Verdammnis
nur.
Sein Gesicht verriet ihr sofort, was für eine Nachricht er zu überbringen hatte.
»Nein!« Sie legte sich die Hand vor den Mund.
»Ich komme direkt von der Polizei. Dag und Mia sind gestern Nacht ermordet worden.«
»Ermordet?«, riefen Erika und Greger wie aus einem Munde.
»Jemand hat sie in ihrer Wohnung in Enskede erschossen. Ich habe sie gefunden.«
Erika setzte sich auf die Treppe.
»Ich wollte nicht, dass du es aus den Morgennachrichten erfährst«, erklärte Mikael.
Es war eine Minute vor sieben am Gründonnerstagmorgen, als Mikael und Erika in der Millennium -Redaktion eintrafen. Erika hatte Christer Malm und Malin Eriksson mit einem Anruf geweckt und ihnen eröffnet, dass Dag und Mia in der Nacht ermordet worden waren. Die beiden wohnten sehr viel näher am Büro und hatten schon Kaffee gemacht, als Erika und Mikael dort eintrafen.
»Was zum Teufel ist denn passiert?«, wollte Christer Malm wissen.
Malin Eriksson machte »Pst!« und drehte die 7-Uhr-Nachrichten im Radio lauter:
Zwei Personen, ein Mann und eine Frau, sind gestern spätabends in ihrer Wohnung in Enskede erschossen worden. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen Doppelmord. Keiner der Toten war polizeilich bekannt. Die Hintergründe dieser Tat sind bisher ungeklärt. Unsere Reporterin Hanna Olofsson befindet sich vor Ort:
»Es war kurz vor Mitternacht, als die Polizei alarmiert wurde, weil man in einem Haus im Björneborgsvägen in Enskede Schüsse gehört hatte. Ein Nachbar behauptet, dass mehrere Schüsse abgegeben wurden. Ein Motiv ist nicht bekannt, und der Täter konnte bis jetzt noch nicht gefasst werden. Die Polizei hat die Wohnung abgesperrt und eine kriminaltechnische Untersuchung eingeleitet.«
»Das war ja recht kurz gefasst«, meinte Malin und stellte wieder leiser. Dann fing sie an zu weinen. Erika ging zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Verdammt!«, murmelte Christer Malm.
»Setzt euch«, forderte Erika Berger die anderen mit entschlossener Stimme auf. »Mikael …«
Mikael berichtete noch einmal, was in der Nacht passiert war. Er sprach monoton und beschrieb in sachlichem Ton, wie er Dag und Mia gefunden hatte.
»Verdammt«, wiederholte Christer. »Das ist ja völliger Wahnsinn.«
Malin wurde ein zweites Mal von ihren Gefühlen überwältigt. Sie fing wieder an zu weinen und gab sich keine Mühe, ihre Tränen zu verbergen.
»Tut mir leid«, schluchzte sie.
»Mir ist auch nicht anders zumute«, erklärte Christer.
Mikael fragte sich, warum er nicht weinen konnte. Er fühlte nur eine große Leere in sich, als hätte man ihn betäubt.
»Heute Morgen wissen wir also noch nicht besonders viel«, fasste Erika zusammen. »Wir müssen zwei Dinge besprechen. Erstens, in drei Wochen sollen wir mit Dag Svenssons Material in Druck gehen. Wollen wir es immer noch veröffentlichen? Können wir es veröffentlichen? Das ist das eine. Die zweite Frage haben Mikael und ich auf dem Weg in die Stadt schon besprochen.«
»Wir wissen nicht, warum der Mord geschehen ist«, sagte Mikael. »Es könnte mit Dags und Mias Privatleben zu tun haben, es könnte auch einfach die Tat eines Geisteskranken gewesen sein. Aber wir können nicht ausschließen, dass es mit ihrer Arbeit zu tun hat.«
Stille breitete sich am Tisch aus. Schließlich räusperte sich Mikael.
»Wie gesagt, wir stehen kurz davor, eine verdammt heiße Story zu publizieren, in der wir mehrere Personen namentlich nennen, die auf keinen Fall in diesem Zusammenhang genannt werden wollen. Dag hat vor zwei Wochen damit angefangen, diese Personen mit dem Material zu konfrontieren und ihnen Gelegenheit zu einem Gespräch zu geben. Mir kam also der Gedanke, dass einer von ihnen …«
»Moment mal!«, unterbrach Malin Eriksson. »Wir stellen drei Polizisten bloß, von denen einer bei der Sicherheitspolizei arbeitet und einer bei der Sitte, daneben mehrere Anwälte, einen Staatsanwalt, einen Richter und ein paar Schweinigel von Journalisten! Sollte einer von denen tatsächlich einen Doppelmord begangen haben, um die Veröffentlichung zu verhindern?«
»Na ja, ich weiß auch nicht«, meinte Mikael nachdenklich. »Spontan würde ich eher sagen, die müssten ganz schön beschränkt sein, wenn sie annehmen, sie könnten diese Story unterdrücken, indem sie einen Journalisten ermorden. Aber wir outen ja auch eine ganze Menge Zuhälter. Obwohl wir die Namen geändert haben, dürfte es nicht besonders schwerfallen, sie zu identifizieren. Ein
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