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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Geständnis unter vier Augen von einem solchen sechzehnjährigen kleinen Engel in Tüllkleidchen, mit blonden Locken, mit jungfräulicher Schamröte im Gesicht und den Tränen des Enthusiasmus in den Augen, anzuhören, – Sie werden doch zugeben, daß es recht verlockend ist! Es ist doch verlockend! Es ist doch was wert, nicht? Es ist was wert! Nun ... nun, hören Sie ... nun, wollen wir doch zu meiner Braut fahren ... aber nicht jetzt gleich!«
    »Mit einem Wort, dieser ungeheuerliche Unterschied im Alter und in der Entwicklung weckt in Ihnen die Wollust! Werden Sie auch wirklich heiraten?«
    »Warum denn nicht? Unbedingt. Ein jeder denkt nur an sich selbst, und am lustigsten lebt einer, der es am besten versteht, sich selbst zu betrügen. Ha-ha! Sind Sie denn wirklich so auf die Tugend versessen? Haben Sie doch Erbarmen, Väterchen, ich bin ein sündiger Mensch. He-he-he!«
    »Aber Sie haben die Kinder Katerina Iwanownas untergebracht. Übrigens ... übrigens hatten Sie doch Ihre Gründe dazu ... jetzt verstehe ich alles.«
    »Die Kinder habe ich überhaupt gern«, entgegnete Swidrigailow lachend. »In diesem Sinne kann ich Ihnen eine sehr interessante Episode erzählen, die noch nicht zu Ende ist. Gleich am ersten Tage nach meiner Ankunft machte ich einen Rundgang durch alle die Kloaken; nun nach den sieben Jahren stürzte ich mich auf alle diese Sachen. Es ist Ihnen wohl aufgefallen, daß ich mich gar nicht beeile, meine frühere Gesellschaft wieder aufzusuchen, alle die Freunde und Bekannten von einst. Nun, ich will mich auch möglichst lange ohne sie behelfen. Sie wissen: bei Marfa Petrowna auf dem Lande haben mich die Erinnerungen an alle die geheimnisvollen Orte und Örtchen, in denen der Wissende so vieles finden kann, halb zu Tode gequält. Hol der Teufel! Das Volk trinkt, die gebildete Jugend verglüht in unerfüllbaren Träumen und Phantasien zu Asche, wird von den Theorien verkrüppelt; irgendwoher sind zahllose Juden zusammengefahren, die das Geld auf die Seite bringen, und alles übrige lebt in Unzucht. So hauchte mich diese Stadt gleich in den ersten Stunden mit ihrem vertrauten Geruch an. Ich geriet auf einen sogenannten Tanzabend – eine schreckliche Kloake (ich aber liebe gerade solche schmutzigen Kloaken); natürlich gibt es da einen Kankan, wie man ihn sonst nirgends sieht und wie es ihn zu meiner Zeit nicht gab. Ja, in diesen Dingen sieht man einen Fortschritt. Plötzlich sehe ich ein etwa dreizehnjähriges Mädchen, reizend angezogen, tanzt mit einem ›Kavalier‹; ein anderer Kerl tanzt ihr vis-à-vis. Auf dem Stuhl an der Wand sitzt die Mutter. Nun, Sie können sich vorstellen, was das für ein Kankan war! Das Mädchen ist verlegen, errötet, fühlt sich schließlich gekränkt und fängt zu weinen an. Der Kerl packt sie, dreht sie um und produziert sich vor ihr; alle ringsum lachen – ich liebe in solchen Augenblicken unser Publikum, selbst beim Kankan; die Leute lachen und schreien: ›Geschieht schon recht! Man soll keine Kinder herbringen!‹ Nun, mich ging ja die Sache nichts an, ob die Menschen sich da logisch oder unlogisch trösteten! Ich faßte sofort meinen Plan, setzte mich neben die Mutter und begann ihr zu erzählen, daß auch ich hier fremd sei, daß alle Menschen hier so ungehobelt wären und es nicht verstünden, wahre Vorzüge zu unterscheiden und den gebührenden Respekt zu empfinden; ich gab ihr zu verstehen, daß ich viel Geld habe; dann schlug ich ihnen vor, sie in meinem Wagen nach Hause zu bringen; ich begleitete sie nach Hause, lernte sie kennen (sie wohnen irgendwo in einer Kammer in Aftermiete, sind soeben angekommen). Sie erklärten mir, wie die Mutter so auch die Tochter, daß sie meine Bekanntschaft nur als eine große Ehre auffassen könnten; ich erfuhr, daß sie keinen Pfennig haben und nach Petersburg gekommen sind, um sich bei irgendeiner Behörde um irgend etwas zu bemühen; ich bot ihnen meine Dienste und Geld an und hörte, daß sie zu diesem Tanzabend aus Versehen hingekommen waren, in der Meinung, daß dort in Wirklichkeit Tanzunterricht stattfinde; ich machte mich meinerseits erbötig, die Erziehung des jungen Mädchens und den Unterricht in Französisch und Tanzen zu fördern. Sie nahmen meinen Vorschlag mit Begeisterung an, hielten es für eine Ehre, und ich bin mit ihnen auch heute noch bekannt ... Wollen Sie, wir fahren hin, aber nicht jetzt gleich.«
    »Lassen Sie, lassen Sie Ihre gemeinen, niederträchtigen Anekdoten, Sie verdorbener, gemeiner,

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