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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gleiche Voraussetzungen herrschten. Und dann würde Parker ihn töten.
    Das war jedoch ein Gedanke, auf den Liss gar nicht erst kommen durfte. »Seit du den kleinen Fehler mit der Schrotflinte gemacht hast«, sagte Parker, »mussten wir beide voreinander auf der Hut sein. Ich muss mich aber auf andereSachen konzentrieren, und du ebenfalls. Wir brauchen uns nicht umzubringen, und wir brauchen nicht auf das Geld zu verzichten. Wir tun uns wieder zusammen und fangen noch mal an. Bis wir das Geld haben. Dann geht jeder seiner Wege, und du weißt, dass ich nie mehr mit dir zusammenarbeiten werde.«
    Hinter ihm herrschte langes Schweigen. Liss musste alles abwägen, musste entscheiden, was am ehesten der Wahrheit entsprach. Aber seine Entscheidung wurde durch die Tatsache beeinflusst, dass er, im Gegensatz zu Parker, nicht wusste, wie er an das Geld kommen konnte. Darum flüsterte die nuschelnde Stimme schließlich: »Dass du ein so versöhnlicher Typ bist, ist mir ganz neu.«
    »Bin ich nicht, George. Ich weiß, was für ein Arschloch du bist. Aber ich hab im Lauf der Jahre mit vielen zusammengearbeitet, denen ich im Rest meines Lebens nicht begegnen möchte. Wenn ich nur mit Gentlemen arbeiten wollte, würde ich nie arbeiten.«
    Liss lachte. »Das ist ein wahres Wort«, sagte er. »Na gut, probieren wir’s für eine Weile. Aber mein Partner kommt jetzt und nimmt dir die Kanone ab. Oder die Kanonen.«
    »Das braucht’s nicht, George.«
    » Ich brauche das, Parker«, sagte Liss, und zum erstenmal klang seine Stimme angespannt. »Ich könnte dir auch jetzt gleich einen Bauchschuss verpassen«, fuhr die angespannte Stimme fort. »Dann könntest du mich trotzdem nachher zu dem Geld führen, aber ich bräuchte mir in der Zwischenzeit keine Gedanken um dich zu machen.«
    »Ich könnte am Schock sterben.«
    »Das Risiko würde ich eingehen.«
    Liss war skrupellos genug, um das zu tatsächlich zu tun. Parker trennte sich nicht gern von der Pistole, die er Thorsenabgenommen hatte, aber anders würde es wohl nicht gehen. »Es ist eine«, sagte er, »links über der Hüfte.«
    »Mein Partner wird dich abtasten.«
    Parker zuckte die Schultern.
    Stille. Ein Schlurfen. Ein Keuchen und dann eine Hand, die sich über Parkers Brust schob und nach der Pistole tastete.
    Parker sah ein Szenario vor sich: Er erledigte den hier mit dem Ellbogen, wirbelte herum und schoss auf die Stelle, von der Liss’ Stimme gekommen war.
    Aber dieses Szenario würde auch Liss kennen. Inzwischen war er garantiert in eine der beiden Ecken des Raums dort hinten geschlichen. Parker würde auf eine leere Türöffnung feuern, und Liss würde einen Schusswinkel haben, in dem der Körper des Jüngelchens Parker keine Deckung geben würde.
    Die Hand fand Thorsens Pistole und zog sie aus dem Halfter. Das keuchende Atmen entfernte sich ein wenig. Hände klopften auf seine Schienbeine und seine Taschen – es war, als würde er von Fledermäusen gestreift. Die Hände ließen alle Stellen aus, an denen eine zweite Waffe hätte versteckt sein können, und verschwanden.
    »George«, sagte Parker, »wenn ich mich umdrehe, will ich keine Kanone sehen.«
    Eine kleine Pause. »Gut«, nuschelte die Stimme.
    Parker drehte sich um. Quindero stand in der Türöffnung, das Gesicht erschöpft und gleichzeitig von Panik erfüllt. Thorsens Pistole hing, nach unten gerichtet, in seiner rechten Hand. In der linken Ecke des Raums, am Kopf der Treppe, die nach unten führte, stand Liss, wartend, beobachtend. Seine Hände waren leer.

FÜNF
    Ein Stockwerk tiefer gab es mehr Licht, weil weniger Sperrholzplatten montiert worden waren. Hier waren früher die Küche, das Esszimmer und die Dienstbotenzimmer gewesen, eine weitere Etage tiefer die Schlafzimmer der Besitzer und ganz unten schließlich das Arbeitszimmer. Bei der Umwandlung in ein Doppelhaus war diese neue Treppe zwischen dem obersten Geschoss und dem Dienstbotenzimmer eingebaut worden, das dann zum zweiten Schlafzimmer der oberen Wohnung geworden war. Das Esszimmer dagegen war das Wohnzimmer der unteren Wohnung und zugänglich über die ursprüngliche Treppe, die durch Mauern von der oberen Wohnung abgetrennt war.
    Das war der Grund, warum auf dieser zweiten Etage weniger zerstört war. Es waren weder Fenster entfernt noch neue Wände eingezogen worden. Und weil der Zugang von draußen unterhalb des obersten Stockwerks sehr schwierig war, waren die Fenster, als die Bank das Haus übernommen hatte, nicht mit Sperrholz vernagelt

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