Verdammnis
uns, dass wir hinter jemandem her sind, der aussieht wie ein 14-jähriger Teenager.
Salander kann in Gruppen von Jugendlichen jederzeit wunderbar untertauchen.«
»Bei der geballten Medienaufmerksamkeit müsste doch irgendjemand was beobachtet haben«, gab Svensson zu bedenken. »Sie bringen sie demnächst bei Gesucht wird … mal sehen, ob das was hilft.«
»Das glaube ich kaum. Immerhin war sie schon auf der Titelseite jeder schwedischen Zeitung«, widersprach Hans Faste.
»Was vielleicht bedeutet, dass wir umdenken sollten«, meinte Bublanski. »Vielleicht hat sie sich ins Ausland absetzen können, aber wahrscheinlich hält sie sich einfach nur irgendwo versteckt.«
Bohman hob die Hand, und Bublanski nickte.
»Nach dem Bild, das wir von ihr haben, hat sie keine selbstzerstörerischen Neigungen. Sie ist eine Strategin und plant jeden Schachzug im Voraus. Sie würde niemals etwas tun, ohne vorher die Konsequenzen abzuwägen. Das behauptet jedenfalls Dragan Armanskij.«
»Das entspricht auch der Einschätzung ihres ehemaligen Psychiaters. Aber mit ihrer Charakteranalyse warten wir noch ein wenig«, entschied Bublanski. »Früher oder später muss sie sich bewegen. Jerker, über was für Mittel verfügt sie eigentlich?«
»Jetzt kriegt ihr noch was, woran ihr euch die Zähne ausbeißen könnt«, verkündete Jerker Holmberg. »Sie hat seit mehreren Jahren ein Konto bei der Handelsbank. Das ist das Geld, das sie auch versteuert. Besser gesagt, die Gelder, die Bjurman versteuert hat. Vor einem Jahr waren auf dem Konto knapp 100 000 Kronen. Im Herbst 2003 hat sie den vollständigen Betrag auf einmal abgehoben.«
»Sie brauchte im Herbst 2003 Bargeld. Das war der Zeitpunkt, zu dem sie laut Armanskij aufhörte, bei Milton Security zu arbeiten«, schob Bohman ein.
»Möglich. Das Konto war zwei Wochen lang auf null. Aber danach zahlte sie die ganze Summe wieder ein.«
»Sie glaubte vielleicht, dass sie das Geld brauchen würde, hat die Summe dann aber doch nicht ausgegeben und das Geld wieder zur Bank gebracht?«
»Das wäre einleuchtend. Im Dezember 2003 hat sie von diesem Konto eine Reihe von Rechnungen beglichen, unter anderem, um die Miete für ihre Wohnung ein Jahr im Voraus zu bezahlen. Damit sank der Kontostand auf 70 000 Kronen. Danach wurde das Konto nicht mehr angetastet, abgesehen von einer Einzahlung von 9 000 Kronen. Ich habe das überprüft - das war das Erbe ihrer Mutter.«
»Okay.«
»Im März entnahm sie dieses Erbe - die exakte Summe belief sich auf 9 3 12 Kronen. Das war das einzige Mal, dass sie auf dieses Konto zugegriffen hat.«
»Wovon zum Teufel lebt sie denn dann?«
»Hören Sie sich das an: Im Januar eröffnete sie ein neues Konto. Jetzt bei der SEB. Sie zahlte eine Summe von zwei Millionen Kronen ein.«
»Wie bitte?«
»Woher kam das Geld?«
»Das Geld wurde von einer Bank auf den Kanalinseln in England auf ihr Konto transferiert.«
Schweigen senkte sich über den Konferenzraum.
»Jetzt versteh ich gar nichts mehr«, sagte Sonja Modig nach einer Weile.
»Das ist also Geld, das sie nicht versteuert hat?«, erkundigte sich Bublanski.
»Nein, aber dazu ist sie vor Ablauf des Jahres auch nicht verpflichtet. Das Bemerkenswerte daran ist nur, dass diese Summe nirgendwo in Bjurmans Buchführung auftaucht - die er doch jeden Monat aktualisiert hat.«
»Also entweder wusste er es nicht, oder die beiden haben zusammen irgendwas ausgeheckt. Jerker, wie sieht es mit der kriminaltechnischen Ermittlung aus?«
»Ich hatte gestern Abend ein Gespräch mit dem Leiter der Voruntersuchung. Folgendes wissen wir also bis jetzt. Erstens: Wir können Salander mit beiden Tatorten in Verbindung bringen. Wir haben ihre Fingerabdrücke auf der Mordwaffe sowie auf den Scherben einer zerbrochenen Kaffeetasse in Enskede gefunden. Wir warten noch auf die Ergebnisse der entnommenen DNA-Proben … aber es steht außer Zweifel, dass sie in der Wohnung gewesen ist.«
»Gut.«
»Zweitens: Wir haben ihre Fingerabdrücke auf der Schachtel gefunden, in der die Waffe in Bjurmans Wohnung aufbewahrt wurde.«
»Gut.«
»Drittens: Wir haben endlich einen Zeugen, der sie in Enskede gesehen hat. Ein Mann aus einem Tabakladen hat sich gemeldet und erzählt, dass Lisbeth Salander am Abend des Mordes bei ihm im Laden war und sich eine Schachtel Marlboro Light gekauft hat.«
»Und damit rückt er mehrere Tage nach unserer Bitte um Informationen heraus.«
»Wie die meisten anderen war er über die Feiertage verreist.
Weitere Kostenlose Bücher