Verdammnis
ist, und ab welchem Punkt wir unsere Quellen gefährden. Keiner aus der Redaktion darf sich dazu äußern, bevor du es nicht abgesegnet hast.«
»Klingt gut«, stimmte Mikael zu.
»Glaubst du wirklich, dass Dags Story hinter den Morden stecken könnte?«
»Oder Mias Doktorarbeit … ich weiß nicht. Aber wir können die Möglichkeit nicht außer Acht lassen.«
Erika Berger überlegte kurz.
»Nein, das können wir wohl nicht … aber du musst weitermachen.«
»Weitermachen womit?«
»Mit der Untersuchung.«
»Welcher Untersuchung?«
»Na, unserer Untersuchung, verdammt noch mal.« Erika Berger wurde plötzlich laut. »Dag Svensson war Journalist und arbeitete für Millennium . Wenn er wegen dieser Arbeit ermordet wurde, dann will ich das wissen. Also werden wir uns genauer ansehen, was da passiert ist. Das ist dein Job. Geh zunächst das gesamte Material durch, das Dag uns gegeben hat.«
Sie warf Malin Eriksson einen Blick zu.
»Malin, wenn du mir hilfst, heute eine ganz neue Ausgabe zu planen, dann übernehmen Christer und ich den Großteil der weiteren Arbeit. Aber du hast eben so furchtbar viel mit Dag und an den anderen Artikeln für das Themenheft gearbeitet. Deswegen möchte ich, dass du gemeinsam mit Mikael die Entwicklung der Mordermittlungen im Auge behältst.«
Malin Eriksson nickte.
»Henry, kannst du heute arbeiten?«
»Natürlich.«
»Dann ruf doch bitte alle anderen Mitarbeiter an, und erzähl es ihnen. Du müsstest auch bei der Polizei anrufen und herausfinden, was dort so vor sich geht. Hör dich um, ob es eine Pressekonferenz geben wird. Wir müssen am Ball bleiben.«
»Okay. Ich ruf zuerst die anderen an, dann fahre ich nach Hause, nehme eine Dusche und frühstücke. In einer Dreiviertelstunde bin ich zurück, wenn ich nicht direkt nach Kungsholmen fahre.«
»In Ordnung, wir bleiben in Verbindung.«
Kurzes Schweigen am Tisch.
»Wär’s das?«, fragte Mikael schließlich.
»Ich denke schon«, erwiderte Erika. »Hast du’s eilig?«
»Ja. Ich muss einen Anruf erledigen.«
Harriet Vanger frühstückte im Wintergarten von Henrik Vangers Haus in Hedeby gerade Kaffee und Toast mit Käse und Orangenmarmelade, als ihr Handy klingelte. Sie ging ran, ohne aufs Display zu gucken.
»Guten Morgen, Harriet«, sagte Mikael Blomkvist.
»Du lieber Himmel. Ich dachte, du gehörst zu den Leuten, die grundsätzlich nicht vor acht aus dem Bett kommen.«
»Tu ich auch nicht. Vorausgesetzt, dass ich es überhaupt ins Bett schaffe. Was mir heute Nacht nicht gelungen ist.«
»Ist was passiert?«
»Hast du schon Nachrichten gehört?«
Mikael fasste kurz die Ereignisse der letzten Nacht zusammen.
»Das ist ja schrecklich!«, sagte Harriet. »Wie geht’s dir denn?«
»Danke der Nachfrage. Es ging mir schon mal besser. Ich habe dich gleich angerufen, weil du im Führungskreis von Millennium sitzt und informiert sein solltest. Sobald durchsickert, dass Dag an einer Riesenenthüllungsstory für uns gearbeitet hat, wird man uns ein paar neugierige Fragen stellen.«
»Was soll ich ihnen sagen?«
»Sag einfach die Wahrheit. Dass du selbstverständlich schockiert bist über die brutalen Morde, mit der redaktionellen Arbeit jedoch nichts zu tun hast und dich an den Spekulationen nicht beteiligen willst. Die Polizei muss diesen Mord aufklären, nicht Millennium .«
»Ich danke dir. Kann ich sonst noch irgendwas tun?«
»Im Moment nicht. Aber wenn mir was einfällt, rühr ich mich.«
»Gut. Und Mikael, bitte … halt mich auf dem Laufenden.«
13.
Kapitel
Gründonnerstag, 24. März
Schon um sieben Uhr morgens am Gründonnerstag war die offizielle Verantwortung für die Voruntersuchung des Doppelmordes von Enskede auf Staatsanwalt Richard Ekström übertragen worden. Der diensthabende Staatsanwalt, der in der Nacht zum Tatort gekommen war, ein relativ junger und unerfahrener Jurist, hatte gleich gemerkt, dass der Mordfall von Enskede alle Voraussetzungen hatte, sich über ein alltägliches Maß hinaus zu entwickeln. Also rief er den stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt an, der wiederum den stellvertretenden Chef der Bezirkspolizei aus dem Bett holte. Gemeinsam beschlossen sie, die Arbeit einem eifrigen und erfahrenen Staatsanwalt zu übertragen. Ihre Wahl fiel auf Richard Ekström, 42 Jahre alt.
Ekström war ein schmaler und drahtiger Mann, 1 Meter 67 groß, mit dünnen, blonden Haaren und Kinnbärtchen. Er war stets tadellos gekleidet und trug aufgrund seiner geringen
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