Verdammnis
Quatsch«, unterbrach Bublanski. »Faste, Sie und Curt, ihr findet raus, wer alles zu den Evil Fingers gehörte, und redet mit ihnen. Hat Salander sonst noch Bekannte?«
»Nicht viele, abgesehen von ihrem ehemaligen Betreuer, Holger Palmgren. Aber er befindet sich nach einem Schlaganfall in der Langzeitpflege und ist anscheinend sehr krank. Ehrlich gesagt, kann ich nicht behaupten, dass ich überhaupt einen richtigen Bekanntenkreis gefunden hätte. Wir haben Salanders Wohnung noch nicht ausfindig gemacht, wir haben kein Adressbuch von ihr, und sie scheint keine näheren Freunde zu haben.«
»Kein Mensch kann wie ein Gespenst durch die Gegend laufen, ohne Spuren in seiner Umgebung zu hinterlassen. Was halten wir eigentlich von Mikael Blomkvist?«
»Wir haben ihn nicht wirklich beschattet, aber wir haben uns über Ostern ein wenig um ihn gekümmert«, sagte Faste. »Für den Fall, dass Salander bei ihm auftauchen sollte. Er ist nach der Arbeit nach Hause gefahren und scheint die Wohnung auch am Wochenende nicht verlassen zu haben.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass er etwas mit dem Mord zu tun haben könnte«, meinte Sonja Modig. »Seine Story ist wasserdicht, und er kann alles belegen, was er im Laufe des Abends gemacht hat.«
»Aber er kennt Salander. Er ist das Verbindungsglied zwischen ihr und dem Paar in Enskede. Außerdem haben wir seine Zeugenaussage, dass Salander eine Woche vor dem Mord von zwei Männern überfallen wurde. Was sollen wir denn davon halten?«, fragte Bublanski.
»Abgesehen von Blomkvist gibt es keinen anderen Zeugen für diesen Überfall … wenn er denn überhaupt stattgefunden hat«, gab Faste zu bedenken.
»Du glaubst, Blomkvist fantasiert oder lügt?«
»Ich weiß nicht. Aber die Geschichte klingt wenig glaubhaft. Ein ausgewachsener Kerl, der nicht mit einem kleinen Mädchen von 40 Kilo fertig wird.«
»Warum sollte Blomkvist denn lügen?«
»Vielleicht, um die Aufmerksamkeit von Lisbeth Salander abzulenken.«
»Blomkvist selbst hat ja die Theorie aufgestellt, dass das Paar in Enskede wegen des Buches ermordet wurde, an dem Dag Svensson gerade schrieb.«
»Blödsinn«, fuhr Faste dazwischen. »Es ist Salander. Warum sollte jemand ihren Betreuer umbringen, um Dag Svensson zum Schweigen zu bringen? Und wer … ein Polizist etwa?«
»Wenn Blomkvist mit seiner Theorie an die Öffentlichkeit geht, dann machen die uns die Hölle heiß, von wegen eine Spur führt direkt zum Polizeikorps und so weiter«, sagte Curt Svensson.
Alle nickten.
»Okay«, sagte Sonja Modig. »Warum hat sie Bjurman erschossen?«
»Und was hat diese Tätowierung zu bedeuten?«, wollte Bublanski wissen und zeigte auf das Foto von Bjurmans Bauch.
ICH BIN EIN SADISTISCHES SCHWEIN, EIN WIDERLING UND EIN VERGEWALTIGER.
Schweigen in der Runde.
»Was sagen die Ärzte?«, erkundigte sich Bohman.
»Die Tätowierung ist ein bis drei Jahre alt. Das kommt ganz auf den Grad der Hautdurchblutung an«, erklärte Sonja Modig.
»Wir können wohl davon ausgehen, dass Bjurman sich diese Tätowierung nicht selbst zugelegt hat.«
»Da gibt es sicherlich genügend Bekloppte, aber das hier ist wohl kaum ein Standardmotiv von Tattoofans.«
Sonja Modig wedelte mit dem Zeigefinger.
»Der Pathologe meint, die Tätowierung sei ungleichmäßig und dilettantisch ausgeführt; das konnte sogar ich erkennen. Die Nadel ist unterschiedlich tief eingedrungen. Außerdem ist es eine große Tätowierung auf einem sehr empfindlichen Körperteil. Es muss eine äußerst schmerzhafte Prozedur gewesen sein, die man fast als schwere Körperverletzung bezeichnen müsste.«
»Nur dass Bjurman niemals Anzeige erstattet hat«, stellte Faste fest.
»Ich würde wohl auch keine Anzeige erstatten, wenn mir jemand so einen Satz auf den Bauch tätowiert hätte«, meinte Curt Svensson.
»Ich hab da noch was«, fuhr Sonja Modig fort. »Das könnte eventuell die Aussage dieser Tätowierung belegen - dass Bjurman nämlich ein sadistisches Schwein war.«
Sie öffnete eine Mappe mit Ausdrucken von Fotos und ließ sie herumgehen.
»Ich habe nur ein paar Beispiele ausgedruckt. Aber das da habe ich in einem Ordner auf Bjurmans Festplatte gefunden. Das sind Bilder, die aus dem Internet heruntergeladen worden sind. Auf dem Computer liegen knapp zweitausend Bilder dieser Art.«
Faste stieß einen Pfiff aus und hielt ein Bild von einer Frau hoch, die in einer quälenden Stellung gefesselt war.
»Das wäre vielleicht was für ›Domino Fashion‹ oder die
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