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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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ausgingen. Vielleicht hatte jemand anders die Waffe gehalten, oder es war irgendetwas geschehen, worauf Lisbeth keinen Einfluss gehabt hatte.
     
    Auf der Fahrt nach Kungsholmen saß Niklas Eriksson schweigend im Taxi. Er war noch ganz benommen von der Möglichkeit, an richtigen polizeilichen Ermittlungen teilhaben zu können. Er warf einen Blick zu Sonny Bohman hinüber, der sich gerade noch einmal Armanskijs Zusammenfassung durchlas. Dann musste er auf einmal in sich hineinlächeln.
    Der Auftrag hatte ihm ganz unerwartet die Möglichkeit eröffnet, einen Wunsch zu befriedigen, den weder Armanskij noch Sonny Bohman erahnen konnten. Ganz plötzlich war er in die Lage versetzt worden, es Lisbeth Salander heimzuzahlen. Er hoffte, dass er zu ihrer Festnahme beitragen konnte. Er hoffte, dass sie zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt werden würde.
    Dass Lisbeth Salander bei Milton Security nicht populär gewesen war, war bekannt. Die meisten Mitarbeiter, die irgendwann mit ihr zu tun gehabt hatten, hielten sie für einen Albtraum. Aber weder Bohman noch Armanskij ahnten, wie abgrundtief Niklas Eriksson Lisbeth Salander hasste.
    Das Leben hatte Niklas Eriksson ungerecht behandelt. Er sah gut aus. Er war ein Mann in den besten Jahren. Außerdem war er intelligent. Trotzdem war ihm für immer der Weg verschlossen, das zu werden, was er immer hatte werden wollen, nämlich Polizist. Sein Problem bestand in einem mikroskopisch kleinen Loch im Herzen, das Geräusche verursachte und eine der Herzkammern schwächte. Er war operiert worden, die Sache war behoben, aber mit einem Herzfehler war man ein für alle Mal aussortiert und zum Menschen zweiter Klasse gestempelt.
    Als er die Möglichkeit bekam, bei Milton Security anzufangen, hatte er angenommen. Jedoch ohne den geringsten Enthusiasmus. Er sah Milton als Schuttabladeplatz für ehemalige Polizisten, die zu alt waren und nicht mehr den Erwartungen entsprachen. Und er war einer von den Zurückgewiesenen - wenngleich in seinem Fall kein eigenes Verschulden vorlag.
    Sein erster Auftrag bei Milton hatte darin bestanden, der operativen Einheit bei Sicherheitsanalyse und Personenschutz einer international bekannten Sängerin zu helfen, die von einem Fan - der gerade aus der Psychiatrie ausgebrochen war - verfolgt wurde. Die Sängerin wohnte allein in einer Villa in Södertörn, wo Milton eine Überwachungs- und Alarmanlage installiert hatte und zeitweise Leibwächter vor Ort einsetzte. Die Bodyguards überwältigten die fragliche Person im Handumdrehen, woraufhin man den Irren wegen Bedrohung und Hausfriedensbruch verurteilte und ihn zurück in die Klapsmühle verfrachtete.
    Niklas Eriksson hatte über zwei Wochen hinweg zusammen mit anderen Angestellten immer wieder die Villa in Södertörn besucht. Er erlebte die alternde Sängerin als versnobt und distanziert. Sein Charme prallte an ihr ab. Dieses Weibsstück hätte lieber froh sein sollen, dass sich überhaupt noch ein Verehrer an sie erinnerte.
    Er verachtete die Art, wie das Personal von Milton Security um sie herumstolzierte.
    Eines Nachmittags, kurz bevor der aufdringliche Fan geschnappt wurde, waren zwei Angestellte von Milton am kleinen Pool hinter dem Haus gewesen, während er im Haus herumging, um Fotos von den Fenstern und Türen zu machen, die eventuell verstärkt werden mussten. Als er so von Zimmer zu Zimmer lief, kam er auch in ihr Schlafzimmer und konnte plötzlich der Versuchung nicht widerstehen, eine Kommodenschublade aufzuziehen. Darin fand er ein Dutzend Fotoalben aus ihrer großen Zeit in den 70er- und 80er-Jahren, als sie mit ihrer Band durch die ganze Welt tourte. Außerdem stieß er noch auf eine Schachtel mit höchst privaten Aufnahmen der Sängerin. Die Bilder waren relativ unschuldig, konnten aber mit ein wenig Fantasie als »erotische Studien« durchgehen. Mein Gott, sie war ja so eine unglaublich dumme Kuh. Er entwendete fünf der gewagtesten Bilder, offensichtlich von irgendeinem Liebhaber gemacht, die sie aus privaten Gründen aufbewahrt hatte.
    Er machte Kopien von den Bildern und brachte die Originale wieder zurück. Danach wartete er ein paar Monate ab, bevor er sie an ein englisches Boulevardblatt weiterverkaufte. 9 000 Pfund bekam er für die Fotos. Sie hatten ganz sensationelle Schlagzeilen gemacht.
    Bis heute verstand er nicht, wie Lisbeth Salander es angestellt hatte. Kurz nach Veröffentlichung der Bilder bekam er Besuch von ihr. Sie wusste, dass er die Fotos verkauft hatte. Sie

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