Verdammnis
Liste der Verdächtigen studierte, die Malin und er am Wochenende zusammengestellt hatten. Sie bestand aus siebenunddreißig Personen, mit denen Dag Svensson in seinem Buch hart ins Gericht ging. Von diesen waren einundzwanzig Freier.
Mikael erinnerte sich plötzlich, wie er vor zwei Jahren in Hedestad einen Mörder aufgespürt hatte. Damals hatte seine Galerie der Verdächtigen an die fünfzig Personen umfasst. Es war trostlos, darüber zu spekulieren, wer der Schuldige sein könnte.
Am Dienstagmorgen gegen zehn Uhr winkte er Malin Eriksson in sein Büro. Er schloss die Tür und bot ihr einen Stuhl an.
Eine Weile saßen sie schweigend beisammen und tranken ihren Kaffee. Schließlich schob er ihr die Liste mit den siebenunddreißig Namen über den Tisch.
»Was sollen wir machen?«
»Zuerst gehen wir diese Liste mit Erika durch. Dann werden wir versuchen, uns diese Männer einen nach dem anderen vorzunehmen. Es ist möglich, dass einer von ihnen mit den Morden zu tun hat.«
»Und wie nehmen wir sie uns vor?«
»Ich will mich auf die 21 Freier konzentrieren, die im Buch angeprangert werden. Sie haben mehr zu verlieren als die anderen. Ich möchte sie alle der Reihe nach besuchen, wie Dag.«
»Okay.«
»Ich habe zwei Jobs für dich. Erstens gibt es hier sieben Namen, die noch nicht identifiziert sind, zwei Freier und fünf Zuhälter. Versuche, sie in den nächsten Tagen, wenn möglich, zu identifizieren. Ein paar von den Namen kommen auch in Mias Dissertation vor, vielleicht gibt es da ja Referenzen, die es uns ermöglichen, ihre echten Namen herauszukriegen.«
»Okay.«
»Zweitens: Wir wissen eigentlich recht wenig über Nils Bjurman, Lisbeths Betreuer. Den Zeitungen war zwar ein übersichtlicher Lebenslauf zu entnehmen, aber ich würde mal schätzen, dass die Hälfte davon nicht gestimmt hat.«
»Soll ich Nachforschungen über ihn anstellen?«
»Genau. Alles, was du finden kannst.«
Harriet Vanger rief Mikael Blomkvist gegen fünf Uhr nachmittags an.
»Kannst du gerade reden?«
»Ganz kurz.«
»Dieses Mädchen, nach dem da gefahndet wird … das ist doch dieselbe, die dir geholfen hat, mich zu finden, oder?«
Harriet Vanger und Lisbeth Salander waren sich nie begegnet.
»Ja«, antwortete Mikael. »Tut mir leid, ich hatte keine Zeit, dich anzurufen und über den neuesten Stand der Dinge zu informieren. Aber ja, das ist sie.«
»Was bedeutet das?«
»Was dich angeht … gar nichts, hoffe ich.«
»Aber sie weiß alles über mich und die Geschehnisse vor zwei Jahren.«
»Ja, sie weiß alles, was damals passiert ist.«
Harriet Vanger schwieg.
»Harriet … ich glaube nicht, dass sie es getan hat. Ich muss davon ausgehen, dass sie unschuldig ist. Ich vertraue Lisbeth Salander.«
»Wenn man den Zeitungen Glauben schenkt, dann …«
»Man soll den Zeitungen aber keinen Glauben schenken. So einfach ist das. Sie hat ihr Wort gegeben, dich nicht zu verraten. Ich glaube, dass sie sich daran für den Rest ihres Lebens halten wird. Ich habe sie als äußerst prinzipientreuen Menschen erlebt.«
»Und wenn sie es nicht tut?«
»Ich weiß nicht, Harriet. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um herauszufinden, was hier eigentlich passiert ist.«
»Okay.«
»Mach dir keine Sorgen.«
»Ich mach mir keine Sorgen. Aber ich will auf das Schlimmste gefasst sein. Wie geht es dir, Mikael?«
»Ganz normal. Wir haben ganz schön gearbeitet, seit die Morde passiert sind.«
Harriet Vanger schwieg wieder.
»Mikael … ich bin gerade in Stockholm. Morgen fliege ich nach Australien und werde einen Monat dort bleiben.«
»Aha.«
»Ich wohne im selben Hotel.«
»Ich weiß nicht. Ich fühle mich völlig zerrissen. Ich muss heute Nacht arbeiten, und ich würde wohl keine lustige Gesellschaft abgeben.«
»Du musst auch gar keine lustige Gesellschaft abgeben. Komm einfach rüber und entspann dich ein bisschen.«
Mikael kam gegen ein Uhr nachts nach Hause. Er war müde und drauf und dran, sich einfach schlafen zu legen, aber dann fuhr er stattdessen sein iBook hoch und überprüfte seine Mailbox. Nichts Interessantes.
Dann öffnete er den Ordner »LISBETH SALANDER« und entdeckte ein ganz neues Dokument. Es trug den Namen »An MikBlom« und lag neben dem Dokument namens »An Sally«.
Es war fast ein Schock, dieses Dokument plötzlich im Computer zu entdecken. Sie ist da. Lisbeth Salander ist in meinem Computer. Vielleicht ist sie sogar im Moment eingeloggt . Er doppelklickte auf den Dateinamen.
Mikael war
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