Verdammnis
paar von denen sind schon wegen Gewaltverbrechen vorbestraft.«
»Okay«, mischte sich Christer ein. »Aber so wie du die Morde beschrieben hast, waren das ja die reinsten Hinrichtungen. Wenn ich das alles richtig verstanden habe, geht es in Dags Story nicht gerade um die hellsten Typen. Sind die wirklich fähig, einen Doppelmord zu begehen und damit davonzukommen?«
»Wie klug muss man sein, um zwei Schüsse abzugeben?«, wandte Malin ein.
»Wir wissen nichts, wir spekulieren ja nur«, unterbrach Erika Berger. »Aber wir müssen uns die Frage trotzdem stellen. Wenn Dags Artikel oder Mias Abhandlung der Grund für diesen Mord war, dann müssen wir hier in der Redaktion verstärkte Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.«
»Da wäre aber noch eine dritte Frage«, bemerkte Malin.
»Sollen wir mit den Namen zur Polizei gehen? Was hast du ihnen denn heute Nacht erzählt, Mikael?«
»Ich habe auf all ihre Fragen geantwortet. Ich habe erzählt, an was für einer Story Dag gerade arbeitete, aber man hat mich nicht nach Details gefragt, und ich habe auch keine Namen genannt.«
»Das sollten wir vielleicht tun«, schlug Erika Berger vor.
»Ich bin mir da nicht so sicher«, entgegnete Mikael. »Wir können ihnen vielleicht eine Namensliste geben, aber was machen wir, wenn die Polizei nachfragt, woher wir diese Namen haben? Die Quellen, die anonym bleiben wollten, dürfen wir nicht preisgeben. Das betrifft mehrere Mädchen, mit denen Mia gesprochen hat.«
»Da hast du natürlich recht«, sagte Erika. »Aber zurück zur ersten Frage - sollen wir mit dem Material an die Öffentlichkeit gehen?«
Mikael hob die Hand.
»Moment. Wir können über die Sache abstimmen, aber ich bin immer noch der verantwortliche Herausgeber, und zum allerersten Mal werde ich jetzt eine Entscheidung ganz alleine treffen. Die Antwort lautet Nein. Wir können nicht einfach stur nach Plan weitermachen, so als sei nichts geschehen.«
Wieder Schweigen am Tisch.
»Ich möchte das Material nach wie vor veröffentlichen, aber wahrscheinlich müssen wir eine ganze Menge umformulieren. Dag und Mia verfügten über sämtliche Quellenangaben und Belege, und die Story baute ja auch darauf auf, dass Mia Anzeige gegen die Personen erstatten wollte, die namentlich genannt werden. Sie hatte Expertenwissen. Haben wir dieses Wissen auch?«
Die Bürotür schlug zu, und plötzlich stand Henry Cortez im Türrahmen.
»Sind es Dag und Mia?«, fragte er atemlos.
Alle nickten.
»Oh, mein Gott!«
»Wie hast du’s erfahren?«, erkundigte sich Mikael.
»Ich war mit meiner Freundin unterwegs, und auf dem Heimweg haben wir es im Taxifunk gehört. Die Polizei hat nach einer Wegbeschreibung gefragt. Ich hab die Straße wiedererkannt. Ich musste einfach kommen.«
Henry Cortez wirkte so erschüttert, dass Erika aufstand und ihn umarmte, bevor sie ihn aufforderte, sich zu ihnen zu setzen. Sie fuhr mit der Besprechung fort.
»Ich glaube, Dag würde auch wollen, dass wir seine Story bringen.«
»Das finde ich ja auch«, stimmte Mikael zu. »Aber in der derzeitigen Situation müssen wir die Veröffentlichung des Buches verschieben.«
»Und was machen wir mit dem Themenheft?«, wollte Malin wissen. »Es geht ja nicht nur um einen Artikel, den wir austauschen müssen - wir müssen die gesamte Ausgabe neu stricken.«
Erika schwieg einen Moment. Dann lächelte sie zum ersten Mal, wenn auch ziemlich erschöpft.
»Ich hoffe, du wolltest über Ostern nicht freihaben, Malin«, sagte sie. »Wir machen es so … du und Christer und ich setzen uns zusammen und planen eine ganz neue Nummer ohne Dag. Wir müssen mal sehen, ob wir ein paar Texte von der Juninummer einfach vorziehen können. Mikael, wie viel Material hattest du schon von Dag gekriegt?«
»Ich habe die endgültige Fassung von neun der insgesamt zwölf Kapitel, außerdem die vorletzte Fassung von Kapitel zehn und elf. Dag wollte mir die endgültige Version mailen - ich muss noch mal in meiner Mailbox nachgucken -, aber ich hab nur einen Bruchteil vom letzten Kapitel. In dem wollte er alles zusammenfassen und seine Schlussfolgerungen ziehen.«
»Aber ihr hattet schon alle Kapitel durchgesprochen?«
»Ich weiß, was er schreiben wollte, wenn du das meinst.«
»Okay, ich möchte wissen, wie viel noch fehlt und ob wir es rekonstruieren können. Könntest du da heute noch zu einer Einschätzung kommen?«
Mikael nickte.
»Außerdem möchte ich, dass du darüber nachdenkst, was wir der Polizei erzählen. Was unbedenklich
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