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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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ist also gestorben? Wirklich?« fuhr er plötzlich auf. »Ist sie wirklich gestorben? Woran denn?«
    »Denk dir nur: ganz plötzlich!« antwortete Pulcheria Alexandrowna mit großer Hast, durch sein Interesse ermutigt. »Und gerade in der Zeit, als ich dir den Brief schickte, sogar am gleichen Tage! Denk dir nur: dieser schreckliche Mensch war wahrscheinlich die Ursache ihres Todes. Man sagt, er hätte sie furchtbar verprügelt!«
    »Haben sie denn so miteinander gelebt?« fragte er, sich an die Schwester wendend.
    »Nein, sogar im Gegenteil. Er war gegen sie immer geduldig und sogar höflich. In vielen Fällen sogar allzu nachsichtig gegen ihren Charakter, ganze sieben Jahre lang ... Plötzlich riß ihm irgendwie die Geduld.«
    »Er ist also wohl gar nicht so schrecklich, wenn er sich sieben Jahre beherrschen konnte! Ich glaube, du verteidigst ihn, Dunjetschka?«
    »Nein, nein, er ist ein schrecklicher Mensch! Etwas Schrecklicheres kann ich mir gar nicht vorstellen!« antwortete Dunja fast erschauernd. Sie runzelte die Brauen und wurde nachdenklich.
    »Es geschah am Morgen«, fuhr Pulcheria Alexandrowna eilig fort. »Sie ließ sofort die Pferde anspannen, um gleich nach dem Essen in die Stadt zu fahren: in solchen Fällen fuhr sie immer in die Stadt; zu Mittag aß sie, wie man sagt, mit großem Appetit ...«
    »Verprügelt wie sie war?«
    »Sie hatte übrigens immer diese Angewohnheit, und sobald sie gegessen hatte, ging sie, um keine Zeit zu verlieren, in die Badehütte ... Weißt du, sie kurierte sich mit kalten Bädern; sie haben dort eine kalte Quelle, und sie badete regelmäßig jeden Tag, und wie sie nur ins Wasser stieg, traf sie gleich der Schlag!«
    »Das will ich glauben!« sagte Sossimow.
    »Und hat er sie ordentlich verprügelt?«
    »Es ist ja ganz gleich«, erwiderte Dunja.
    »Hm! Wozu erzählen Sie mir übrigens solchen Unsinn, Mamachen?« sagte Raskolnikow plötzlich gereizt und unwillig.
    »Ach, mein Freund, ich wußte schon gar nicht, worüber zu sprechen«, entfuhr es Pulcheria Alexandrowna.
    »Was ist denn los? Habt ihr alle vor mir Angst, oder was?« sagte er mit einem schiefen Lächeln.
    »Es ist wirklich so«, antwortete Dunja, den Bruder gerade und streng anblickend. »Mamachen hat sich sogar vor Angst bekreuzigt, als wir die Treppe hinaufgingen.«
    Sein Gesicht verzerrte sich wie in einem Krampfe.
    »Ach, was sagst du, Dunja! Sei, bitte, nicht böse, Rodja ... Warum sagst du so was, Dunja!« begann Pulcheria Alexandrowna verlegen. »Es ist wahr, als wir herfuhren, stellte ich mir die ganze Zeit während der Fahrt vor, wie wir uns wiedersehen und wie wir uns alles erzählen werden ... und ich war so glücklich, daß ich von der Reise nichts merkte! Aber was sage ich! Ich bin auch jetzt glücklich ... Das war dumm von dir, Dunja ... Ich bin schon darum glücklich, weil ich dich sehe, Rodja ...«
    »Lassen Sie es, Mamachen«, murmelte er verwirrt, ohne sie anzublicken, und drückte ihre Hand. »Wir werden uns noch aussprechen können!«
    Als er das gesagt hatte, wurde er plötzlich verlegen und bleich: wieder durchfuhr eine schon vor kurzem erlebte schreckliche Empfindung wie tote Kälte seine Seele; wieder wurde es ihm plötzlich vollkommen klar und verständlich, daß er soeben eine fürchterliche Lüge gesagt hatte, daß er sich nicht nur nie wieder aussprechen können würde, sondern auch niemals, über nichts und mit niemand sprechen dürfe. Der Eindruck dieses schmerzvollen Gedankens war so stark, daß er für einen Augenblick sich fast vergaß, von seinem Platze aufstand, und, ohne jemand anzublicken, aus dem Zimmer gehen wollte.
    »Was hast du?« rief Rasumichin, ihn bei der Hand packend.
    Er setzte sich wieder hin und fing an, sich schweigend umzusehen; alle blickten ihn verständnislos an.
    »Was seid ihr so langweilig!« rief er plötzlich, ganz unvermittelt. »Sagt doch etwas! Was soll man denn wirklich so herumsitzen! Sprecht doch! Wollen wir uns unterhalten ... Wir haben uns versammelt und schweigen ... Nun, irgendwas!«
    »Gott sei Dank! Ich glaubte schon, daß mit ihm wieder das Gestrige beginnt«, sagte Pulcheria Alexandrowna, sich bekreuzigend.
    »Was hast du, Rodja?« fragte Awdotja Romanowna argwöhnisch.
    »Nichts, mir ist gerade ein Ding eingefallen«, antwortete er und lachte plötzlich auf.
    »Nun, wenn es ein Ding ist, so ist es gut! Ich habe schon selbst geglaubt ...« murmelte Sossimow, sich vom Sofa erhebend. »Es ist für mich aber Zeit; ich werde vielleicht noch

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