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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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schon seit Jahren nicht mehr; der Schacht diente auf jeder Etage als zusätzlicher Schrank.) In den späten Siebzigern beschloss ein anderer Besitzer, die einstige Herrlichkeit des Hauses wiederherzustellen, trotz der Tatsache, dass man vom Wohnzimmernun auf zahllose sich bis zum Horizont erstreckende Reihen von Monopoly-Häusern sah und der Blick vom Arbeitszimmer in der untersten Etage auf die Müllkippe ging, die man auf dem Boden der Schlucht angelegt hatte. Der Mann ging jedoch noch während des Umbaus pleite, und so wurde abermals Sperrholz verarbeitet, noch mehr als zuvor, und das Haus vernagelt.
    Die Bank, die Sherenden dann übernahm, ließ einen hohen Zaun um das Haus ziehen und wartete. Mehrmals war man kurz davor, die zwei Morgen Land – niemand in der Bank dachte an das Haus selbst, man sah es lediglich als Problem – an jemanden zu verkaufen, der »das existierende Gebäude« abreißen, den Grund einebnen und acht Einfamilienhäuser errichten würde, doch das Geschäft kam nie zustande.
    Landstreicher, Kinder und Betrunkene hatten den Zaun durchlöchert und aus dem Haus eine Bruchbude gemacht. In den vergangenen Jahren hatten Hausbesitzer aus den beiden angrenzenden Siedlungen Golden Heights und Oak Valley Ridge Estates wiederholt die Beseitigung dieses Schandflecks in ihrer Nachbarschaft beantragt, doch ohne einen Käufer wollte die Bank das Haus nicht abreißen, und so geschah weiterhin gar nichts.

ZWEI
    Parker fuhr mit einem Taxi zu einem Einkaufszentrum außerhalb des Stadtzentrums. Dort aß er in einer Bar zu Mittag – trotz der imitierten Tiffany-Lampen handelte es sich zweifellos um eine Bar – und sah in dem hoch über der Theke aufgehängten Fernseher lauter aufregende Lokalnachrichten. In letzter Zeit passierte hier eine ganze Menge. Der Barmann äußerte die Vermutung, es handle sich um eine Privatarmee, die Geld und Waffen für die Revolution sammele, worauf Parker antwortete, damit habe er wahrscheinlich recht. Der Barmann hatte auf den ersten Blick erkannt, dass Parker ein Bruder im Geiste war.
    Von der Telefonzelle im hinteren Teil der Bar rief Parker im Midway Motel an, fragte nach Mr. oder Mrs. Fawcett und erfuhr, sie hätten das Motel verlassen. Nein, die Frau am Telefon wusste nicht, wann sie ausgecheckt hatten, sie waren einfach nicht mehr da. Er bat darum, mit Mr. Grants Apparat verbunden zu werden, und ließ das Telefon lange in die schwarze Leere hinein läuten. Die Frau, die ihn durchgestellt hatte, meldete sich nicht zurück, um ihm zu sagen, Mr. Grant antworte nicht und sei wahrscheinlich ausgegangen, und zu fragen, ob er eine Nachricht hinterlassen wolle, und so legte er nach einer Weile auf.
    Brenda hatte jedenfalls ihren Taschenspiegel. Und Liss war wahrscheinlich nicht im Motel. War er im Haus, zusammen mit Quindero?
    Eine städtische Buslinie führte am Einkaufszentrum vorbei und hinaus zu den an der Interstate gelegenen Vierteln. Parker stieg in den nächsten Bus. Es war halb drei, und die einzigen anderen Passagiere waren Schulkinder, deren Unterricht früh geendet hatte, Dienstmädchen und Putzfrauen, die bereits Feierabend hatten, und ein paar Hausfrauen, die zusammengesunken inmitten von Tüten und Taschen voller Einkäufe dasaßen.
    Parker stieg an der ersten Haltestelle in Oak Valley Ridge Estates aus und ging an der Oak Valley Ridge Avenue entlang zurück. Nach knapp hundert Metern bog er rechts ab. Zwei schrundige, einst elegante, jetzt aber nur noch baufällige Pfeiler mit stark verrosteten Armaturen, wo die längst gestohlenen Lampen gewesen waren, flankierten einen asphaltierten Weg, der sogleich bergab und nach rechts führte, wo er zwischen Büschen und Bäumen verschwand. Wilde Rosen wucherten im Unterholz, verwoben ihre dicken, dornigen Ranken mit den harmloseren Wacholder- und Ahornzweigen und machten ein Vorankommen abseits des Weges unmöglich.
    Auch der Weg selbst wurde von der Natur zurückerobert. Regen und Frost hatten den Asphalt porös werden lassen, und in den Rissen wuchs Unkraut. Von beiden Seiten reckten sich Zweige und bildeten ein Dach. Nichts lud dazu ein, diesem Weg zu folgen, ja es wurde sogar dringend davon abgeraten. PRIVATGRUNDSTÜCK – KEIN ZUTRITT stand in schwarzen Lettern auf dem gelben Metallschild, das an der dicken Kette zwischen den Pfeilern hing. ZUTRITT VERBOTEN verkündete das gelbe Plastikschild, das an den linken Pfeiler genagelt war, und das an dem rechten Pfeiler befestigte weiße Plastikschild warnte in roten und

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