Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
den Kotatsu – einen niedrigen Tisch mit einer elektrischen Heizquelle unter der Platte und einer dicken Decke darüber – streckte. »He, der Kotatsu ist ja gar nicht an«, murrte er und tastete nach der Schnur mit dem Schalter.
»Ich weiß, warum du hier bist.« Yasuko schaute stehend zu ihm hinunter. »Du kannst sagen, was du willst, am Ende geht es ja doch nur ums Geld.«
»Was soll das heißen?« Togashi runzelte die Stirn und zog ein Päckchen Seven Stars aus der Tasche. Nachdem er sich mit seinem Wegwerffeuerzeug eine angesteckt hatte, schaute er sich um. Als er merkte, dass kein Aschenbecher vorhanden war, erhob er sich, nahm eine leere Dose aus dem Mülleimer und stellte sie auf den Tisch. Er ließ sich nieder und schnippte die Asche hinein.
»Das soll heißen, dass du nur hier bist, um Geld aus mir herauszupressen.«
»Wenn du es so sehen willst, mir soll’s recht sein.«
»Du kriegst nicht einen Yen von mir.«
Er schnaubte. »Bist du sicher?«
»Verschwinde, und komm nicht wieder.«
Just in diesem Moment wurde die Wohnungstür aufgeschlossen, und Misato kam nach Hause. Sie trug noch ihre Schuluniform. Sie zögerte einen Moment, als sie die fremden Schuhe im Flur sah. Als ihr klarwurde, wem sie gehörten, spiegelten sich Angst und Verzweiflung in ihren Zügen. Der Badminton-Schläger entglitt ihrer Hand und fiel klappernd zu Boden.
»Na, Misato? Lange nicht gesehen. Bist du aber gewachsen«, sagte Togashi in möglichst beiläufigem Ton.
Misato warf ihrer Mutter einen Blick zu, entledigte sich ihrer Turnschuhe und betrat wortlos den Raum. Sie ging schnurstracks in das hintere Zimmer und zog sorgfältig die Schiebetür hinter sich zu.
Togashi wartete kurz, bevor er weitersprach. »Ich weiß nicht, was du dir denkst, aber ich will doch nur, dass zwischen uns wieder alles gut wird. Ich verstehe nicht, was daran falsch sein soll.«
»Ich bin, wie gesagt, nicht interessiert. Du hast doch bestimmt nicht geglaubt, ich würde einwilligen? Das ist doch nur eine Ausrede, um uns zu belästigen.«
Damit hatte sie sicher den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber Togashi gab keine Antwort. Er nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Es lief gerade ein Zeichentrickfilm.
Yasuko seufzte und ging in die Küche. Sie nahm ihr Portemonnaie aus der Schublade neben der Spüle und zog zwei Zehntausend-Yen-Scheine heraus.
»Hier, nimm und geh«, sagte sie und legte das Geld auf den Kotatsu.
»Was ist das? Ich dachte, du wolltest mir kein Geld geben?«
»Das war’s. Mehr gibt es nicht.«
»Nun, ich brauche dein Geld nicht.«
»Du wirst nicht gehen, ohne dass du etwas bekommen hast. Wahrscheinlich hast du auf mehr gehofft, aber für uns ist es auch nicht leicht.«
Togashi betrachtete die Banknoten und sah dann Yasuko an. »Da kann man wohl nichts machen. Gut, ich gehe. Aber ich bin nicht wegen dem Geld gekommen. Wirklich nicht. Du hast es mir aufgedrängt.«
Er nahm die Scheine und stopfte sie sich in die Tasche. Anschließend drückte er seine Zigarettenkippe in der Dose aus und rutschte unter dem Kotatsu hervor. Er stand auf, ging aber statt zur Wohnungstür zum hinteren Zimmer und riss die Schiebetür auf. Yasuko hörte, wie Misato aufschrie.
»Was zum Teufel machst du da?«, schrie Yasuko ihn an.
»Ich darf doch wohl mal meiner Stieftochter guten Tag sagen, oder?«
»Sie ist nicht mehr deine Tochter oder irgendetwas, das mit dir zu tun hat.«
»Jetzt komm schon. Immer mit der Ruhe. Also bis bald, Misato«, sagte Togashi und spähte weiter in das Zimmer. Er stand so, dass Yasuko ihre Tochter nicht sehen konnte und daher nicht wusste, wie sie reagierte.
Endlich wandte Togashi sich zum Gehen. »Sie wird mal eine schöne Frau. Darauf freue ich mich schon.«
»Was redest du da für einen Quatsch?«
»Das ist kein Quatsch. In drei Jahren wird sie gutes Geld verdienen. Man wird sich um sie reißen.«
»Ich will, dass du jetzt gehst.«
»Ich geh ja schon. Für heute zumindest.«
»Und wage es nicht, wiederzukommen.«
»Das kann ich dir, glaube ich, nicht versprechen.«
»Treib es nicht zu weit!«
»Hör zu Yasuko«, sagte Togashi, ohne sich umzudrehen. »Mich wirst du nie los. Und weißt du warum? Weil du immer nachgibst. Jedes Mal.« Kichernd bückte er sich, um seine Schuhe anzuziehen.
Da geschah es. Yasuko hörte, wie sich hinter ihr etwas bewegte. Sie fuhr herum und sah, wie Misato, die noch ihre Schuluniform trug, an ihr vorbeischoss. Sie schwang einen Gegenstand über ihrem Kopf.
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