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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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unbedingt erledigt werden mußte, – das hatte er schon vorhin, als er erwachte, beschlossen. Jetzt freute er sich über diese Sache wie über einen Ausweg.
    »Hör mal, Dunja,« begann er ernst und trocken, »ich bitte dich natürlich wegen des Gestrigen um Verzeihung, aber ich halte es für meine Pflicht, dich wieder daran zu erinnern, daß ich an der Hauptsache noch festhalte. Entweder ich oder Luschin. Mag ich ein Schurke sein, aber du darfst es nicht. Einer von beiden. Wenn du aber Luschin heiratest, höre ich gleich auf, dich als Schwester anzuerkennen.«
    »Rodja, Rodja! Das ist doch dasselbe, was du gestern gesagt hast!« rief Pulcheria Alexandrowna bekümmert. »Und warum nennst du dich immer einen Schurken, ich kann es nicht ertragen! Und auch gestern schon ...«
    »Bruder,« antwortete Dunja fest und gleichfalls trocken, »in allem liegt ein Irrtum deinerseits. Ich habe es mir in der Nacht überlegt und habe den Irrtum gefunden. Alles kommt daher, daß du anscheinend annimmst, ich bringe mich jemandem und für jemand zum Opfer. Es ist gar nicht so. Ich heirate einfach für mich selbst, denn ich habe es auch selbst schwer; es wird mich natürlich sehr freuen, wenn es mir gelingt, meinen Verwandten nützlich zu sein, aber das ist nicht der eigentliche Beweggrund zu meinem Entschlusse ...«
    – Sie lügt! – dachte er und kaute vor Wut an seinen Nägeln. – Die Stolze! Sie will nicht eingestehen, daß sie Wohltaten erweisen will! Oh, diese niedrigen Charaktere! Auch wenn sie lieben, ist es, als ob sie haßten ... Oh, wie ich ... sie alle hasse! –
    »Mit einem Worte, ich heirate Pjotr Petrowitsch,« fuhr Dunjetschka fort, »weil ich von zwei Übeln das kleinere wähle. Ich habe die Absicht, alles ehrlich zu erfüllen, was er von mir erwartet, folglich betrüge ich ihn nicht ... Warum hast du eben gelächelt?«
    Sie errötete sogar, und ihre Augen blickten zornig.
    »Wirst du alles erfüllen?« fragte er mit einem giftigen Lächeln.
    »Bis zu einer gewissen Grenze. Die Manier und die Form des Antrages von Pjotr Petrowitsch zeigten mir sofort, was er braucht. Natürlich schätzt er sich selbst, vielleicht sogar allzu hoch, aber ich hoffe, daß er auch mich schätzt ... Was lachst du schon wieder?«
    »Was errötest du aber wieder? Du lügst, Schwester, und du lügst mit Absicht, aus weiblichem Eigensinn, nur um deinen Willen durchzusetzen ... Du kannst Luschin nicht achten: ich habe ihn gesehen und gesprochen. Also verkaufst du dich für Geld und handelst in jedem Falle niedrig, und ich freue mich, daß du wenigstens noch erröten kannst!«
    »Es ist nicht wahr, ich lüge nicht! ...« schrie Dunjetschka auf, ihre ganze Fassung verlierend. »Und ich würde ihn auch nicht heiraten, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß er mich schätzt und ich ihm teuer bin. Ich würde ihn auch nicht heiraten, wenn ich nicht fest überzeugt wäre, daß auch ich ihn achten kann. Zum Glück kann ich mich davon ganz sicher und sogar heute noch überzeugen. Eine solche Heirat ist aber keine Gemeinheit, wie du sie nennst! Und selbst wenn du recht hättest und wenn ich mich wirklich zu einer Gemeinheit entschlossen hätte, ist es dann nicht grausam von dir, so mit mir zu sprechen? Warum verlangst du von mir Heldentum, das du vielleicht auch selbst nicht hast? Es ist Despotismus, es ist eine Vergewaltigung! Wenn ich wen zugrunde richte, so doch nur mich allein. Ich habe noch niemand ermordet! ... Was siehst du mich so an? Was bist du blaß geworden? Rodja, was ist mit dir? Rodja, Liebster! ...«
    »Mein Gott! Sie hat ihn zur Ohnmacht gebracht!« rief Pulcheria Alexandrowna.
    »Nein, nein ... Unsinn ... es ist nichts! ... Ein leichter Schwindelanfall. Gar keine Ohnmacht ... Sie denken gleich immer an Ohnmacht! ... Hm, ja ... was wollte ich noch sagen? Ja: auf welche Weise willst du dich heute noch überzeugen, daß du ihn achten kannst und daß auch er dich ... schätzt, nicht wahr, das hast du doch gesagt? Du sprachst doch, glaube ich, von heute? Oder habe ich mich verhört?«
    »Mamachen, zeigen Sie dem Bruder den Brief von Pjotr Petrowitsch«, sagte Dunjetschka.
    Pulcheria Alexandrowna reichte ihm mit zitternder Hand den Brief. Er nahm ihn mit großer Neugier. Doch bevor er ihn öffnete, blickte er Dunjetschka plötzlich erstaunt an.
    »Sonderbar«, sagte er langsam, wie von einem neuen Gedanken überrascht. »Warum rege ich mich so auf? Warum dieses ganze Geschrei? Heirate doch, wen du willst!«
    Er sagte es anscheinend für

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