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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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bis zum Abend verstecken konnte. Dann würde er in der benachbarten Siedlung einen Wagen stehlen und herausfinden, ob Brenda seine Nachricht gelesen hatte. Im Augenblick gab es zu viele Leute, die nach ihm suchten, Leute, die sein Gesicht kannten, sonst aber nichts über ihn wussten. Seine Abrechnung mit Liss würde warten müssen, bis die Sache abgeschlossen war – es sei denn, Liss hatte ebenfalls beschlossen, sich hier zu verstecken.
    Natürlich hatte das Haus denselben Nachteil wie zuvor: Es hatte nur einen Ein- und Ausgang. Das konnte jedoch auch von Vorteil sein. Von drinnen würde Parker den Weg im Auge behalten. Wenn jemand sich näherte, konnte er das Haus zwar nicht verlassen, doch zumindest würde er den Ankömmling sehen, bevor dieser ihn entdeckt hatte.
    Der neue Zugang, eine lose Sperrholzplatte, befand sichauf der linken Seite, in der Nähe der Stelle, wo der ursprüngliche Eingang gewesen war. Parker blickte sich um, sah niemanden und schlüpfte durch die Lücke.

DREI
    Wegen der Sperrholzplatten war es dunkel, doch Spalten und Risse sorgten für ein ungleichmäßiges Zwielicht, in dem Parker das verkürzte Wohnzimmer erkennen konnte. Am Kamin vorbei war von der Vorder- bis zur Rückseite eine Wand errichtet worden, die den Raum unterteilte. Parker befand sich im größeren Teil, in dem man später auch die Feuerstelle abgebaut hatte, so dass nur noch die halbe Narrenkappe des Abzugs geblieben war, die aus keinem erkennbaren Grund in Brusthöhe aus der neuen Wand ragte. Die Türen, die man rechts und links davon eingebaut hatte, waren, ebenso wie die Möbel, längst verschwunden. Auf dem Boden lagen Lumpen, Dosen und Flaschen.
    Alles war noch fest und solide – das Haus war für eine längere Lebensdauer gebaut worden, als sie ihm letztlich gewährt worden war. Parker durchquerte das ehemalige Wohnzimmer, ohne dass der Boden geknarzt oder nachgegeben hätte. Er bewegte sich lautlos, ein Schatten in den Schatten, zu der nächstgelegenen Tür in der neuen Wand. Dahinter befand sich die Küche, die beim Umbau in ein Doppelhaus installiert worden war.
    Die Einbauküche war verschwunden, nur Löcher in Wänden und Boden, aus denen noch Rohrstummel ragten, verrieten, wo die Zuleitungen und Abflüsse gewesen waren. Auf dieser Ebene war der Aufzug zu einer Speisekammer umgebaut worden, die ihn jetzt türlos und leer angähnte. Danebenwar eine Stelle, wo die Sperrholzplatte vor dem Fenster nicht ganz mit dem Eckpfeiler aus Edelstahl abschloss, so dass ein zwei, drei Zentimeter breiter Spalt blieb. Zwar war die Außenseite des Fensters regenfleckig, doch das Glas war noch klar genug, um hindurchsehen und den im Licht der Nachmittagssonne schimmernden Maschendrahtzaun erkennen zu können, der das Ende des Zufahrtswegs markierte.
    Parker ging zu der Ecke, spähte durch den Spalt und sah nichts als dichtes Buschwerk und den leeren Weg. Dann trat er zurück und musterte das fleckige, verstaubte Fenster. Wegen der Sperrholzabdeckung war der Schmutz von hier drinnen nur an dem Spalt gut zu sehen, und dort war er auf Augenhöhe weggewischt worden. Das Glas war von jemandem gesäubert worden, mit der Hand oder einem der Lappen, die auch hier herumlagen.
    Wann? Vor Wochen, als Mackey in dem Haus gewesen war, bevor er es Parker und Liss gezeigt hatte? Oder früher? Später? Von einem Fremden, einem Landstreicher oder Betrunkenen, der hier Unterschlupf gefunden hatte? Oder erst kürzlich?
    Parker verharrte lange absolut reglos und lauschte aufmerksam. Er stand, der Zufahrt zugewandt, in der hinteren linken Ecke des Hauses, das C-förmige Wohnzimmer zu seiner Rechten. Direkt hinter ihm war die Türöffnung einer Wand, die die ehemalige Küche von einer Garderobe und einer kleinen Hausbar trennte. Am rechten Ende dieser Wand befand sich die zum Wohnzimmer auf dieser Ebene offene Treppe, die, eingefasst von Innenwänden, zum hinteren Teil des Esszimmers in der nächstunteren Etage führte. Zu Parkers Linken waren die Überreste einer Wand und die zweite, schmalere Treppe, die bei der Unterteilung des Hauses eingebaut worden war.
    Es war vollkommen still. Wenn dort unten jemand war, würde er ihn dann hören? Würde man dort unten ihn hören können? Das Haus war trotz der Treppen und großen Räume solide. Was konnte man hier hören?
    Ganz allmählich verschob sich der Fokus seiner Konzentration. Es war zwar immer noch still, doch etwas anderes drang in sein Bewusstsein. Es lag in der Luft, es war etwas, das er riechen

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