Verdammnis
seine Auffahrt erledigt hatte. Und eine weitere Minute, bis sie auf die Versicherungspapiere für ein Haus in der Nähe von Stallarholmen bei Mariefred stieß.
Um fünf Uhr morgens machte sie beim 7-Eleven-Shop an der Straßenkuppe der Hantverkargatan beim Fridhemsplan Halt. Sie kaufte sich einen Riesenstapel Billys Pan Pizza, Milch, Brot, Käse und andere Grundnahrungsmittel. Sogar eine Morgenzeitung, deren Schlagzeile sie faszinierend fand.
Gesuchte Frau schon im Ausland?
Diese Zeitung hatte sich aus unbekanntem Grund entschieden, Lisbeths Namen nicht zu nennen. Sie wurde zur »26-jährigen Frau«. Der Artikel erklärte, eine Quelle aus Polizeikreisen behaupte, dass sie sich vermutlich schon ins Ausland abgesetzt habe und in Berlin aufhalten könne. Warum sie ausgerechnet nach Berlin fliehen sollte, wurde nicht ganz klar, aber es hieß, jemand habe sie in einem »anarchofeministischen Klub« in Kreuzberg gesichtet.
Lisbeth nahm den 4er-Bus zurück nach Södermalm, wo sie in der Rosenlundsgatan ausstieg und bis Mosebacke zu Fuß ging. Sie machte sich Kaffee und aß belegte Brote, bevor sie zu Bett ging.
Sie schlief bis weit in den Nachmittag. Als sie aufwachte, schnupperte sie nachdenklich am Laken und stellte fest, dass es höchste Zeit wurde, die Bettwäsche zu wechseln. Den ganzen Samstagabend über räumte sie ihre Wohnung auf. Sie trug den Müll hinaus und sammelte alte Zeitungen in zwei großen Müllsäcken, die sie in eine Kleiderkammer im Flur stellte. Sie wusch eine Maschine Unterwäsche und T-Shirts und anschließend eine mit Jeans. Sie räumte das Geschirr in die Spülmaschine, schaltete sie ein, staubsaugte und wischte zum Schluss noch den Boden.
Um neun Uhr abends war sie völlig durchgeschwitzt. Sie ließ Wasser in die Wanne ein und goss reichlich Badeessenz dazu. Dann legte sie sich hinein, machte die Augen zu und dachte nach. Als sie wieder aufwachte, war es Mitternacht und das Wasser eiskalt. Sie stand auf, trocknete sich ab und ging zu Bett. Im nächsten Moment war sie auch schon wieder eingeschlafen.
Am Sonntagmorgen wurde Lisbeth Salander von rasender Wut gepackt, als sie ihr PowerBook hochfuhr und den Blödsinn las, den man über Miriam Wu geschrieben hatte. Ihr war ganz elend zumute, und ihr Gewissen quälte sie. Ihr war nicht klar gewesen, wie heftig man auf Mimmi losgehen würde. Dabei bestand ihr einziges Verbrechen doch darin, dass sie Lisbeths … Bekannte war? Freundin? Liebhaberin?
Sie wusste nicht recht, mit welchem Wort sie ihre Beziehung zu Mimmi beschreiben sollte, aber was auch immer das richtige Wort gewesen wäre - mittlerweile galt es garantiert nicht mehr. Sie kam wohl nicht umhin, auch Mimmi von ihrer kurzen Liste von Bekannten zu streichen. Nach all den Berichten in den Massenmedien zweifelte sie, dass Mimmi jemals wieder etwas mit der Irren Lisbeth Salander zu tun haben wollte.
Das brachte sie zur Weißglut.
Sie merkte sich den Namen von Tony Scala, dem Journalisten, der das ganze Kesseltreiben in Gang gebracht hatte. Außerdem beschloss sie, diesen schmierigen Kolumnisten mit dem gestreiften Jackett ausfindig zu machen, der in seinen Artikeln stets die Bezeichnung »Bondage-Sadomaso-Lesbe« verwendete.
Die Liste der Personen, die Lisbeth sich vorknöpfen wollte, wurde immer länger.
Aber zuerst musste sie Zala finden.
Was genau geschehen sollte, wenn sie Zala fand, wusste sie allerdings auch nicht.
Mikael wachte am Sonntagmorgen um acht Uhr vom Telefonklingeln auf. Schläfrig streckte er die Hand nach dem Hörer aus.
»Guten Morgen«, sagte Erika Berger.
»Mmm«, gab Mikael zurück.
»Bist du allein?«
»Leider ja.«
»Dann würde ich vorschlagen, dass du jetzt mal unter die Dusche gehst und Kaffee aufsetzt. In fünfzehn Minuten bekommst du Besuch.«
»Tatsächlich?«
»Von Paolo Roberto.«
»Paolo Roberto? Der Boxer?«
»Genau der. Er hat mich angerufen, und wir haben eine halbe Stunde geredet.«
»Und warum?«
»Warum er mich angerufen hat? Na ja, wir kennen uns zumindest so gut, dass wir Hallo sagen, wenn wir uns über den Weg laufen. Als er in Hildebrands Film mitgespielt hat, habe ich ihn mal getroffen und ein langes Interview gemacht. Dann sind wir uns über die Jahre immer wieder begegnet.«
»Das wusste ich ja gar nicht. Aber ich frage mich, warum er mich besuchen will.«
»Weil … ach, ich glaube, das erklärt er dir am besten selbst.«
Mikael hatte gerade fertig geduscht und eine Hose angezogen, als Paolo Roberto auch schon
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