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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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es zwischen dir oder dem da«, Sossimow wies mit einer Kopfbewegung auf Raskolnikow, »und einem Samjotow Gemeinsames geben?«
    »Ach, diese Überempfindlichen! Diese Prinzipien! ... du sitzt auf deinen Prinzipien wie auf Sprungfedern und wagst gar nicht, dich nach eigenem Willen zu rühren. Ich frage nur, ob der Mensch gut ist, – das ist mein Prinzip, und ich will nichts anderes hören. Samjotow ist ein Prachtmensch.«
    »Und schert sein Schäfchen.«
    »Ja, und schert sein Schäfchen, doch ich pfeife drauf: Was macht's, daß er sein Schäfchen schert?!« rief plötzlich Rasumichin unnatürlich gereizt. »Habe ich ihn dir deswegen gelobt, weil er sein Schäfchen schert? Ich habe nur gesagt, daß er in seiner Art gut ist! Wenn man einen jeden in jeder Beziehung genau betrachtet, – bleiben dann noch viele gute Menschen übrig? Ich bin überzeugt, daß man dann für mich mit meinem ganzen Gekröse höchstens eine gebackene Zwiebel geben wird, und das auch nur, wenn man dich als Zugabe kriegt! ...«
    »Das ist zu wenig; ich gebe für dich auch zwei Zwiebeln ...«
    »Aber ich für dich nur eine! Laß deine Witze! Samjotow ist noch ein grüner Junge, ich werde ihm noch oft die Haare raufen, denn man muß ihn zu gewinnen suchen und nicht abstoßen. Wenn man einen Menschen abstößt, so macht man ihn nicht besser, am wenigsten so einen grünen Jungen. Mit einem grünen Jungen muß man doppelt so vorsichtig sein. Ihr fortschrittlichen Schwachköpfe versteht gar nichts! Ihr achtet den Menschen nicht und beleidigt euch selbst ... und wenn du es durchaus wissen willst, so arbeiten wir jetzt an einer gemeinsamen Sache.«
    »Das möchte ich gerne wissen.«
    »Es ist immer noch die Sache mit dem Maler, das heißt, mit dem Anstreicher ... Wir werden ihn schon freikriegen! Übrigens ist er jetzt außer Gefahr. Die Sache ist nun ganz klar! Wir wollen bloß etwas nachschüren.«
    »Was ist das für ein Anstreicher?«
    »Wie, habe ich es denn noch nicht erzählt? Wirklich nicht? Ja, ich habe dir bloß den Anfang erzählt ... das von der Ermordung der alten Pfandleiherin, der Beamtenwitwe ... nun ist jetzt auch der Anstreicher verwickelt ...«
    »Von diesem Morde habe ich schon früher gehört und interessiere mich sehr für diesen Fall ... teilweise ... aus einem gewissen Grunde ... habe auch in den Zeitungen darüber gelesen! Und nun ...«
    »Auch die Lisaweta hat man ermordet!« platzte plötzlich Nastasja heraus, sich an Raskolnikow wendend.
    Sie war die ganze Zeit über im Zimmer geblieben, in die Ecke neben der Tür gelehnt, und hatte zugehört.
    »Lisaweta?« murmelte Raskolnikow kaum hörbar.
    »Lisaweta, die Händlerin, kennst du sie nicht? Sie kam oft in die Wohnung unten. Hat dir auch mal ein Hemd ausgebessert.«
    Raskolnikow wandte sich zur Wand, suchte sich auf der schmutzigen gelben Tapete mit den weißen Blümchen eine plumpe weiße Blume mit braunen Streifchen aus und begann sie zu studieren: wieviel Blätter sie habe, wie die Blätter gezackt und wieviel Streifchen da seien? Er fühlte, daß ihm die Arme und Beine erstarrt waren, als wären sie gelähmt, aber er versuchte nicht mal, sich zu rühren, und blickte hartnäckig auf die Blume.
    »Also was ist mit dem Anstreicher?« unterbrach Sossimow mit einem eigentümlichen Mißvergnügen Nastasjas Geschwätz.
    Jene seufzte und verstummte.
    »Auch er ist unter die Mörder gekommen!« fuhr Rasumichin mit großem Feuer fort.
    »Hat man irgendwelche Beweise?«
    »Den Teufel auch, Beweise! Übrigens stützt man sich auf einen Beweis, doch der Beweis ist gar kein Beweis, und das soll jetzt nachgewiesen werden! Es ist genau so, wie man zuerst diese, wie heißen sie noch ... Koch und Pestrjakow verhaftet und verdächtigt hatte. Ekelhaft! Wie dumm wird das alles gemacht, selbst einen Unbeteiligten widert es an! Pestrjakow wird vielleicht heute auch zu mir kommen ... Rodja, du kennst übrigens die ganze Geschichte, sie passierte noch vor deiner Erkrankung, gerade einen Tag, bevor du im Polizeibureau ohnmächtig wurdest, als man dort darüber redete ...«
    Sossimow blickte Raskolnikow neugierig an; jener rührte sich nicht.
    »Weißt du was, Rasumichin? Wenn ich dich anschaue, muß ich staunen: wie du dich in alles hineinmischst«, bemerkte Sossimow.
    »Mag sein, aber wir werden ihn doch freibekommen!« rief Rasumichin aus und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Weißt du, was mich daran am meisten ärgert? Nicht das, daß sie lügen; das Lügen kann man immer entschuldigen;

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