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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Eriksplan. Sie ging bis zum Odenplan und stand kurz nach Mitternacht vor Bjurmans Adresse in der Upplandsgatan. Sie erwartete nicht, dass die Wohnung observiert wurde, aber sie bemerkte, dass ein Fenster beim Nachbarn auf derselben Etage noch erleuchtet war, also machte sie noch einen Spaziergang zum Vanadisplan. Als sie eine Stunde später zurückkam, war es dunkel in der Nachbarwohnung.
     
    Lisbeth ging auf Zehenspitzen zu Bjurmans Wohnung hinauf, ohne Licht im Treppenhaus zu machen. Mithilfe eines Teppichmessers schnitt sie vorsichtig das Band auf, mit dem die Polizei die Wohnung versiegelt hatte. Lautlos öffnete sie die Tür.
    Sie schaltete die Flurbeleuchtung ein, die man, wie sie wusste, von außen nicht sehen konnte. Dann nahm sie eine Taschenlampe und schlich sich zum Schlafzimmer. Die Jalousien waren heruntergezogen. Lisbeth ließ den Lichtkegel über das immer noch blutbefleckte Bett wandern. Sie dachte daran, dass sie selbst in diesem Bett dem Tode schon einmal ziemlich nahe gekommen war, und auf einmal erfüllte es sie mit tiefster Befriedigung, dass Bjurman endlich aus ihrem Leben verschwunden war.
    Mit ihrem Besuch am Tatort bezweckte sie, die Antwort auf zwei Fragen zu finden. Erstens war ihr die Verbindung zwischen Bjurman und Zala nicht klar. Dass es eine solche geben musste, stand für sie fest, aber in den Dateien auf Bjurmans Computer hatte sie nichts dazu finden können.
    Außerdem ging ihr noch eine zweite Frage im Kopf herum. Während ihres nächtlichen Besuchs vor zwei Wochen hatte sie festgestellt, dass Bjurman einige Unterlagen aus dem Ordner entfernt hatte, in dem er alles Material über sie aufbewahrt hatte. Die fehlenden Seiten waren ein Teil seiner Auftragsbeschreibung vom Vormundschaftsgericht, in der Lisbeth Salanders psychischer Zustand äußerst knapp umrissen wurde. Bjurman brauchte diese Seiten nicht mehr, und es war gut möglich, dass er sie einfach aussortiert und weggeworfen hatte. Dagegen sprach jedoch die Tatsache, dass Rechtsanwälte niemals Unterlagen eines noch nicht abgeschlossenen Falls wegwerfen. Die Papiere mochten so überflüssig sein, wie sie wollten - es war völlig unlogisch, sie wegzuwerfen. Trotzdem waren sie aus dem Ordner verschwunden, und sie waren auch nirgendwo anders auf seinem Schreibtisch aufgetaucht.
    Wie sie feststellen konnte, hatte die Polizei alle Ordner mitgenommen, die Unterlagen zu ihrem Fall enthielten. Zwei Stunden durchsuchte sie die Wohnung Meter für Meter, um zu prüfen, ob die Polizei etwas übersehen hatte. Irgendwann kam ihr die frustrierende Erkenntnis, dass dem nicht so war.
    In der Küche fand sie noch eine Schublade, die diverse Schlüssel enthielt. Sie fand Autoschlüssel und einen Ring mit zwei Schlüsseln, von denen einer wie ein Hausschlüssel, der andere wie ein Schlüssel für ein Vorhängeschloss aussah. Sie machte einen geräuschlosen Abstecher zum Dachboden, wo sie alle Vorhängeschlösser durchprobierte, bis sie Bjurmans Speicherabteil fand. Dort standen alte Möbel, ein Kleiderschrank mit ausrangierten Kleidern, Skier, eine Autobatterie, Bücherkartons und anderes Gerümpel. Nachdem sie nichts Interessantes hatte aufstöbern können, ging sie die Treppe wieder hinunter und betrat mithilfe des Hausschlüssels die Garage. Sie fand seinen Mercedes und hatte sich schnell vergewissert, dass sich nichts Wertvolles darin befand.
    Auf einen Besuch in seiner Kanzlei hatte sie von vornherein verzichtet. Erst vor ein paar Wochen, im Zusammenhang mit ihrem nächtlichen Besuch in Bjurmans Wohnung, war sie auch dort gewesen. Daher wusste sie, dass er das Büro seit zwei Jahren nicht mehr benutzt hatte.
    Lisbeth ging zurück in seine Wohnung, setzte sich auf das Sofa und dachte nach. Nach ein paar Minuten stand sie auf und sah noch einmal Stück für Stück die Schlüssel in der Küchenschublade durch. Eine ganze Reihe von Schlüsseln gehörte zu Patentschlössern und Sicherheitsschlössern. Schließlich fand sich noch ein ganz rostiger und altmodischer Schlüssel. Sie runzelte die Stirn. Als sie aufsah, fiel ihr Blick auf eine Küchenbank neben der Spüle, auf der Bjurman um die zwanzig Tüten mit Pflanzensamen abgelegt hatte. Sie besah sie näher und stellte fest, dass es sich um Samen für Küchenkräuter handelte.
    Er hat irgendwo ein Sommerhäuschen. Oder einen Schrebergarten. Das ist mir entgangen.
    Sie brauchte drei Minuten, um in Bjurmans Buchführung die sechs Jahre alte Rechnung einer Baufirma zu finden, die die Arbeiten für

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