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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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Yasuko war wie erstarrt und brachte kein Wort hervor, während ihre Tochter Togashi den Gegenstand auf den Hinterkopf schlug. Es krachte, und Togashi fiel zu Boden.

Kapitel 2
     
    Der Gegenstand fiel Misato aus der Hand. Es war eine von den Kupfervasen, die die Yonazawas bei der Eröffnung des
Benten-tei
als Werbegeschenke an die Kunden verteilt hatten.
    »Misato!« Yasuko starrte ihre Tochter an.
    Misato starrte ins Leere. Sie sah aus, als hätte ihre Seele sie verlassen, und rührte sich nicht. Plötzlich riss sie die Augen weit auf und blickte über Yasukos Schulter hinweg.
    Yasuko wirbelte herum und sah, wie Togashi versuchte, auf die Füße zu kommen. Er verzog das Gesicht und presste sich eine Hand auf den Hinterkopf.
    »Ihr verdammten Weiber …«, knurrte er hasserfüllt und richtete den Blick auf Misato. Schwankend wollte er sich auf sie stürzen.
    Yasuko stellte sich schützend zwischen ihn und ihre Tochter. »Hör auf!«, rief sie.
    »Aus dem Weg!« Togashi packte sie am Arm und schleuderte sie grob beiseite. Yasuko taumelte gegen die Wand und fiel zu Boden.
    Misato wollte flüchten, aber Togashi warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie. Dann schwang er sich auf sie, verkrallte sich mit einer Hand in ihrem Haar und schlug ihr mit der anderen ins Gesicht. »Ich bring dich um, du kleine Hexe!«, brüllte er.
    Er bringt sie um, dachte Yasuko. Er bringt sie wirklich um. Panisch sah sie sich um. Ihr Blick fiel auf das Kabel, das sich unter dem Kotatsu hervorschlängelte. Sie griff danach undriss es aus der Steckdose. Das andere Ende war noch mit einer Seite des Kotatsu verbunden. Sie nahm es und stand auf, trat hinter Togashi, der auf ihrer Tochter saß und in blinder Wut immer wieder auf sie einschlug. Sie warf ihm das Kabel über den Kopf und zog mit aller Kraft zu. Togashi stieß einen röchelnden Laut aus und fiel auf den Rücken. Als ihm klarwurde, was da geschah, versuchte er, die Finger unter das Kabel zu zwängen, aber Yasuko zog immer fester zu. Dieser Mann war ein Fluch für sie und ihre Tochter. Wenn sie jetzt losließe, würde sie vielleicht nie mehr die Gelegenheit erhalten, sich von diesem bösen Geist zu befreien.
    Doch Yasuko war ihrem geschiedenen Mann körperlich unterlegen. Das Kabel drohte ihren Händen zu entgleiten. Misato griff nun in den Kampf ein, indem sie versuchte, seine Finger von dem Kabel um seinen Hals wegzuziehen. Sie setzte sich mit gespreizten Beinen auf seine Brust und versuchte mit aller Gewalt, ihn festzuhalten.
    »Schnell, Mama! Mach schnell!«, schrie sie.
    Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Yasuko kniff die Augen zu und zog so fest, sie konnte. Ihr Herz hämmerte. Sie hörte ihr eigenes Blut rauschen, während sie die Schlinge fester und fester zog.
    Sie wusste nicht, wie lange sie das getan hatte. Schließlich weckte Misatos leises Rufen sie aus ihrer Betäubung. »Mama, Mama!« Sie kam wieder zu sich.
    Noch immer das Kabel umklammernd, öffnete Yasuko langsam die Augen. Togashi lag direkt vor ihr. Seine geöffneten, schieferfarbenen Augen starrten ins Leere. Sein Gesicht war bläulich und blutunterlaufen. Das Kabel hatte eine dunkle Linie auf der Haut an seinem Hals hinterlassen. Ein Speichelfaden hing von seinen Lippen. Auch seine Nase lief. Mit einemspitzen Schrei ließ Yasuko das Kabel fallen, und Togashis Kopf schlug mit einem dumpfen Laut auf den Tatami auf. Misato ließ sich sehr vorsichtig von seiner Brust zu Boden gleiten. Der Rock ihrer Schuluniform war völlig zerknittert. Sie lehnte sich an die Wand. Eine Weile schwiegen Mutter und Tochter, ihre Blicke auf den reglosen Mann gerichtet. Das Sirren der Neonlampe gellte in Yasukos Ohren.
    »Was sollen wir jetzt nur machen?«, murmelte Yasuko dem Weinen nah. In ihrem Kopf herrschte völlige Leere. »Ich habe ihn umgebracht.«
    »Mama …«
    Yasuko sah ihre Tochter an. Misato war kreidebleich, aber ihre Augen waren rot, und sie hatte Tränenspuren im Gesicht. Yasuko erinnerte sich nicht, wann sie geweint hatte.
    Wieder betrachtete sie Togashi. Sie fühlte sich hin- und hergerissen, halb wünschte sie, er würde wieder zum Leben erwachen. Aber es sah definitiv nicht so aus, als wäre das möglich.
    »Es ist alles seine Schuld.« Misato zog die Beine an und schlang die Arme um ihre Knie. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht darin.
    »Was sollen wir nur tun …«, murmelte Yasuko wieder. Plötzlich klingelte es, sie zuckte zusammen und begann, am ganzen Körper zu zittern.
    Misato schaute auf. Tränen rannen ihr

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