der sagte irgend etwas Unverbindliches zu Thorsen und wurde dann John Orr, Versicherungsdetektiv, vorgestellt. Sein Händedruck war zu fest. Er grinste und sagte: »Dann sind Sie also schon länger als wir hinter diesen Burschen her.«
    »Nur hinter einem«, sagte Parker. »George Liss.«
    »Ein Prachtexemplar«, sagte Calavecci mit einem genießerischen Kopfschütteln. »Ich freue mich schon auf eine Unterhaltung mit ihm. Was für ein Vorstrafenregister!«
    »Ja?«
    »Er muss irgendwo in den Top Ten sein«, sagte Calavecci. »Ganz steile Karriere. Sie beide setzen sich jetzt am besten in den Aufenthaltsraum da drüben – da gibt’s auch Kaffee und so. Inzwischen werden Ralph und ich uns mal ein bisschen mit seinem Kumpel Tom unterhalten.«
    Parker sah, dass Ralph Quindero sich bemühte, nicht zu weinen. Wenn er vor Carmody stand, würde es damit vorbei sein. Sie würden dadrinnen heulen wie die Schlosshunde, und Calavecci würde zusehen und es in vollen Zügen genießen.
    Der Aufenthaltsraum war von Neonröhren grell erleuchtet. Ein paar Krankenschwestern saßen kaffeetrinkend an einem Tisch in der Ecke und versuchten, cool zu sein, warfen aber verstohlene Blicke auf die fremden Männer. Thorsen und Parker holten sich ebenfalls Kaffee, ließen das Milchpulver stehen und setzten sich mit ihren Pappbechern an einen der kunststoffbeschichteten Tische. Schweigend saßen sie da und warteten. Der Kaffee roch nicht gut und schmeckte noch schlechter. Schließlich sagte Thorsen: »Dieser Liss.«
    »Ja?«
    »Arbeitet der fest mit anderen zusammen? Immer mit denselben?«
    »Nein«, sagte Parker. »Der gehört nicht zu irgendeiner Bande. Dazu ist er zu unzuverlässig. Bei dem weiß man nie, ob er seine Partner nicht über die Klinge springen lässt.«
    »Vielleicht hat er das diesmal getan«, sagte Thorsen. »Vielleicht ist er jetzt der einzige, den wir noch suchen.«
    »Wäre möglich«, gab Parker zu.
    Ein paar Minuten später kam Calavecci herein, holte sich einen Becher Kaffee und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Er machte einen sehr zufriedenen Eindruck, als hätte er gerade gut zu Mittag gegessen. »Jetzt vergeben sie gerade einander«, sagte er.
    »Das ist schön«, sagte Thorsen. Wenn er mit Calavecci sprach, war seine Stimme ausdruckslos, und er verzog keine Miene.
    »Ich hatte das Gefühl, sie wollten ein gemeinsames Gebet für Marys unsterbliche Seele sprechen«, fuhr Calavecci fort, »und so hab ich sie mit den Wachen allein gelassen. In ein paar Minuten gehe ich wieder rein.« Er musterte Parker. »Und Sie sind also einer von denen, die im Müll wühlen, was?« sagte er.
    »Wo die Menschen sind«, sagte Parker.
    »Sind Sie schon lange hinter Liss her?«
    »Seit acht Monaten. Er war bei einem Banküberfall in Iowa City dabei, hat eine Geisel genommen und sie erschossen.«
    »Was geht das die Versicherungsgesellschaft an?«
    »Die brauchen Liss«, sagte Parker und improvisierte mit dem, was er in früheren Situationen auf der anderen Seite erlebt hatte, »um zu beweisen, dass das Wachpersonal der Bank nicht inkompetent war. Wenn sie beweisen können, dass die Wachmänner nur getan haben, was sie tun sollten, ist die Bank nicht haftbar zu machen.«
    Calavecci lächelte freundlich und sagte: »Scheiß auf die Hinterbliebenen, stimmt’s?«
    Parker lächelte ebenso freundlich und falsch zurück. »Das ist nun mal der Job«, sagte er, und dann ertönten drei Schüsse, leise und blechern, aber nicht weit entfernt. Es klang, als hätte jemand mit einem Baseballschläger auf den Boden geschlagen, aber es war etwas anderes.
    Alle drei am Tisch wussten das und sprangen auf. Als sie zur Tür rannten, erklangen draußen die ersten Schreie. Calavecci war durch die Tür, gefolgt von Thorsen. Parker blieb hinter ihnen zurück, denn er glaubte zu wissen, was geschehen war. Seiner Meinung nach war es kein Zufall gewesen, dass er George Liss in Richtung Krankenhaus hatte gehen sehen.
    Ja. Der Korridor war voller bewaffneter Männer und Frauen in blauen Uniformen, die mitten in der Bewegung erstarrt waren und alle in die gleiche Richtung sahen. Parker trat hinter Thorsen durch die Tür und sah

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