Verbrechen ist Vertrauenssache
konnte. Nur ein ganz leichter Geruch, aber er konnte noch nicht alt sein. Ein freundlicher Geruch, beinahe ein Witz, aber dennoch eine Warnung.
Pizza.
VIER
Sie sind hier, dachte Parker. Liss und Quindero. Sie haben mich kommen sehen. Sie haben hier gestanden, die Zufahrt beobachtet und die mitgebrachte Pizza gegessen. Und jetzt warten sie. Liss hat nicht geschossen, als ich hereingekommen bin.
Worauf warten sie? Wollen sie sehen, ob Mackey auch da ist? Nein. Sie warten darauf, dass ich sie zu dem Geld führe.
Parker rührte sich nicht. Er schien Zaun und Zufahrtsweg zu beobachten, doch seine Aufmerksamkeit war auf das Innere des Hauses gerichtet. Er dachte nach. Im Krankenhaus hatte Liss versucht, ihn umzubringen – jetzt dagegen wartete er. Warum? Weil er im Krankenhaus gedacht hatte, Parker sei geschnappt worden und werde ihn, Liss, für einen Strafnachlass verraten. Hier und jetzt jedoch – Parker war frei, und Liss hatte das Geld nicht finden können – würde Liss ihn nicht töten. Noch nicht. Erst wenn er die Seesäcke hatte.
Wo ist er? Wo ist sein neuer Balljunge, dieser Quindero? Entweder will er versteckt bleiben und warten, bis ich wieder gehe, um mich dann zu verfolgen, damit ich ihn zum Geld führe, und das würde heißen, dass er irgendwo dort unten ist und unbemerkt bleiben will. Oder aber er ist in der Nähe, hinter der Wand da, wartet auf seine Gelegenheit und will sich nur davon überzeugen, dass ich allein bin.
Ja, so musste es sein. Liss wartete, gerade außer Sicht, genau wie gestern abend. Ohne sich umzudrehen, sagte Parkerleise und im Gesprächston, als würden sie sich schon die ganze Zeit unterhalten: »Tja, George, da sind wir nun.«
Nichts. Keine Reaktion. Parker konzentrierte sich auf die Welt da draußen, wo sich nichts verändert hatte. Im selben gleichmütigen Ton fuhr er fort: »Jeder macht mal Fehler. Aber dann geht das Leben weiter.«
Noch immer nichts. Vielleicht war er wirklich allein hier, doch er glaubte es nicht. »George«, sagte er, »wir können uns weiter das Leben schwermachen, aber damit verlieren wir beide, und Mackey kriegt den ganzen Zaster. Oder wir kehren zum ursprünglichen Plan zurück: drei gleiche Teile.«
»Wofür sollte ich dich brauchen?«
Die Stimme war sehr leise und wegen der halbseitigen Lähmung von Liss’ Gesicht undeutlich. Sie kam von weiter hinten, wahrscheinlich von der Tür, die zu der ehemaligen Hausbar führte. Parker lächelte nicht, aber er entspannte sich, denn nun wusste er, wie es weitergehen würde. Wenn der rechte Zeitpunkt gekommen war, würde er Liss töten, Brenda und Mackey würden um elf auf ihn warten, und alles würde gut sein. Er drehte sich noch immer nicht um und sagte: »George, du weißt ganz genau, wofür du mich brauchst. Ohne mich wirst du nie einen Dollar von dem Geld sehen.«
»Du weißt, wo es ist?«
»Nicht, wo es jetzt ist. Aber wo es sein wird.«
»Wann?«
»Heute nacht um zwölf.«
»Wo?«
Parker schüttelte den Kopf und lächelte den schmalen Spalt zwischen Sperrholzplatte und Stahlpfeiler an. »George«, sagte er, »warum willst du, dass ich dich anlüge?«
»Wir gehen alle zusammen dorthin, ist das der Plan? Um zwölf?«
»Alle zusammen?«
»Ich habe einen neuen Partner.«
Dann war Quindero also bei ihm. Liss würde ihn nicht als Partner bezeichnen, wenn er nicht in Hörweite war. »Das Jüngelchen aus dem Krankenhaus«, sagte Parker.
»Er kommt jetzt zu dir«, sagte Liss. »Er wird dich durchsuchen. Dreh dich nicht um.«
Parker zuckte die Schultern und hob die Arme auf Schulterhöhe. Eine leise Bewegung hinter ihm spiegelte sich im Glas des Fensters, allerdings nicht deutlich genug, um ihm von Nutzen zu sein. »Solltest du eine Kanone haben, George, dann leg sie weg«, sagte er. »Ich will sie nicht sehen. Wenn du deinen Anteil haben willst, müssen wir ohne das zurechtkommen.«
»Hast du eine dabei?«
»Ja.«
»Weißt du, was ich mich frage?« sagte Liss mit seiner nuschelnden Stimme. »Vielleicht brauche ich dich, um an das Geld zu kommen. Aber wenn du weißt, wo es ist oder sein wird – wozu brauchst du dann mich ?«
Das war die Frage. Parker musste sich etwas einfallen lassen und eine plausible Antwort finden, sonst würde Liss ihn auf der Stelle erschießen und versuchen, auf irgendeine andere Weise an das Geld heranzukommen. In Wirklichkeit war Parker nur so lange von Liss abhängig, wie dieser eine Pistole und die Möglichkeit hatte, Parker umzubringen. Nur so lange, bis wieder
Weitere Kostenlose Bücher