Verdammnis
davon ab, wie oft Ekström seinen Computer benutzte. Daher hätte es noch einige Tage in Anspruch nehmen müssen, bis sämtliche Informationen auf die gespiegelte Festplatte überführt worden wären. Achtundvierzig Stunden war nicht unerhört schnell, sondern nahezu unmöglich. Lisbeth war schwer beeindruckt. Sie kontaktierte ihn über ICQ.
• Wie hast Du das hingekriegt?
• Vier Mitglieder in Ekströms Haushalt haben einen Computer. Kannst Du Dir so was vorstellen - die haben überhaupt keine Firewall. Sicherheit gleich null. Anschließen, runterladen, fertig. Ich hatte Unkosten in Höhe von 6 000 Kronen. Geht das in Ordnung für dich?
• Yep. Plus einen Bonus für die schnelle Arbeit.
Sie zögerte einen Moment, dann überwies sie per Internet 30 000 Kronen auf Plagues Konto. Sie wollte ihn auch nicht mit überzogenen Summen verhätscheln. Dann setzte sie sich auf ihren IKEA-Stuhl, Modell Verksam, und öffnete den Laptop von Ekström.
Innerhalb einer Stunde hatte sie alle Berichte gelesen, die Kriminalinspektor Jan Bublanski direkt an den Voruntersuchungsleiter geschickt hatte. Lisbeth hatte den Verdacht, dass solche Berichte laut Reglement gewiss nicht das Präsidium verlassen durften, aber dass Ekström sich einfach über derartige Bestimmungen hinwegsetzte, wenn er sich Arbeit mit nach Hause nahm - zu seinem privaten Internetanschluss ohne Firewall.
Das bewies wieder einmal die These, dass kein Sicherheitssystem besser sein kann als der blödeste Mitarbeiter. Über Ekströms Computer bekam sie nun wesentlich bessere Informationen.
Zunächst entdeckte sie, dass Dragan Armanskij zwei Mitarbeiter abgestellt hatte, damit sie sich kostenlos Bublanskis Ermittlungsteam anschlossen. Das bedeutete praktisch nichts anderes, als dass Milton Security die Arbeit der Polizei sponserte. Ihre Aufgabe war es, auf jede Weise dazu beizutragen, dass Lisbeth Salander gefasst wurde. Schönen Dank, Armanskij. Ich werd’s mir merken. Ihre Laune wurde noch finsterer, als sie sah, wer diese Mitarbeiter waren. Bohman hatte sie als etwas kantig, aber durchaus korrekt erlebt. Niklas Eriksson hingegen war eine korrumpierte Null, der seine Position bei Milton Security ausgenutzt hatte, um eine Kundin des Unternehmens zu hintergehen.
Lisbeth Salanders Moral war selektiv. Ihr selbst lag es durchaus nicht fern, die Kunden des Unternehmens zu hintergehen, vorausgesetzt, sie hatten es verdient, aber sie hätte es niemals getan, wenn sie einen Job mit entsprechender Schweigepflicht übernommen hätte.
Lisbeth entdeckte rasch, dass die Person, die Informationen zu den Medien durchsickern ließ, niemand anders war als Ekström selbst. Das ging aus seinen E-Mails hervor, in denen er weiterführende Fragen zu Lisbeths gerichtsmedizinischer Untersuchung sowie zur Verbindung zwischen Miriam Wu und ihr beantwortete.
Die dritte wichtige Erkenntnis, die sie gewann, war, dass Bublanskis Team nicht den leisesten Anhaltspunkt hatte, wo man mit der Suche nach ihr beginnen sollte. Mit einigem Interesse las sie einen Bericht, der darüber Auskunft gab, welche Maßnahmen man bis jetzt ergriffen hatte und welche Adressen man sporadisch überwachte. Die Liste war kurz. Selbstverständlich die Lundagatan, aber auch Mikael Blomkvists Adresse, Miriam Wus alte Adresse am St. Eriksplan sowie die »Mühle«, wo man sie beobachtet hatte. Verdammt, warum musste ich mich an dem Abend mit Mimmi so auffällig benehmen? Was für ein hirnrissiger Einfall.
Am Freitag hatten Ekströms Ermittler sogar die Spur zu den Evil Fingers aufgetan. Leicht zu erraten, dass man auch diese Adressen noch aufsuchen würde. Sie runzelte die Stirn. Tja, damit konnte sie die Mädchen aus der Band wohl auch aus ihrem Bekanntenkreis streichen - auch wenn sie seit ihrer Rückkehr nach Schweden ohnehin keinen Kontakt mehr mit ihnen gehabt hatte.
Je mehr sie darüber nachdachte, umso verwirrter war sie. Staatsanwalt Ekström gab allen möglichen Mist über sie an die Medien weiter. Was er damit bezweckte, war ihr sonnenklar - die Publicity kam ihm zugute und bereitete den Boden für den Tag, an dem er Anklage gegen sie erheben würde.
Aber warum hatte er den Ermittlungsbericht von 1991 nicht auch herausgegeben? Darin war doch die unmittelbare Ursache für ihre Einweisung nach St. Stefans zu finden. Warum verschleierte er diese Geschichte?
Sie ging in Ekströms Computer und durchsuchte eine Stunde lang seine Dokumente. Als sie fertig war, zündete sie sich eine Zigarette an. Sie
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