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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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worden, so dass sich eine Aussicht über die Schlucht bot. Von hier unten, im früheren Esszimmer, waren die meisten neuen Einfamilienhäuser nicht zu sehen, und man bekam eine Ahnung davon, was Auftraggeber und Architekt bewogen hatte, an dieser Stelle zu bauen.
    Von Zeit zu Zeit hatten Landstreicher hier kampiert. Sie hatten die Sperrholzplatten über den Abflüssen im Badezimmerentfernt, so dass man das Loch, auf dem die Toilette gestanden hatte, als Toilette benutzen konnte; allerdings war es besser, die Platte über das Rohrende zu schieben, wenn es nicht in Gebrauch war. Ein paar Holzkisten und alte Matratzen waren als Möbel hierhergeschleppt worden. Auf die Matratzen wollte man sich lieber nicht legen, aber die Kisten gaben, an die Wand gestellt, ganz gute Stühle ab.
    Parker, Liss und das Jüngelchen Quindero saßen an den drei Wänden, Parker in der Mitte, vor sich das Fenster und die Aussicht auf die von der Spätnachmittagssonne beschienenen Felsen und verkrüppelten Bäume des Steilhangs gegenüber, an dem der Schatten des Hauses langsam emporkroch. Das Fenster ging nach Osten, also würde die aufgehende Sonne sehen, wer noch da war.
    Liss saß zu Parkers Linken, entspannt, mit ausgestreckten Beinen, den Rücken an die Wand gelehnt und die Hände mit den nach oben gekehrten Handflächen im Schoß. Seine Augen verrieten nichts, und die gesunde Seite seines Gesichts war beinahe ebenso unbewegt wie die andere. Er befand sich im Wartezustand, und dort würde er bleiben, solange es nötig war, reglos und geduldig. Es war etwas, was man bei Coups lernte. Oder im Gefängnis.
    Ralph Quindero zappelte rechts von Parker herum. Niemand hatte ihm gesagt, was er mit der kleinen Automatik tun sollte, und so hatte er sie zwischen seine Füße auf den Boden gelegt, wo er bei seinem Gezappel hin und wieder mit den Schuhen dagegenstieß. Dann verrutschte die Pistole mit einem schabenden Geräusch, das ihn zusammenzucken ließ. Seine Hände waren in ständiger Bewegung: Mal verschränkte er die Arme, dann wieder legte er die Hände in den Schoß oder schob sie in die Taschen oder kratzte sich am Kopf, an den Knien, den Ellbogen. Sein Blick huschte hin und her wieder eines Nagetiers und verharrte nirgends lange, sondern sprang sogleich zum nächsten Gegenstand.
    Die Treppe nach oben war links von Parker, eine dunkle Öffnung in der rückwärtigen Wand, die nach unten führende Treppe befand sich an der rechten Wand, zwischen den Fenstern und dem zappeligen Quindero.
    Verließ Liss sich auf seinen »Partner«? Glaubte er wirklich, Quindero könnte ihm etwas nützen? Und wenn nicht, warum ließ er ihn dann am Leben?
    Es gab nicht viel, worüber sie sich unterhalten konnten, doch nach einer Weile sagte Liss: »Eins würde ich gern wissen.«
    Parker sah ihn an.
    Die gesunde Hälfte von Liss’ Gesicht lächelte ein bisschen. Er wandte den Kopf so weit, dass er Parker ansehen konnte, und sagte: »Was hattest du eigentlich im Krankenhaus zu suchen? Hinter Tom warst du doch gar nicht her.«
    »Nein. Jedenfalls nicht so wie du. Du hast den Typ gesehen, der mich zur Seite gestoßen hat.«
    »Sonst hätte ich dich erwischt.«
    »Das war Archibalds Sicherheitschef.«
    Unvermittelt beteiligte sich Quindero mit seiner nervösen, weinerlichen Stimme an der Unterhaltung: »Den kenne ich.«
    Die beiden anderen ignorierten den Einwurf. Liss, der sich für das interessierte, was Parker gesagt hatte, hob eine Augenbraue. »Tatsächlich?« fragte er.
    Parker zeigte auf die Pistole und sagte: »Das war mal seine.«
    »Er hat sie dir gegeben?«
    »Nicht direkt. Ich bin zum Motel gefahren und habe Mackey gesucht –«
    »Da werden die beiden nicht wiederauftauchen«, erklärte Liss. Er klang, als sei er sich absolut sicher.
    »Sind sie aber«, erwiderte Parker. »Du weißt doch: Brenda und ihr Kosmetikzeug.«
    Liss wollte es nicht glauben. Er wies auf Quindero und sagte: »Mit diesen Jokern im Spiel? Das Motel war verbrannt, das wussten wir alle.«
    »Später nicht mehr.« Parker zuckte die Schultern. »Jedenfalls waren sie wieder dort und haben ausgecheckt. Darum weiß ich ja auch, wo sie um Mitternacht sein werden. Du kannst selbst im Motel anrufen: Jack Grant hat noch sein Zimmer, aber die Fawcetts sind abgereist.«
    Liss dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass er Parker in diesem Punkt glauben konnte. »Verdammt«, sagte er, »dann hätte ich sie also erwischen können. Das hätte ich nie gedacht.«
    »Als ich dort war«, sagte

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