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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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bis sie das Auto gewendet hatte und in der anderen Richtung verschwunden war. Dann rief er sich ein Taxi.
    Es war über zwei Jahre her, dass Mikael Blomkvist zum letzten Mal in Saltsjöbaden gewesen war. Er hatte Erika und ihren Mann nur selten besucht, was, wie er annahm, wohl ein Zeichen seiner Unreife war.
    Wie Erikas und Gregers Ehe genau funktionierte, war Mikael schleierhaft. Er kannte Erika seit den frühen 80ern. Und er hatte vor, das Verhältnis mit ihr fortzusetzen, bis er eines Tages zu alt war, um sich noch aus dem Rollstuhl zu stemmen. Ihr Verhältnis war nur Ende der 80er für eine Weile unterbrochen gewesen, während Erika und er verheiratet gewesen waren. Diese Unterbrechung währte über ein Jahr, bevor sie beide ihre Ehepartner betrogen.
    Bei Mikael endete das Ganze mit einer Scheidung. Bei Erika endete es damit, dass ihr Mann Greger feststellte, eine solch langjährige sexuelle Leidenschaft müsse wohl so stark sein, dass es unrealistisch war, zu glauben, Konventionen oder die allgemeine gesellschaftliche Moral könnten die beiden davon abhalten, weiter miteinander ins Bett zu gehen. Er erklärte, dass er nicht riskieren wolle, Erika auf dieselbe Art zu verlieren, wie Mikael seine Frau verloren hatte.
    Nachdem Erika ihm ihre Untreue gestanden hatte, lud Greger Mikael zu einer Kneipentour ein. Sie arbeiteten sich durch drei Pubs in Södermalm, bis sie beschwipst genug für eine seriöse Unterhaltung waren, die gegen Sonnenaufgang auf einer Parkbank am Mariatorget stattfand.
    Mikael konnte kaum glauben, was Greger Backman ihm zu sagen hatte. Er erklärte, für den Fall, dass Mikael tatsächlich versuchen sollte, seine Ehe mit Erika zu sabotieren, würde er ihn nächstes Mal in nüchternem Zustand mit einer Keule in der Hand besuchen. Sollte es sich aber nur um reine Fleischeslust handeln, dann sei die Sache für ihn in Ordnung.
    Mikael und Erika hatten ihr Verhältnis also fortgeführt, mit Greger Backmans Einverständnis und ohne ihm etwas vorzulügen. Soweit Mikael wusste, waren Erika und Greger immer noch glücklich in ihrer Ehe. Er akzeptierte, dass Greger ihr Verhältnis klaglos hinnahm, sodass Erika nur zum Hörer greifen und Greger Bescheid sagen musste, dass sie die Nacht bei ihm verbringen würde, wann immer es ihr gerade einfiel. Und es fiel ihr regelmäßig ein.
    Greger Backman schien sogar der Meinung zu sein, dass dieses Verhältnis von Nutzen war und seine eigene Liebe zu Erika nur tiefer wurde, weil er sie nie als selbstverständlich betrachten konnte.
    Mikael hingegen hatte sich in Gregers Gegenwart nie wohlgefühlt, was ihn daran erinnerte, dass auch ein noch so emanzipiertes Verhältnis seinen Preis hat. Daher hatte er Saltsjöbaden nur selten besucht, und auch meist nur dann, wenn Erika ein größeres Fest gab, wo seine Abwesenheit etwas Demonstratives gehabt hätte.
    Jetzt blieb er vor ihrer 250-Quadratmeter-Villa stehen. Trotz seines Widerwillens, so furchtbare Nachrichten zu überbringen, legte er entschlossen den Finger auf die Klingel und hielt den Knopf fast vierzig Sekunden lang gedrückt, bis er Schritte hörte. Greger Backman öffnete. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften geschlungen, sein Gesicht war zugleich schlaftrunken und wütend. Dieser Ausdruck ging aber schnell in hellwache Verblüffung über, als er den Liebhaber seiner Frau auf der Treppe erblickte.
    »Hallo, Greger«, grüßte Mikael.
    »Morgen, Blomkvist. Wie spät ist es, verdammt noch mal?«
    Greger Backman war blond und dünn. Er hatte furchtbar viele Haare auf der Brust, dafür so gut wie keine auf dem Kopf. Über seiner rechten Augenbraue verlief eine markante Narbe, die er vor ein paar Jahren bei einem Segelunfall davongetragen hatte. Offensichtlich hatte er sich seit einer Woche nicht mehr rasiert.
    »Kurz nach fünf«, antwortete Mikael. »Könntest du Erika bitte wecken? Ich muss mir ihr reden.«
    Greger Backman wusste, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein musste, wenn Mikael um diese Zeit bei ihnen auftauchte. Außerdem wirkte Mikael, als könnte er dringend einen Longdrink oder zumindest ein Bett zum Ausschlafen gebrauchen. Greger machte die Tür ganz auf und ließ Mikael herein.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Bevor Mikael antworten konnte, kam Erika Berger die Treppe herunter und band sich im Gehen den Gürtel ihres weißen Frotteebademantels zu. Als sie Mikael im Flur erblickte, erstarrte sie auf halbem Wege.
    »Was …?«
    »Dag Svensson und Mia Bergman«, sagte Mikael

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