Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
an zu spielen.Wenn Yasuko sich beschwerte, wurde er gewalttätig. Mit der Zeit trank er immer mehr, bis er ständig betrunken war und Streit suchte. Natürlich blieb Yasuko nichts anderes übrig, als wieder arbeiten zu gehen. Doch alles Geld, das sie verdiente, nahm Togashi ihr gewaltsam sofort wieder ab. Als sie versuchte, es vor ihm zu verstecken, tauchte er am Zahltag im Klub auf und verhinderte, dass sie es beiseiteschaffte.
Misatos Angst vor ihrem Stiefvater wuchs. Mitunter kam sie sogar in den Klub, in dem Yasuko arbeitete, um nicht mit ihm allein in der Wohnung zu sein.
Yasuko forderte die Scheidung, aber Togashi wollte nichts davon hören. Als sie ihn immer stärker bedrängte, schlug er sie. Schließlich wandte sie sich an einen Rechtsanwalt, den einer ihrer Gäste ihr empfohlen hatte. Ihm gelang es, den widerstrebenden Togashi zu überreden, die Scheidungspapiere zu unterschreiben. Offenbar sah er ein, dass er vor Gericht keine Chance hatte, und falls er nicht einwilligte, am Ende vielleicht noch Unterhalt zahlen musste.
Doch die Scheidung allein brachte keine Lösung des Problems. Auch danach tauchte Togashi immer wieder bei Yasuko und ihrer Tochter auf. Seine Angelegenheiten seien jetzt geregelt, behauptete er, und er widme sich ganz seiner Arbeit. Ob sie sich nicht vorstellen könne, es noch einmal mit ihm zu versuchen? Als Yasuko ihm aus dem Weg ging, verfolgte er Misato und lauerte ihr manchmal sogar vor der Schule auf. Als er buchstäblich auf Knien zu Yasuko gekrochen kam, hatte sie wider Willen Mitleid mit ihm, obwohl sie wusste, dass alles nur Theater war. Vielleicht verspürte sie auch noch einen Rest ihrer früheren Zuneigung. Jedenfalls gab sie ihm ein bisschen Geld und beging damit einen großen Fehler. Nachdem Togashi einmal Erfolg gehabt hatte, kam er immer öfter. Erverhielt sich zwar unverändert kriecherisch, dennoch wurden seine Forderungen immer unverschämter.
Irgendwann wechselte Yasuko den Arbeitsplatz und zog um. Obwohl es ihr leid tat, schickte sie Misato auf eine andere Schule. In dem Klub in Kinshicho war Togashi nicht mehr aufgetaucht. Vor einem Jahr war sie dann noch einmal umgezogen und hatte die Stelle im
Benten-tei
angenommen. Sie hatte fest geglaubt, ihren bösen Geist für immer losgeworden zu sein.
Auf keinen Fall wollte sie die Yonazawas mit ihren Problemen belasten. Auch Misato durfte nichts merken. Sie musste allein dafür sorgen, dass er sie nicht wieder belästigte. Yasuko warf einen entschlossenen Blick auf die Wanduhr.
Als es Zeit für ihre Verabredung wurde, machte sie sich auf den Weg zum Restaurant. Togashi saß an einem Fenster und rauchte. Vor ihm auf dem Tisch stand eine Tasse Kaffee. Yasuko setzte sich und bestellte einen heißen Kakao. Normalerweise nahm sie ein Kaltgetränk, das man kostenlos wieder auffüllen durfte, aber heute hatte sie nicht die Absicht, lange zu bleiben.
»Also, was gibt’s?«, fragte sie und sah Togashi böse an.
Dieser schürzte die Lippen. »Du hast es ja ganz schön eilig.«
»Ich bin sehr beschäftigt. Wenn du also etwas zu sagen hast, raus damit.«
»Yasuko …« Togashi wollte nach ihrer Hand greifen, die auf dem Tisch lag. Sie zog sie rasch zurück. Er verzog den Mund. »Du bist schlecht gelaunt.«
»Natürlich. Hoffentlich hast du einen guten Grund, mich zu belästigen.«
»Sei doch nicht so feindselig. Ich weiß, ich sehe nicht so aus, aber ich meine es ernst.«
»Ernst mit was?«
Die Bedienung brachte ihren Kakao. Yasuko nahm einen Schluck, er war kochend heiß. Dennoch wollte sie ihn so schnell wie möglich austrinken und verschwinden.
»Du lebst noch allein, stimmt’s?«, fragte Togashi und starrte sie mit zusammengezogenen Brauen an.
»Was geht dich das an?«
»Es ist schwer für eine Frau, ihr Kind ganz allein großzuziehen. Du wirst immer mehr Geld brauchen. Was zahlen die dir überhaupt in dem Imbiss? Wie willst du denn damit Misatos Zukunft sichern? Schau, ich möchte, dass du es dir noch einmal überlegst. Über
uns
nachdenkst. Ich habe mich verändert. Ich bin nicht mehr der, der ich war.«
»Und was ist jetzt anders als vorher? Arbeitest du?«
»Ich werde arbeiten. Ich habe bereits eine Stelle gefunden.«
»Aber noch arbeitest du nicht, oder?«
»Ich sage doch, dass ich eine Stelle habe. Ich soll nächsten Monat anfangen. Es ist eine neue Firma, aber wenn alles erst mal ins Rollen kommt, dann könnt ihr euch zurücklehnen – du und Misato.«
»Nein, danke. Bei all dem Geld, das du dann
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